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Großbritannien: Smartcard für den Apotheker

LONDON (jr). Im Zeichen von Patientenservice und Effizienz setzt das Vereinigte Königreich verstärkt auf die Informationstechnologie. Über die so genannte Smartcard sollen Apotheker das entstehende E-Health-System nutzen, um den ausufernden Papierkrieg der Vergangenheit angehören zu lassen. Doch schon der Anfang gestaltet sich schwierig.

Der Ruf nach Reformen des angeschlagenen britischen Gesundheitssystems gehört in London bereits zum Alltag der politischen Debatten. Da Lösungsvorschläge wie Budgetkürzungen kaum auf Gegenliebe stoßen, baut die Regierung vor allem auf Innovations-Offensiven. Zu den ersten Projekten zählt die stufenweise Einführung der Smartcard in England. Mit der Karte erhalten Apotheker bis spätestens Ende 2007 Zugang zu dem von Ärzten und dem Nationalen Gesundheitsdienst (National Health Service – NHS) genutzten Netzwerk, um die Zusammenarbeit zwischen den Gesundheitsdienstleistern zu erleichtern. Ergebnisse von Untersuchungen zu Blutdruck, Diabetes oder Gewichtsstatus sollen über die Smartcard direkt aus den Apotheken an die Ärzte weitergeleitet werden, wodurch Doppeluntersuchungen und unnötige Kosten vermieden werden sollen.

Auch auf der Insel: das papierlose Rezept

Apotheker und Ärzte messen vor allem dem elektronischen Rezeptservice (Electronic Prescription Service – EPS) besondere Bedeutung bei, da mit der höheren Effizienz, einer geringeren Fehlerquote und dem Wegfall von derzeit 1,3 Millionen Papierrezepten pro Werktag bedeutende Einsparungen verbunden sind. Doch die lassen auf sich warten. Nur in wenigen der 10.500 englischen Apotheken steht derzeit eine Smartcard zur Verfügung, und selbst bei Vorhandensein einer Karte sind die Apotheker gezwungen, die Rezepte wieder auszudrucken, um sie beim Nationalen Gesundheitsdienst NHS abrechnen zu können.

Noch viele offene Fragen

Viele Apotheker beklagen hohe Investitionen für neue Lesegeräte, Karten, Software und die oftmals notwendige neue Computer-Hardware, wodurch mögliche Rationalisierungseffekte gerade in den ersten Jahren unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten nicht ins Gewicht fallen werden. Zudem kritisieren Apotheker, vorerst Smartcards mit Kollegen teilen zu müssen. Graham Delves, Leiter für Apotheken-IT in East Sussex, bemerkte: "Dies ängstigt mich zu Tode. Wenn Sie der Kartenhalter der Apotheke sind und ein Patient stirbt aufgrund eines Fehlers, während Sie im Urlaub weilen, sind Sie dann haftbar, weil Ihre Karte in der Maschine steckt?" Apotheker verlangen nun von den Verantwortlichen im Gesundheitsministerium Richtlinien, die nicht zuletzt auch die Verfahrensweisen bei Verlust oder Diebstahl der Smartcard regeln.

Wenngleich auch noch Fragen im Umgang mit der Smartcard oder zum damit verbundenen Datenschutz offen sind, kritisieren viele Apotheker und deren Interessenvertreter die ständigen Verzögerungen bei der Einführung der neuen Technologie. Die Gesundheitsdienstleister verweisen in diesem Zusammenhang vor allem auf das Schicksal der elektronischen Patientenkarte. Vom britischen Gesundheitsministerium als Zukunftsprojekt begrüßt, konnte London sich bis heute nicht entscheiden, ob Patientenkarten mit einem Chip zur Speicherung aller Patientendaten ausgerüstet werden sollen oder mit einem Barcode, über den auf ein Netzwerk zugegriffen werden kann. Barry Andrews, Vorsitzender des Pharmaceutical Services Negotiating Committee (PSNC) als Vertreter der Apotheker, bemerkte zu den mit den Einführungen verbundenen Problemen: "Ungelöst werden sie uns behindern, die Effektivität von Apotheken und die Gewinne für Patienten zu maximieren".

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