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Hartmannbund ruft zum Ausstieg aus DMP-Verträgen auf

BERLIN (ks). Die Ärzteschaft protestiert weiterhin gegen die Gesundheitspolitik der großen Koalition. Der Vorsitzende des Hartmannbundes Dr. Kuno Winn hat die niedergelassenen Mediziner nun dazu aufgerufen, aus den Disease-Managment-Programmen (DMP) auszusteigen. Die Chroniker-Programme seien lediglich ein "Goldesel für die Kassen" Ų für die Ärzte bliebe nur ein immenser bürokratischer Aufwand. Im Bundesgesundheitsministerium (BMG) ist man empört: Der Aufruf sei "ein Versuch, das Wohl der chronisch Kranken der Interessenpolitik eines Verbandes unterzuordnen".

Seit Monaten protestieren die Ärzte gegen eine "Politik des Sparens und Verstaatlichens des deutschen Gesundheitswesens auf dem Rücken von Ärzten und Patienten". Zunächst kam es zu Praxisschließungen – nun hat der Hartmannbund zu einem Boykott der DMP-Verträge aufgerufen. "An dieser Stelle können wir dem System den Kampf ansagen, ohne unseren Patienten wehzutun", sagte Winn am 17. März. Der Ausstieg könne sowohl über eine Kündigung laufender als auch über die Ablehnung neuer Verträge erfolgen.

Ärzte: Nur Kassen profitieren

Der Ärzte-Verband beklagt, dass sich die DMP für die Krankenkassen zu "lukrativen Profitcentern mit überproportionalen Einnahmen aus dem Risikostrukturausgleich (RSA)" entwickelt hätten. Zugleich führten sie für Ärzte zu erheblichem Dokumentations- und Verwaltungsaufwand ohne zu einer Verbesserung der Patientenversorgung beizutragen. Angelika Haus, Vorsitzende des Hartmannbund-Landesverbandes Nordrhein, sagte, DMP seien "wenig mehr als Goldesel für die Kassen". Durch den flächendeckenden Ausstieg wolle man diesen "medizinisch weitgehend nutzlosen Goldesel schlachten".

BMG weist Kritik zurück

Das BMG wies die Behauptung, DMP brächten keine Verbesserung der Versorgung, als "Falschaussage" zurück. Es verwies darauf, dass die ersten Ergebnisse zur Qualitätssicherung bei DMP positiv seien. So zeigten etwa die DMP-Qualitätsberichte für Diabetes mellitus Typ 2, dass die vereinbarten Qualitätsziele weitgehend erreicht werden und die strukturierten Behandlungskonzepte den Patienten nutzen. Darüber hinaus sei es nicht richtig, dass der Ausstieg aus den DMP Patienten nicht wehtun würde. Vielmehr müssten die teilnehmenden Versicherten auf vieles verzichten – etwa auf das koordinierte Zusammenwirken der Leistungserbringer und eine abgestimmte, qualitativ hochwertige Behandlung auf dem aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisstand.

Typ-2-Diabetiker im DMP verlören zudem ihren verankerten Anspruch auf eine mindestens einmal jährliche Augenuntersuchung, auf regelmäßige Untersuchungen der Füße sowie der Nierenfunktion. Nicht zuletzt müssten Patienten auch auf finanzielle Anreize verzichten, da die Teilnahme an den Chroniker-Programmen zumeist mit Befreiungen von Zuzahlungen und der Praxisgebühr verknüpft sind. Das Ministerium wies auch den Vorwurf zurück, DMP hätten sich für die Kassen zu Profitcentern mit überproportionalen Einnahmen aus dem RSA entwickelt. Diese Aussage zeuge "von der profunden Unkenntnis des Hartmannbundes bezüglich der Funktionsweise des RSA". Die besondere Berücksichtigung im RSA von chronisch Kranken, die in einem DMP eingeschrieben sind, führe bei den Krankenkassen nicht zu Gewinnen, sondern lediglich zu einem Ausgleich für die Mehrausgaben, die die Versorgung chronisch Kranker im Vergleich zur Versorgung der durchschnittlichen Versicherten verursache.

Der Hartmannbund-Vorsitzende Dr. Kuno Winn hat die niedergelassenen Ärzte dazu aufgerufen, aus den Disease-Managment-Programmen auszusteigen. Sie seien ein "Goldesel für die Kassen" – für die Ärzte bleibe nur ein immenser bürokratischer Aufwand. Im Gesundheitsministerium ist man empört.

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