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Praxiserfahrung: Apothekenalltag mit der eGK

FLENSBURG (tmb). Obwohl über die nächste Testphase für die elektronische Gesundheitskarte noch verhandelt wird, stehen bereits Kartenterminals in zehn Flensburger Apotheken bereit, darunter in der Förde-Apotheke von Apotheker Dr. Stefan Heps. Hier lässt sich erleben, wie der Apothekenalltag mit der Telematik künftig aussehen könnte.

Gleich nach dem Betreten der Apotheke fällt der Blick auf das Gesundheitsterminal im schlichten skandinavischen Design, das an der Seite neben einem HV-Tisch steht und für die Kunden gut zugänglich ist. Solche Geräte von der schwedischen Firma Microlund gehören zum typischen Bild in schwedischen Apotheken. Das Terminal, das seit über einem halben Jahr in der Förde-Apotheke steht, dient bisher als Informationsmedium und Akzeptanztest für die elektronische Gesundheitskarte. Dr. Stefan Heps berichtet über viele interessierte Kunden, die auf dem Gerät einige ausgewählte Internetseiten im Zusammenhang mit dem Gesundheitswesen, der Gesundheitsvorsorge und der Telematik anwählen können. Ein Werbefilm erläutert die elektronische Gesundheitskarte. Besonders jugendliche Apothekenbesucher nutzen das Gesundheitsterminal aus eigenem Antrieb, doch biete es auch gute Gelegenheiten, um mit älteren Patienten über die neue Technik zu sprechen. Insgesamt seien die Kunden aufgeschlossen für die Telematik.

In erster Linie stehen die Terminals in den Apotheken bereit für die etwas mehr als 1200 Versicherten mit elektronischen Gesundheitskarten, die von etwa 50 Ärzten elektronische Rezepte ausgestellt bekommen könnten. In der Förde-Apotheke hat sich aber bisher erst ein Kunde mit einer solchen Karte zu erkennen gegeben – allerdings ohne Rezept. Für Dr. Heps ist dies unbefriedigend, denn er hat in eine schnelle DSL-Verbindung investiert und möchte an der Entwicklung der Telematik mitarbeiten. Daher sollte das Gerät auch genutzt werden.

Als Kunde in der Apotheke

Ein kleiner Versuch soll verdeutlichen, wie dies im Apothekenalltag aussehen könnte: Wir stellen uns die Situation der Patientin Minna Testfrau vor, die gerade mit ihrer elektronischen Gesundheitskarte die Förde-Apotheke betritt. Sie könnte ihre Karte selbst eingeben oder sich an das Apothekenpersonal wenden. Wir stecken die elektronische Gesundheitskarte in das Terminal. Es versucht eine Verbindung zum Server herzustellen, die Karte zu identifizieren, die Zugangsberechtigung über den Heilberufeausweis des Apothekers zu prüfen und die Daten zu entschlüsseln. Wir warten und sind uns einig, dass dies im Betrieb mit echten Kunden recht störend wäre. Da derzeit keine Testphase läuft, schlägt die Abfrage erwartungsgemäß fehl. Das Terminal liest die Daten daher von der Karte aus. Auf diesem Weg dauern die Überprüfungen und Entschlüsselungen wenige Sekunden, diese Zeit ließe sich im Kundengespräch gut überbrücken. Dieser Weg erscheint daher eher alltagstauglich.

Auf dem Bildschirm erscheinen inzwischen die Patientenstammdaten und die Verordnung, fast wie auf einem Papierrezept. Doch muss für jedes Arzneimittel ein eigenes elektronisches Rezept ausgestellt werden. Frau Testfrau könnte jetzt am Terminal ihr Rezept lesen, es auf der Karte belassen, löschen oder in der Apotheke einlösen und müsste sich spätestens dann an das pharmazeutische Personal wenden. Apotheker oder PTA müssten im späteren Echtbetrieb das Rezept auf dem Bildschirm lesen und ohne das gewohnte Stück Papier in der Hand zum Lagerort gehen.

In der Testphase müsste der Abgabevorgang in gewohnter Weise an der Apotheken-EDV weiterbearbeitet werden. Im späteren Echtbetrieb, wenn das Kartenterminal mit der übrigen EDV vernetzt ist, würden die Daten online übertragen. Die Kunden könnten sich dann auch wie gewohnt an einen normalen HV-Platz begeben. Mit einem zusätzlichen Kartenleser wären alle Funktionen auch in der bisherigen EDV-Hardware der Apotheke darstellbar, solange die Kunden die Verordnung nicht selbst lesen möchten. Für den Alltag erscheint dies aber sinnvoll, weil anderenfalls Kunde und Apotheker jeweils vor einem anderen Bildschirm stünden, was die persönliche Kommunikation erschweren würde. Vor der Abgabe würden die Arzneimittelpackungen zur Qualitätssicherung weiterhin abgescannt. Auch die elektronischen Rezepte würden anschließend kontrolliert wie heute die Papierrezepte.

Unser Beispiel gibt nur einen kleinen Eindruck und lässt erahnen, wie viele Fragen noch offen sind. Darum hoffen Dr. Heps und seine Flensbur-ger Kollegen, dass die nächste Testphase bald beginnen kann.

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