Ernährung aktuell

Algen: Gemüse der Zukunft?

Was in Südostasien zum täglichen Speiseplan gehört, ist vielen Europäern noch fremd: Algen als Gemüse. Um dies zu ändern und neue Nahrungsressourcen zu erschließen, untersuchten nun Wissenschaftler auf Sylt die Nahrungstauglichkeit und möglichen Anbauformen von Nordseealgen.

Auf der Welt sind etwa 40.000 Algen bekannt, wovon 160 zum Verzehr geeignet sind. Im süd–ostasiatischen Raum werden jährlich bis zu neun Millionen Tonnen Algen verzehrt. Prof. Dr. Klaus Lüning und sein Forscherteam vom Alfred-WegenerInstitut für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven untersuchten mit Unterstützung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), ob in Zukunft einheimische Algen wie Rot- oder Braunalgen auch auf unseren Speiseplänen stehen könnten. Denn Algen, dem einzigen Gemüse, für dessen Erzeugung kein Süßwasser benötigt wird, sind nicht nur schmackhaft, sondern enthalten auch wichtige Nährstoffe wie einen überdurchschnittlich hohen Anteil an Magnesium, Kalium und Jod. Auch wäre man bei der Algenproduktion auf die ohnehin schon ausgelaugten Böden nicht angewiesen und die Pflanzen könnten sich vorteilhaft in das Kreislaufsystem zwischen Tier und Pflanze eingliedern. Ein weiterer Vorteil: Die Rotalge ist Nahrungsgrundlage für die Meeresschnecke Abalone, die teuer als Delikatesse in den südostasiatischen Raum exportiert wird.

Lüning kam in seiner Untersuchung zu dem Ergebnis, dass eine ganzjährige Massenkultivierung von Rot- und Braunalgen in Meerwassertanks in Gewächshäusern möglich ist; für eine Algenproduktion in größeren Dimensionen schlagen die Forscher vor, Schwimmseil-Meeresfarmen zu nutzen. Der Pressesprecher der DBU, Franz-Georg Elpers, betonte, dass durch die Freilandproduktion von Makroalgen nicht nur die Süßwasserreserven geschont werden, sondern auch das Sammeln von Algenbiomasse in der Natur vermieden werden kann und somit die Algenbestände im Meer geschützt sind.

Vielleicht ist es also nur noch eine Frage der Zeit, bis Menüs wie Meeräsche auf Melone und Rotalgen für den deutschen Restaurantbesucher zur Normalität geworden sind. ka

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