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Wer auf der diesjährigen Interpharm in Frankfurt dabei war, wird es bestätigen können: Es war eine Spitzen-Fortbildung, die dort geboten wurde. Aktuelle Themen, vielseitig beleuchtet, neueste Ergebnisse, kritisch dargeboten – es ist nicht übertrieben zu behaupten, dass es Fortbildung war, wie man sie sich wünscht. Die Teilnehmer konnten ihr Wissen auf den neuesten Stand bringen. In dieser DAZ-Ausgabe steht unser Bericht über die Fortbildungsvorträge auf der Interpharm im Mittelpunkt.

Hervorragend war der "Diabetes-Tag" auf der Interpharm. Von der Epidemiologie über den Einsatz oraler Antidiabetika, moderner Insuline und Insulinanaloga bis hin zu einer kritischen Übersicht über unkonventionelle Therapien wie Zimt und Bittermelone konnte jeder sein Wissen auf den neuesten Stand bringen. Noch häufig nicht ausreichend berücksichtigt wird der Einfluss der Magenmotorik auf den Einnahmezeitpunkt für orale Antidiabetika. Von besonderem Interesse waren auch die Überlegungen für eine bedarfsadjustierte Arzneimitteltherapie mit oralen Antidiabetika: Das Arzneimittel sollte immer dann verfügbar sein, wenn es zur Aufnahme von Glucose aus dem Darm in den Organismus kommt, es sollte eine kurze Wirksamkeit haben und eine gute Verträglichkeit. Der Vortrag zeigte Möglichkeiten, wie man dies realisieren könnte.

Nicht weniger spannend waren die Brennpunkte Osteoporose, Immunologie und Infektiologie sowie Herz- und Hirninfarkt. Viele praktische Hinweise zur Vorbeugung und zur richtigen Anwendung der Therapie, dazu eine aktuelle Bewertung der Antiosteoporotika – das stand beim Thema Osteoporose im Vordergrund.

Der Brennpunkt Immunologie/Infektiologie brachte übersichtliche Grundlagenvorträge über die Mechanismen der Erregerabwehr und über Impfstoffe gegen Viren und Bakterien. Grippe und Vogelgrippe – es ist derzeit das Thema schlechthin: Sogar das Fernsehen interessierte sich für diesen Vortrag, filmte auf der Interpharm und interviewte den Referenten. Nicht weniger spannend waren die Übersichtsvorträge über sexuell übertragbare Krankheiten und Antibiotikaresistenzen, Gebiete, die nicht unterschätzt werden dürfen.

Sie gehören zu den häufigsten Todesursachen: Myokard- und Hirninfarkt. Der Apotheker sollte Bescheid wissen, wie Akuttherapie, aber auch wie Primär- und Sekundärprophylaxe heute aussehen. Wie es zur Atherosklerose und letztlich zum Infarkt kommt, dazu gibt es heute eine neue Theorie: Während man noch vor etwa 20 Jahren die Oxidationstheorie lehrte, geht das Mainzer Konzept davon aus, dass Atherosklerose die Folge einer besonders gearteten, chronisch verlaufenden Entzündung im subendothelialen Gefäß-Bindegewebe ist. Auf der Interpharm wurde das Konzept vorgestellt.

Den Blick in die Zukunft der Arzneimittel konnten die Teilnehmer mit den Vorträgen über Innovationen und über die Pharmakogenetik werfen. Zahlreiche Arzneistoffe befinden sich derzeit in der Pipeline der forschenden Industrie. Wenn sie die Hürden der Zulassungsprozedur überstehen, wird unser Arzneischatz um potente Stoffe reicher sein.

Neue Ansätze zur Optimierung der Arzneitherapie könnte die Pharmakogenetik liefern: Wenn man weiß, welchen Einfluss Erbfaktoren auf Pharmakokinetik und -dynamik haben, könnte dies ein Ansatz sein, die Arzneitherapie individueller zu gestalten.

Die Vorträge brachten aber nicht nur Wissen für die tägliche Arbeit, letztlich veranlassten sie auch dazu, über den eigenen Lebensstil nachzudenken. Denn: Wie ein roter Faden zogen sich zwei Empfehlungen durch nahezu alle Vorträge, die deutlich machen, wie leicht (oder schwer) es ist, vielen dieser Erkrankungen vorzubeugen: mit einer gesunden, abwechslungsreichen Ernährung in Maßen und mit Bewegung. Egal ob Diabetes, Herz-Kreislauferkrankungen und Osteoporose: Wer sich gesund ernährt, nicht übermäßig isst (und trinkt) – dass Rauchen vollkommen tabu ist, muss an dieser Stelle nicht erwähnt werden – und sich ausreichend bewegt, kann den meisten dieser Erkrankungen wirkungsvoll vorbeugen. Eigentlich ganz einfach. Eigentlich. Aber manchmal scheint das Einfache das Schwierigste zu sein. Vielleicht kann jedoch das Wissen um diese einfachen Regeln der Lebensführung uns wieder mehr dazu motivieren. Und wir sollten es in Kundengesprächen weitergeben.

Viel Erfolg bei der Interpharm-Nachbereitung!

Peter Ditzel

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