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WIdO-Studie: GKV wird nicht durch PKV subventioniert

BERLIN (ks). Die Privaten Krankenversicherungen (PKV) und viele niedergelassene Ärzte sind sich einig: Ohne Privatpatienten würde das Gesundheitswesen noch schlechter funktionieren. Nach einer Studie des PKV-Verbandes subventionieren die privaten Kassen durch ihre höheren Arzt-Honorare das System mit jährlich 9,5 Mrd. Euro. Das Wissenschaftliche Institut der Allgemeinen Ortskrankenkassen (WIdO) hält nun dagegen. Es kommt in einer Studie zu dem Ergebnis, dass dem GKV-System ohne die PKV potenziell mehr Geld zur Verfügung stünde.

"Die Behauptung, die PKV subventioniere durch höhere Honorare die GKV, hält einer genauen Überprüfung nicht stand", sagte Dr. Johannes Leinert vom WIdO am 24. März. Die PKV-Studie beschränke sich auf die Betrachtung der Leistungsseite des Gesundheitswesens im Status quo und vernachlässige dabei die Finanzierungsseite. So sei zwar unbestritten, dass die Privatversicherten vor allem in der ambulanten ärztlichen Versorgung höhere Arzthonorare zahlen. Auch stellten diese Honorare für etliche Arztpraxen eine wichtige Einnahmequelle dar.

Der WIdO-Studie zufolge fließen die höheren Vergütungen der Privatversicherten jedoch großteils nicht dorthin, wo sie für die Gesundheitsversorgung der Gesamtbevölkerung gebraucht würden: "In Landregionen Ostdeutschlands mit Engpässen in der Hausarztversorgung kommt fast kein Cent aus den angeblichen Subventionen der PKV an", sagte WIdO-Geschäftsführer Dr. Klaus Jacobs. Das Gegenteil sei der Fall: Die wenigen Privatversicherten profitierten davon, dass die GKV zusammen mit den Kassenärztlichen Vereinigungen zusätzliche Anstrengungen unternehmen, überhaupt eine ausreichende Versorgung sicherzustellen. Subventioniert werde dagegen vor allem die fachärztliche Überversorgung in bestimmten westdeutschen Regionen. Jacobs: "Für die betroffenen Ärzte mag dies existenznotwendig sein, nicht aber für die Gesundheitsversorgung der Gesamtbevölkerung".

Die WIdO-Studie kommt zu dem Schluss, dass dem Gesundheitswesen in einem hypothetischen integrierten Versicherungssystem nicht weniger, sondern bis zu zehn Mrd. Euro mehr Mittel zur Verfügung stehen würden. Bei dem Kassen-Institut ist man überzeugt: Ohne die derzeit mögliche Einkommensselektion zwischen privaten und gesetzlichen Kassen könnten somit die Beitragssätze der GKV gesenkt und gleichzeitig das Honorarvolumen für die Leistungserbringer aufrechterhalten werden.

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