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Krankheiten zu erkennen, zu lindern, zu heilen – das ist die eine Sache. Sie ist in erster Linie den Ärzten vorbehalten. Als Apotheker und Arzneimittelfachleute stehen wir hier eher in der zweiten Reihe.

Eine genauso wichtige und heute immer wichtiger werdende Rolle spielt jedoch die Vorbeugung, die Prävention: Erst gar nicht krank werden – dazu könnten die Apotheker viel beitragen. Das könnte ein Lösungsansatz in unserem Gesundheitssystem sein, das langsam an die Grenzen der Finanzierbarkeit stößt.

Dieser Gedanke ist natürlich nicht neu, aber er schien noch bis vor kurzem wenig belebt zu sein. Angesichts der bei vielen Menschen noch vorhandenen Einstellung – um meine Gesundheit muss ich mich nicht kümmern, ich lebe, wie es mir gefällt und wenn ich krank werde, hat unser Versicherungs- und Gesundheitssystem die notwendigen Mittel und Verfahren zur Reparatur zur Verfügung zu stellen – wird die Eigenverantwortung, die Krankheitsvorbeugung zum Teil sträflich vernachlässigt. Die beiden wichtigsten Präventionsparameter, die richtige Ernährung und ausreichende Bewegung, beachten viele nicht – mit den bekannten Folgen. Zwar weisen Ärzte und Gesundheitsinstitutionen immer wieder darauf hin, dass Vorbeugung das A und O ist, so richtig in die Gesellschaft eingedrungen sind die Empfehlungen nicht. Seit geraumer Zeit breitet sich der Präventionsgedanke stärker aus. So hat die Regierung erst im vergangenen Jahr ein Präventionsgesetz vorgestellt, so recht in die Gänge gekommen ist es aber bisher nicht.

Ein Blick nach Bayern zeigt, wo's lang geht. Bayerns Gesundheitsminister Schnappauf schreibt Prävention groß. So hat er im Alleingang ein generelles Rauchverbot an Bayerns Schulen für Schüler und Lehrer durchgesetzt, das ab 1. August 2006 in Kraft tritt. Auch alle Bahnhöfe und Züge in Bayern sollen rauchfrei werden. Mindestens in der Hälfte aller bayerischen Gaststätten soll es ein Rauchverbot geben. Darüber hinaus hat Bayern die Initiative "Gesund.Leben.Bayern" gestartet mit dem Ziel, die Menschen für mehr Eigenverantwortung zu sensibilisieren und zu motivieren. Die Initiative konzentriert sich dabei auf die Hauptursachen chronischer Volkskrankheiten und ihre Folgelasten: Rauchen, Alkoholmissbrauch, Bewegungsmangel und Übergewicht sowie betriebliche Gesundheitsvorsorge. Dass Apotheken erfolgreich in die Präventionsarbeit eingebunden werden können, zeigt die Aktion "Bayern light", die unter "Leichter leben in Deutschland" auf alle Bundesländer ausgedehnt ist.

Auf diesem Weg sollten wir als Apothekerinnen und Apotheker weiter gehen. Die Apotheke ist geradezu prädestiniert, die Vorbeugung voranzubringen: Sie hat traditionell eine Vertrauensbeziehung zu ihren Kunden, Apotheken sind flächendeckend über Deutschland verbreitet und öffentliche Apotheken spielen eine soziale Rolle. Durchschnittlich hat eine Apotheke 150 Kundenkontakte am Tag – ein großes Potenzial, effektive Präventionsarbeit zu leisten. Konkrete Beispiele: Machen Sie bei Präventionsaktionen mit wie z. B. den Aktionen zum Abnehmen oder zum Rauchstopp. Rufen Sie selbst Präventionsaktionen in ihrer Apotheke ins Leben, beispielsweise Diabetikerwoche mit Blutzuckeruntersuchungen, Venentestwoche, Zahnpflegewoche, Osteoporosevorbeugung und vieles mehr. Präventionsaktionen sollten eine Domäne der Apotheke werden: Sie schaffen Gesundheitsbewusstsein in der Bevölkerung und für ihre Apotheke Kundenfrequenz, Kundenbindung und letztlich auch Umsatz.

Auch in Großbritannien haben das unsere Kolleginnen und Kollegen erkannt. Dort hat das Gesundheitsministerium zusammen mit den Apotheken zur verstärkten Gesundheitsvorsorge aufgerufen. Dies führte nicht zuletzt dazu, dass der Umsatz an Lifestyle-Produkten, die der Vorbeugung dienen (Vitamin- und Mineralstoffpräparate, bestimmte Nahrungsergänzungsmittel), stark gestiegen ist.

Dabei setzt man auf der Insel nicht nur auf den Verkauf dieser Produkte, sondern auf die qualifizierte Abgabe, sprich nur mit umfassender Beratung.

Geschickter Schachzug: Apotheken wie z. B. die Bootskette gründeten einen Gesundheits-Club. Club-Mitglieder können unter verschiedenen Themenbereichen wählen, zu denen sie spezielle Informationen per Mail erhalten und kostenfreie Vorsorgeprogramme in Anspruch nehmen können.

Warum also warten, bis alles gesetzlich geregelt ist? Treiben wir die Prävention selbst weiter voran – eine bessere Profilierung können wir uns kaum vorstellen!

Peter Ditzel

Zauberwort Prävention

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