Pharmaspektrum

Organon: Neues spezialisiertes Pharmaunternehmen

ARNHEM (tmb). Im Gegenzug zum verbreiteten Übernahmetrend wird die Börsenlandschaft demnächst um ein neues Pharmaunternehmen erweitert. Der niederländische Chemie- und Pharmakonzern Akzo Nobel plant, seine beiden Arzneimittelsparten auszugliedern.

Der Konzern besteht bisher aus den vier Geschäftsfeldern Humanarzneimittel – unter der Marke Organon, Tierarzneimittel – unter der Marke Intervet, Farben und Lacke sowie sonstige Chemikalien. Künftig werden Organon und Intervet als neues Pharmaunternehmen Organon Biosciences positioniert. Der Akzo Nobel-Konzern setzte 2005 etwa 13 Milliarden Euro um, davon 2,43 Milliarden Euro mit Organon und 1,09 Milliarden Euro mit Intervet. Vor Steuern und Zinsen verdiente Organon 415 und Intervet 238 Millionen Euro.

Im zweiten Halbjahr 2006 soll ein Teil der Aktien des neuen Unternehmens an die Börse gebracht werden. Die übrigen Aktien sollen innerhalb von zwei bis drei Jahren folgen. Der genaue Zeitplan wird von Entwicklungen in der Produktpipeline abhängig gemacht.

Mehr Chancen für die Zukunft

Der designierte Vorstandsvorsitzende von Organon Biosciences, Dr. Toon Wilderbeek, stellte sich den Fragen der DAZ zu den Aussichten des neu entstehenden Pharmaunternehmens. Der Tierarzt Wilderbeek ist seit 1980 für den Akzo Nobel-Konzern tätig, war von 1994 bis 2002 Präsident von Intervet und ist seitdem Vorstandsmitglied im Gesamtkonzern. Nach seiner Einschätzung müssen große Hybridorganisationen von Zeit zu Zeit neu über ihre Struktur entscheiden.

Die Ausgliederung sei die richtige Wahl für die künftige Entwicklung des Pharmabereiches und die dort beschäftigten Mitarbeiter, weil sich so mehr Gestaltungsmöglichkeiten böten, auch in finanzieller Hinsicht.

Groß in speziellen Bereichen

Auf die Frage nach der Posi–tionierung des neuen Unternehmens im Wettbewerb zu den bereits existierenden reinen Pharmaherstellern erklärte Wilderbeek gegenüber der DAZ, Organon Biosciences sei "auf mittlere Sicht mindestens so attraktiv wie andere Pharmaunternehmen". Obwohl es kleiner als manche Wettbewerber ist, sei es in speziellen Marktsegmenten besonders gut positioniert und nehme eine sehr spezifische Wettbewerbsposition ein. Dort seien Organon und Intervet "groß" und belegten jeweils die "Plätze eins bis drei im –internationalen Vergleich". Beispiele seien Fertilitätsprodukte und die Anästhesiologie. Als weiterer wichtiger Bereich sollte die Therapie neurologischer Erkrankungen ausgebaut werden, die besonders gute Wachstumsaussichten böte. Außerdem habe das Unternehmen eine "sehr aggressive Pipeline", die gute Aussichten für überdurchschnittliches Wachstum in der Zukunft biete, beispielsweise mit Asenapin gegen Schizophrenie und Manie in Phase III und weiteren Produkten in Phase II der klinischen Entwicklung.

Zuversicht in die Pipeline

Im Impfstoffbereich sei Organon Biosciences zuversichtlich, Synergien zwischen –Human- und Veterinärmedizin mit gemeinsamen "Plattformen" erschließen zu können. In dieser Hinsicht sieht Wilderbeek das Unternehmen in einer "einzigartigen Position". Intervet sei der weltweit drittgrößte Hersteller von Tierarzneimitteln. Das Unternehmen habe lange Erfahrun–gen in der Entwicklung von Impfstoffen, insbesondere bei rekombinanten Impfstoffen. Derzeit würden Influenza-Impfstoffe besonders aufmerksam betrachtet. Ausgehend von den Erfahrungen mit Impfungen für Vögel arbeitet die Akzo Nobel-Tochter Nobilon an einem H5N1-Impfstoff für Menschen, der mit Hilfe von Zellkulturen hergestellt wird und damit schneller verfügbar wäre als ein klassischer Impfstoff aus Hühnereiern. Darüber hinaus werde an Impfungen gegen zahlreiche weitere Krankheiten geforscht.

Zudem entwickelt das neue Unternehmen eine biopharmazeutische Pipeline. Wilderbeek verwies dazu auf die Arbeit des Organon Research Center in Cambridge, USA. Innerhalb der Biotechnologie werde der Focus auf immunologischen Therapieansätzen liegen, insbesondere zur Behandlung der rheumatoiden Arthritis und für spezifische onkologische Projekte.

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