DAZ aktuell

Profilierung als ökonomisch versierter Heilberuf (Eröffnung des Pharmacon Mera

MERAN (ral). Die Apotheker befinden sich derzeit in einer Art Schwebeposition. Die Auswirkungen des zum 1. Mai in Kraft getretenen Arzneimittelversorgungs-Wirtschaftlichkeitsgesetz (AVWG) sind in vielen Punkten noch nicht abschätzbar Ų und was die GKV-Reform bringen wird, ist völlig offen. Für die Präsidentin der Bundesapothekerkammer, Magdalene Linz, ist dies jedoch kein Grund, "in Larmoyanz zu verharren". In ihrer Eröffnungsrede zur 44. BAK-Fortbildungswoche in Meran sprach sie am 21. Mai davon, wie wichtig es ist, dass die Apotheker ihre Rolle als ökonomisch versierter Heilberufler wahrnehmen, und welche Möglichkeiten sie zur Stärkung dieser Rolle sieht.

Das AVWG ist nach Ansicht von Linz in seiner Intention mit einem großen Fragezeichen zu versehen. Der zu erwartende bürokratische Aufwand werde viele der Kostendämpfungsmaßnahmen wahrscheinlich zunichte machen. Andererseits sieht sie in dem Gesetz eine Möglichkeit, mit neuen Leistungsangeboten die Arzneimittelversorgung trotz strikter ökonomischer Vorgaben auf einem hohen Niveau zu halten oder sie sogar weiter zu verbessern. "Rabattvereinbarungen, Zuzahlungsbefreiung für besonders preisgünstige Arzneimittel und die Bonus-Malus-Regelung – bei all diesen neuen Regelungen wird die pharmakoökonomische Kompetenz und kommunikative Leistung der Apotheker benötigt", meinte die BAK-Präsidentin.

Als Partner von Patient und Arzt agieren

Als Partner der Patienten gehe es dabei insbesondere um zwei Punkte: Information und Aufklärung über Arzneimittel, die aufgrund ihres günstigen Preises von der Zuzahlung befreit wurden, und (ebenfalls durch entsprechende Information) Vermeidung von Aufzahlungen für Arzneimittel, die teurer sind als der Festbetrag. Darüber hinaus könne sich die Apothekerschaft bei der Umsetzung der Bonus-Malus-Regelung zum Wohle des Patienten und als Partner der Ärzte einbringen. In diesem Zusammenhang erwähnte Linz das Angebot der ABDA an die Politik, in der Festbetragsgruppe 1 die Verantwortung für die Auswahl eines preisgünstigen Arznei–mittels zu übernehmen.

Die persönliche Betreuung zählt

Mitarbeit haben die Apotheker auch für die anstehende GKV-Reform angeboten, bei der nach Einschätzung von Linz der Arzneimittelsektor wieder im Fokus der Diskussion stehen wird. "Als ökonomisch versierter Heilberuf, sind wir bereit, Verantwortung zu übernehmen. Die Betonung liegt aber ganz eindeutig auf dem Apotheker als Heilberuf", sagte sie. Dessen Bedeutung werde durch die Tatsache gestärkt, dass die Zahl der älteren, multimorbiden Patienten steige. Diese Patienten bräuchten nicht nur Unterstützung bei ihrer Arzneimitteltherapie, z. B. zur Vermeidung von Wechselwirkungen und zur richtigen Einnahme, sondern benötigten die Apotheke auch als soziale Anlaufstelle. Linz dazu: "Die persönliche Betreuung, die die Patienten in ihrer Hausapotheke erfahren, ist für mich ein entscheidender Grund dafür, dass andere Vertriebswege für Arzneimittel bislang keinen Boden gewinnen konnten."

Individuelle Verblisterung ja – industrielle nein

Einen Lösungsansatz für eine sicherere Arzneimitteltherapie für ältere multimorbide Patienten sieht die BAK-Präsidentin im Angebot der individuellen Verblisterung bzw. im Stellen von Arzneimitteln inklusive flüssiger Darreichungsformen. Dies könne problemlos durchgeführt werden und stärke die Hausapotheke. Eine klare Absage erteilte Linz dagegen der industriellen Verblisterung. Diese bedeute eine Listenmedizin, da sich das Angebot zwangsläufig auf ein überschaubares Arzneimittelsortiment beschränke und insbesondere die für ältere Patienten leichter einzunehmenden flüssigen Darreichungsformen ausschließe.

Prävention stärken

Als weitere große Säule im Gesundheitswesen, bei der sich die Apotheker als Heilberufler verstärkt einbringen können, nannte Linz die Prävention. Screening-Untersuchungen wie die Messung von Blutzucker- und Blutfettwerten, das Engagement in der Ernährungsberatung oder die Unterstützung von Antiraucherkampagnen seien Angebote, die auf Dauer im Gesundheitswesen unverzichtbar würden. Allerdings, so Linz, müssten sich die Kolleginnen und Kollegen in diesem Zusammenhang die Frage gefallen lassen, ob sie für diese Angebote auch hinreichend qualifiziert seien. Um hier mit einem Ja antworten zu können, sei es unverzichtbar, dass das gesamte Apothekenteam – und nicht nur der Apotheken–leiter – regelmäßig Fort- und Weiterbildungsangebote wahrnehme. "Wir müssen alle unser Wissen auf dem aktuellen Stand halten und unsere Kompetenz dokumentieren können", betonte Linz.

Die Apotheker befinden sich derzeit in einer Art Schwebeposition: Die Auswirkungen des AVWG sind in vielen Punkten noch nicht abschätzbar – und was die GKV-Reform bringen wird, ist völlig offen, so die Präsidentin der Bundesapothekerkammer Magdalene Linz in ihrer Eröffnungsrede zum Fortbildungskongress in Meran.

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.