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Anzeige der Woche: "Vitamin C Privatstiftung"

(diz). Gesehen in der FAZ vom 13. April 2006: eine Zwei-Drittel-Seite große Anzeige einer in Österreich ansässigen "Vitamin C Privatstiftung", Stiftungsvorstand ist Herwig Lange. Die Stiftung geht sichtlich davon aus, dass das Heil der Menschheit in einer Hochdosengabe von Vitamin C und anderen Vitaminen liegt und beruft sich dabei auf Linus Pauling.

Der US-amerikanische Chemiker erhielt 1954 den Nobelpreis für Chemie und 1962 den Friedensnobelpreis. 1966, im Alter von 65 Jahren, begann Pauling die Ideen des Biochemikers Irwin Stone zu übernehmen, der in der Gabe großer Dosen von Vitamin C ein Mittel gegen Erkältungen sah. Pauling ging noch weiter und glaubte, dass Vitamin C auch gegen Krebs vorbeugen könne. Er selbst nahm jeden Tag etwa 18 Gramm Vitamin C zu sich. Mehrere Wissenschaftler folgten diesen Gedanken, letztlich entwickelte sich daraus die neue Disziplin der orthomolekularen Medizin.

Als Pauling 1974 emeritiert wurde, gründete er zusammen mit anderen das Institut für Orthomolekulare Medizin in Palo Alto, Kalifornien, das heute das Linus Pauling Institute of Science and Medicine ist. Heute ist das Institut allerdings von der Gabe massiver Dosen Vitamin C wieder abgekommen.

Vitamin C für alle

Die Privatstiftung Vitamin C (www.vitamincstiftung.de) hält dagegen daran fest, dass die Gabe von Vitaminen in hohen Dosen, insbesondere von Vitamin C, viele Krankheiten verhindern kann, sogar Krebs. Nur die böse Pharmaindustrie und die Gesetzgebung verhinderten die Verbreitung dieses Gedankenguts aus Sorge, die teuren anderen Arzneimittel würden überflüssig.

In der Anzeige in der FAZ heißt es: "Die Vitamin C Privatstiftung möchte für alle Bürger die Möglichkeit schaffen, Vitamine und Mineralien in Paulingschen Dosen überall zu angemessenen Preisen kaufen zu können. Darüber hinaus hat es sich die Stiftung zum Ziel gesetzt, die Behandlung von Kranken mit Vitaminen und Mineralien nach den Erkenntnissen der orthomolekularen Medizin durchzusetzen. Die Vitamin C Privatstiftung sucht eine(n) kompetente(n) Anwalt/Anwältin, der/die in der Lage ist, in der EU als auch in der Bundesrepublik durchzusetzen, dass Vitamine und Mineralien aus den USA ungehindert nach Europa eingeführt werden können, und der/die eine Abänderung der DGE-Dosierungsempfehlungen für Vitamine und Mineralien zugunsten der Paulingschen Empfehlungen erwirken kann."

Spätestens aus diesem Satz erfährt man, wo die Intentionen dieser österreichischen Privatstiftung liegen.

Die Aktion erinnert stark an die umtriebigen Aktivitäten des geschäftstüchtigen Dr. Rath, der ebenfalls mit der Gabe von Vitaminen in hohen Dosen ein weites Spektrum an Krankheiten heilen will bis hin zu Krebs (www.drrath.com). Auch Rath beruft sich dabei auf Linus Pauling. Bekanntlich steht im Hintergrund von Rath seine in den Niederlanden ansässige Firma, die zu teuren Preisen Vitaminpräparate in alle Welt verschickt. In die Schlagzeilen geriet Rath Ende 2004, als ihm vorgeworfen wurde, am Tod eines neunjährigen krebskranken Jungen mitschuldig zu sein. Seine Eltern hatten auf die Ratschläge von Rath vertraut, die schulmedizinische Behandlung bei ihrem Kind abzusetzen und nur noch die von Rath vertriebenen Mikro-Nährstoffkombinationen zu geben.

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