Pharmaspektrum

Anzag: Spargesetze bremsen Wachstumsmöglichkeiten

Bereits das Beitragssatzsicherungsgesetz und das GKV-Modernisierungsgesetz haben das Wachstum des deutschen Arzneimittelmarktes deutlich verlangsamt, das Arzneimittelversorgungswirtschaftlichkeitsgesetz (AVWG) wird erneut als Bremse wirken, während die Rationalisierungspotenziale im Pharmagroßhandel weitgehend ausgeschöpft sind. Diese Sichtweise des Marktes präsentierte die Geschäftsführung der Andreae-Noris Zahn AG (Anzag) in ihrer Presseerklärung zur Hauptversammlung am 8. März in Frankfurt.

Im Berichtszeitraum von September 2004 bis August 2005 erwirtschaftete der Pharmagroßhändler mit 2.221 Vollzeitmitarbeitern einen um 16,8 Millionen Euro auf 3,38 Milliarden Euro gestiegenen Umsatz. Der Jahresüberschuss kletterte um 3,5 Millionen Euro auf 25,6 Millionen Euro. Die Dividende soll unverändert 1,45 Euro pro Aktie betragen. Im zurückliegenden Geschäftsjahr investierte das Unternehmen 29,5 Millionen Euro, insbesondere in die neu in Betrieb genommene Niederlassung in Rostock und ein zusätzliches Servicecenter in Leipzig. Mit der Beteiligung am drittgrößten kroatischen Pharmagroßhändler Oktal Pharma wurde die Anzag erstmals im Ausland tätig. Im Jahr 2005 setzte Oktal Pharma 125,1 Millionen Euro um.

Laut Presseerklärung der Anzag sieht sich das Unternehmen einem unverändert harten Wettbewerb im Pharmagroßhandel ausgesetzt. Trotz des konsequenten Kostenmanagements hätten die steigenden Kosten nicht ganz abgefedert werden können. Bereits durch die bisherigen Spargesetze sei die Großhandelsmarge stark reduziert worden, sodass das operative Ertragsniveau bei weitem noch nicht wieder die Größenordnung der Jahre 2001 und 2002 erreicht habe. Trotzdem sei die Anzag ein kerngesundes Unternehmen, wie die Eigenkapitalquote von 41,6 Prozent zeige.

Politik trübt Ausblick

Das AVWG werde ab April bei Apotheken und Pharmagroßhändlern zu weiteren Ertragseinbußen führen. Wie der Anzag-Vorstandsvorsitzende Dr. Thomas Trümper erläuterte, seien dem Distributionssystem für Arzneimittel in den vergangenen vier Jahren bereits über 18 Prozent seiner Mittel entzogen worden. So sei es unverständlich, dass jetzt erneut der Arzneimittelbereich im Zentrum der Sparbemühungen stehen solle, obwohl das Wachstum allein durch hochwertige und oftmals teure Innovationen verursacht werde. Es sollte stärker beachtet werden, dass diese Innovationen die Heilungschancen bei vielen Krankheiten erheblich verbessern und durch reduzierte Krankheitsdauer und damit höhere Produktivität Kosten senken. Erst der so erzielte Rückgang chronischer Invalidität ermögliche die geplante längere Lebensarbeitszeit.

Da sich das Wachstum des Arzneimittelmarktes nach einem positiven Schub vom Jahresanfang nun stark abflache, gehe der Vorstand für das laufende Geschäftsjahr insgesamt von einem rund vierprozentigen Zuwachs aus. Die Anzag habe sich zum Ziel gesetzt, angemessen am Marktwachstum zu partizipieren und die Ertragslage zu stabilisieren. Das Unternehmen verstehe sich dabei gleichzeitig als Partner der Pharmaindustrie und der Apotheken. Trümper kündigte an, die Leistungen weiter auszubauen. Dies betreffe die Effizienz der Belieferungen und die Förderung des Absatzes in den Apotheken.

Die Börse hatte möglicherweise einen optimistischeren Ausblick erwartet. Denn nachdem die Aktie an den beiden Tagen vor der Hauptversammlung stark gestiegen war, gab sie im Verlauf des Mittwochs einen Teil dieser Gewinne wieder ab.

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