Arzneimittel und Therapie

Fenofibrat bei Typ 2-Diabetikern: Herzinfarktrisiko nicht wie erwartet gesenkt

Die Stoffklasse der Fibrate hat in der lipidsenkenden Therapie einen wesentlich geringeren Stellenwert als die der CSE-Hemmer. Darüber hinaus gab es bisher noch zu wenige Daten aus kontrollierten Studien, z. B. zu der Frage, ob diese Wirkstoffe das Herzinfarktrisiko verringern können. Die aus diesem Grund durchgeführte Langzeitstudie FIELD zur Effektivität und Sicherheit von Fenofibrat bei Typ-2-Diabetikern erbrachte allerdings nicht die erhofften positiven Ergebnisse.

Das Lipidprofil von Diabetikern ist typischerweise gekennzeichnet durch LDL-Cholesterin in der Nähe des Normbereiches, erhöhte Trigylceridwerte und erniedrigte HDL-Spiegel. Fibrate sind in der Lage, die Triglycerid- und HDL-Spiegel zu erhöhen, daher werden sie bei Typ 2-Diabetikern zur Normalisierung der Lipidwerte teilweise als besonders geeignet betrachtet. Im Gegensatz zu den Statinen gibt es jedoch für Fibrate bisher noch keine größeren Studien mit klinischen Endpunkten die gezeigt haben, dass diese Wirkstoffe das Risiko kardiovaskulärer Erkrankungen vermindern können. Um auf diesem Gebiet neue Erkenntnisse zu gewinnen, wurde die FIELD-Studie (Fenofibrate Intervention and Event Lowering in Diabetes) konzipiert.

Einmal täglich 200 mg Fenofibrat

Eingeschlossen wurden 9795 Typ 2-Diabetiker zwischen 50 und 75 Jahren (37% Frauen) mit Gesamtcholesterin-Spiegeln zwischen 3,0 und 6,5 mmol/l und entweder einem Quotienten aus Gesamtcholesterin und HDL von mindestens 4 oder Triglyceridspiegeln zwischen 1 und 5 mmol/l. Nicht aufgenommen wurden z. B. solche Patienten, die bereits einen Lipidsenker einnahmen oder bei denen eine klare Indikation dafür bestand. Etwa ein Fünftel (22%) der Patienten hatte eine kardiovaskuläre Erkrankung in der Vorgeschichte.

Fünf Jahre lang nahmen 4895 Patienten täglich 200 mg Fenofibrat in mikronisierter Form ein, 4900 erhielten Placebo. Die Medikation wurde gut vertragen – die Abbruchrate war in beiden Gruppen über den Studienzeitraum annähernd gleich (11 bzw. 10%). Primärer Endpunkt war das Auftreten eines koronaren Ereignisses, und zwar entweder eines nicht tödlichen Herzinfarkts oder eines Todesfalls nach koronarer Herzerkrankung.

Häufiger koronare Todesfälle unter Fenofibrat

Im Studienzeitraum trat bei 288 Patienten (5,9%) unter Placebo und bei 256 (5,2%) unter Fenofibrat ein als primärer Endpunkt definiertes Ereignis auf.

Aufgeschlüsselt entspricht dies einer signifikanten 24-prozentigen Reduktion der nicht tödlichen Herzinfarkte und einer nicht signifikanten Steigerung der Todesfälle nach koronarer Herzerkrankung unter Fenofibrat im Vergleich mit Placebo. Die Gesamtmortalität betrug in der Placebogruppe 6,6%, in der Fenofibrat-Gruppe 7,3%.

Die Lipidwerte sanken zwar in den ersten vier Behandlungsmonaten unter Fenofibrat im Vergleich zu Placebo deutlich ab (Verminderung des Gesamtcholesterins um 11%, des LDL-Cholesterins um 12%, der Triglyceride um 29%, Anstieg der HDL-Werte um 5%). Diese Unterschiede verminderten sich jedoch im Laufe des Studienzeitraums und lagen an dessen Ende nur noch bei 7%, 6%, 22% bzw. 1%. Bei einem großen Teil der Patienten wurde im Laufe der Zeit eine Therapie mit einem Lipidsenker (z. B. einem Statin) notwendig. Aber auch bei Patienten ohne eine solche Therapie waren die Lipidwerte am Ende im Mittel ähnlich den Durchschnittswerten der Gesamtpopulation der Studie.

Kombination von Statinen und Fibraten?

Obwohl die Studie von Kritikern als sehr gut konzipiert und durchgeführt bewertet worden war, erbrachten die Ergebnisse keinen klinischen Nutzen für Typ 2-Diabetiker. Lediglich eine gute Verträglichkeit von Fenofibrat – sowohl als Monotherapie als auch in Kombination – wurde gezeigt. Die Ergebnisse werden daher keine Konsequenzen für die aktuellen Empfehlungen haben, nach denen zurzeit die Statine (vor allem Simvastatin) Mittel der Wahl bei Diabetikern zur Prävention kardiovaskulärer Erkrankungen sind. Ob die Kombination eines Fibrats mit einem Statin noch einen zusätzlichen Nutzen bringen kann, werden die Ergebnisse der zurzeit laufenden ACCORD-Studie zeigen, die jedoch erst für 2010 erwartet werden.

Surftipp

Der Diabetes-Kalender

Auf der Website des Deutschen Diabetes-Zentrums Düsseldorf www.diabetes.uni-duesseldorf.de findet sich ein umfangreicher "Diabetes-Kalender" mit Terminen von Schulungen, Selbsthilfegruppen-Treffen (Schwerpunkt Nordrhein-Westfalen), Terminen von ärztlich begleiteten Diabetiker-Reisen (z. B. nach Berlin, London, New York) und nationalen und internationalen Diabetes-Kongressen. Nach entsprechender Registrierung können auch eigene Termine (z. B. der Diabetiker-Schulung in der Apotheke) eingetragen werden.

Hätten Sie's gewusst?

Lipidsenker

Fibrate senken erhöhte Blutlipide (Triglyceride und Cholesterin) und dienen zur Therapie bestimmter Hyperlipoproteinämien. Der Mechanismus der Lipidsenkung beruht überwiegend auf einer Aktivierung lipolytischer Enzyme, insbesondere der Lipoproteinlipase (LPL), wodurch es zu einem beschleunigten Katabolismus triglyceridreicher very-low-density-Lipoproteine (VLDL) und zu einem parallelen Anstieg antiatherogener high-density-Lipoproteine (HDL) kommt. In Deutschland zugelassen sind Bezafibrat, Etofibrat, Etofyllinclofibrat, Fenofibrat und Gemfibrozil.

Einnahmeempfehlung


Die Einnahme von Bezafibrat, Etofibrat und Etofyllinclofibrat sollte mit etwas Flüssigkeit unzerkaut nach den Mahlzeiten – Retarddragees nach dem Abendessen – erfolgen. Gemfibrozil sollte zum Abendessen eingenommen werden. Fenofibrat sollte zur Mahlzeit eingenommen werden, da seine Resorption durch die Nahrung erhöht wird.

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