Arzneimittel und Therapie

Aus der Forschung: Impfung gegen Alzheimer

Mit dem Ansteigen der Zahl älterer Menschen wird auch die Zahl der Alzheimer-Kranken zunehmen. Schätzungen für die EU gehen heute von etwa sechs Millionen Erkrankten aus, für 2050 werden 20 Millionen erwartet. Zu dem menschlichen Leid kommen hohe Kosten für das Gesundheitswesen, da die oft körperlich recht Gesunden durchaus 20 Jahre mit der Krankheit leben können.

Bisher gibt es keine Therapie, die das Fortschreiten der Krankheit verhindert oder rückgängig macht. Der aussichtsreichste Ansatz ist die Verminderung der Amyloidbelastung des Gehirns durch Immunisierung der Patienten.

Die Europäische Kommission fördert ein Forschungsprojekt, das APOPIS (Abnormal proteins in the pathogenesis of neurodegenerative disorders) genannt wird, mit 10 Millionen Euro. Rund 40 Forschungsgruppen in ganz Europa (acht in Deutschland) versuchen, Alzheimer früh zu erkennen, zu behandeln und eventuell sogar zu verhindern.

Bei der Alzheimer-Krankheit zersetzt sich das Gehirn, es bilden sich Verklumpungen oder Plaques außerhalb der Nervenzellen und Tangles innerhalb der Nervenzellen. Zwei Eiweißstoffe, das Beta-Amyloid und das durch Beta-Amyloid gebildete Tau-Protein vergiften die Nervenzellen: Diese sterben ab, die Patienten verlieren dabei ihr Gedächtnis, ihre Biographie. Jedes alternde Gehirn enthält Beta-Amyloid. Da aber nicht bei jedem die Krankheit ausbricht, muss es natürliche Schutzfaktoren geben. Nach diesen wird nun gesucht, um sie für die Therapie zu nutzen.

Immunologische Alzheimer-Therapie

Ein Erfolg versprechender Weg sind Antikörper gegen Beta-Amyloid, die dieses möglichst aus dem Gehirn entfernen sollen. Eine Impfung gegen Alzheimer – eine verlockende Aussicht, aber noch in weiter Ferne. Im Tierversuch konnte diese schon erfolgreich praktiziert werden. An transgenen Mausmodellen führten sowohl die aktive Immunisierung mit synthetischem Beta-Amyloid als auch die Übertragung von Antikörpern gegen Beta-Amyloid zu eindrucksvollen Reduktionen der Amyloidpathologie. Neuronale Läsionen bildeten sich deutlich zurück, das gestörte Gedächtnis verbesserte sich.

Erste Studien bei Menschen mussten allerdings wegen schwerer Nebenwirkungen bei 6% der Patienten eingestellt werden. Zurzeit werden die Ursachen für diese Nebenwirkungen gesucht, um sie vermeiden zu können. Als Ursache wird eine T-Zell-aktivierende Komponente im Impfstoff angenommen, die zu einer Überreaktion des Immunsystems führte. Es konnte aber der Nachweis erbracht werden, dass die Impfung mit synthetisch hergestelltem Beta-Amyloid zur Bildung von spezifischen Antikörpern geführt hatte. Außerdem ergaben sich Hinweise auf eine Verzögerung des kognitiven Abbaus und der Progression der Alzheimer-Erkrankung als Folge der Antikörperbildung. Weitere Hinweise für die Wirksamkeit der Immunisierung waren – nach anfänglicher Abnahme – ein Anstieg des Hippokarpus-Volumens im zweiten Jahr nach der Impfung bis nahe an das Ausgangsvolumen. Bei Patienten ohne Antikörper nahm es pro Jahr um 3% ab.

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