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KBV-Vorschlag: Ältere stärker belasten als Jüngere

BERLIN (ks). Der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Dr. Andreas Köhler, hat sich dafür ausgesprochen, in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) unterschiedliche Tarife einzuführen, die das Alter und Krankheitsrisiko der Versicherten berücksichtigen. Bei SPD und Union stieß der Vorschlag auf Kritik.

"Wir müssen aufhören, immer neue Schuldenberge zu schaffen und die Lasten auf die nachfolgenden Generationen zu verlagern", forderte Köhler am 9. Januar in Berlin. Die demographische Entwicklung sei eine Tatsache, mit der man lernen müsse umzugehen. Derzeit finanzierten vier Arbeitnehmer mit ihren Beiträgen einen Rentner – demnächst werde sich das Verhältnis auf drei zu eins wandeln. Köhlers Schlussfolgerung: Die ältere Generation muss in der Krankenversicherung stärker belastet werden als die jüngere.

Als langfristiges Sanierungskonzept schlägt Köhler unterschiedliche Prämien vor, die sich nach dem Krankheitszustand und dem Alter richten. Zusätzlich brauche man Altersrückstellungen innerhalb einer Generation. Denkbare Rechengrundlage wären beispielsweise die durchschnittlichen Krankheitskosten je Altersjahrgang. Kurzfristig kann man Köhler zufolge wenig tun, um die gesetzlichen Kassen zu entlasten. Der Wettbewerb werde "auf jeden Fall nicht zu den Einsparungen führen, die behauptet werden". Mit Beitragssatzsenkungen könne man ohnehin rechnen – Ziel sei es, die Beiträge stabil zu halten. Köhler betonte zudem: "Es geht uns als KBV nicht um die Abschaffung des Solidaritätsprinzips in der GKV. Im Gegenteil: Wir wollen das Solidaritätsprinzip zukunfts- und demographiefest machen."

Krankheitsrisiko nicht privatisieren

Bei Union und SPD kam der Vorschlag nicht gut an. "Prämien entsprechend dem Krankheitsrisiko lehnen wir ab", sagte die gesundheitspolitische Sprecherin der Unionsfraktion im Bundestag, Annette Widmann-Mauz. Köhler lasse außer Acht, dass die Versicherten unverschuldet Risiken in sich trügen. Das würde eine Privatisierung des Krankheitsrisikos bedeuten und lasse sich mit den Vorstellungen der Union von Solidarität nicht vereinbaren, so Widmann-Mauz. SPD-Generalsekretär Hubertus Heil sprach von einer "skandalösen Debatte". Wer versuche, das Prinzip der solidarischen Krankenversicherung aufzuweichen, "wird uns als Gegner haben", warnte er. "Wir wollen, dass Menschen, die krank werden, zukünftig auch nicht arm werden", betonte Heil.

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