Arzneimittel und Therapie

Kopf-Hals-Tumoren: Europaweite Zulassung für Cetuximab

Seit Anfang April dieses Jahres ist Cetuximab (Erbitux®) europaweit in Kombination mit einer Strahlentherapie für die Behandlung bei Patienten mit lokal fortgeschrittenen Plattenepithel-karzinomen des Kopfes und des Halses (SCCHN) zugelassen. Die Zulassung basiert auf einer großen Phase-III-Studie, in der gezeigt wurde, dass Cetuximab die mediane Überlebensdauer von Patienten mit lokal fortgeschrittenem SCCHN signifikant um mehr als anderthalb Jahre verlängert.

Unter dem Begriff Kopf-Hals-Tumoren fallen maligne Erkrankungen der Lippe, der Zunge, des Mundbodens, des Nasopharynxs, des Pharynxs und des Kehlkopfes. Es handelt sich meist um Plattenepithelkarzinome (SCCHN; squamous cell carcinoma of the head and neck), die von einer Schleimhautschicht ausgehen. Sie metastasieren relativ schnell und infiltrieren umliegendes Gewebe frühzeitig. Bei Diagnosestellung sind bereits mehr als die Hälfte aller Tumore fortgeschritten und in der Regel nicht mehr heilbar. Im frühen Stadium werden chirurgische und/oder radiotherapeutische Maßnahmen eingesetzt. Je nach Tumorstadium erfolgt nach der Operation eine kombinierte Chemo- und Strahlentherapie.

Rezidive oder Fernmetastasen werden chemotherapeutisch behandelt. Mit einer Heilung ist in diesen Stadien nicht mehr zu rechnen. Mit den Standardtherapien (u. a. Cisplatin und 5-Fluorouracil, Methotrexat, Taxane) werden Remissionsraten zwischen 20 und 30% erzielt. Die durchschnittliche Überlebenszeit im fortgeschrittenen Stadium liegt zwischen fünf und acht Monaten.

Zielgerichtete Therapie mit Cetuximab

Ein neuer Therapieansatz ist die Gabe des monoklonalen Antikörpers Cetuximab (Erbitux®), da mehr als 90% der Kopf-Hals-Tumoren den epidermalen Wachstumsfaktoren EGFR (Epidermal Growth Factor Receptor) überexprimieren. Die Zulassung von Cetuximab zur Therapie des lokal fortgeschrittenen SCCHN beruht auf den Ergebnissen einer internationalen Phase-III-Studie, in der die Wirksamkeit von Cetuximab in Kombination mit einer Strahlentherapie mit der Wirkung einer alleinigen Radiotherapie verglichen wurde. In dieser Studie mit 424 Patienten wurde gezeigt, dass die kombinierte Therapie die mittlere Überlebenszeit um knapp 20 Monate verlängert (29 Monaten vs. 49 Monate).

Neben der Gesamtüberlebenszeit wurde auch die lokoregionale Tumorkontrolle durch die zusätzliche Gabe von Cetuximab signifikant verbessert. Die Hinzunahme von Cetuximab führte zu keiner Erhöhung strahlentherapeutischer Nebenwirkungen wie Mukositis oder Stomatitis. In der Kombinationsgruppe traten häufiger Infusionsreaktionen und akneähnliche Hautausschläge auf. Hautreaktionen unter Cetuximab sind bereits aus der Darmkrebstherapie bekannt (in fortgeschrittenen Stadien wird hier ebenfalls Cetuximab eingesetzt) und sind in der Regel beherrschbar.

Epidemiologie von Kopf-Hals-Tumoren

  • weltweit treten pro Jahr rund 600.000 Neuerkrankungen auf
  • in Deutschland werden jährlich ungefähr 14.000 Neuerkrankungen diagnostiziert
  • es handelt sich um die fünfthäufigste Tumorerkrankung
  • die häufigsten Erkrankungen treten zwischen dem 50. und 70. Lebensjahr auf
  • drei Viertel der Betroffenen sind Männer, ein Viertel Frauen
  • rund 50% der Tumore werden in einem fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert
  • die Fünf-Jahres-Überlebensrate liegt bei ca. 50%
  • Hautpflege während einer Therapie mit Cetuximab Die Hautveränderungen im Rahmen einer Cetuximab-Therapie laufen in mehreren Phasen ab: Phase I ist durch akneartige Hautveränderungen mit Pustelbildung gekennzeichnet (Woche 1 bis 3), Phase II durch Austrocknung und Ablösung der Pusteln (Woche 3 bis 6), Phase III durch trockene empfindliche Haut (ab Woche 6). Für jede dieser Phasen wird eine spezielle Pflege empfohlen.

    Phase I

  • Hautreinigung mit Reinigungsgelen (z. B. Dermowas®)
  • leichtes Absenken der Raumtemperatur und Erhöhen der Luftfeuchtigkeit
  • keine rückfettende Hautpflege

    Phase II

  • Reinigung der Haut mit milder Cremeseife
  • Pflege der Haut mit Lotionen (z. B. Bepanthol® Lotio)

    Phase III

  • Gesichtspflege mit Dexpanthenol-haltigen Cremes; Pflege der Kopfhaut mit Dexpanthenol-haltigen Lotionen (z. B. Bepanthol® Lotio)
  • Pflege von Brust und Rücken mit Harnstoff-haltigen Lipidlotionen (z. B. Excipial U Lipidlotio®)
  • keine unnötige Sonnenexposition, Verwenden eines hohen Lichtschutzes Quelle: Dr. T. Dirschka, Witten-Herdecke: Erbitux®-Therapie: Was Patienten für ihre Haut tun können
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