Ernährung aktuell

Naturheilkunde: Zehn Tage auf Essen verzichten

Freiwilliges und bewusstes Fasten hat viele positive Auswirkungen auf den Organismus: Risikofaktoren wie erhöhte Cholesterin-, Harnsäure- und Blutfettwerte sinken und der Blutdruck kann sich normalisieren. Und kaum jemand hat wohl etwas gegen eine Gewichtsreduktion einzuwenden. Ab dem vierzigsten Lebensjahr kann eine regelmäßige Fastenkur als Prophylaxe für Gesunde empfohlen werden. Das Fasten wird aber auch therapeutisch bei zahlreichen Krankheiten eingesetzt.

Dazu gehören metabolische Erkrankungen, chronisch-entzündliche Erkrankungen, Krankheiten des Verdauungssystems, kardiovaskuläre Erkrankungen und chronische Schmerzsyndrome. Auch bei der Behandlung und Vorbeugung von Erkrankungen aufgrund von Fehlfunktionen des Immunsystems kann das Heilfasten positiv wirken.

Dazu gehören zahlreiche Autoimmunerkrankungen, wie rheumatoide Arthritis, Typ-I-Diabetes, Colitis ulcerosa und Lupus erythematodes.

Mindestens 14 Tage einplanen

Eine Fastenkur sollte mindestes 8 bis 10 Tage dauern, dazu kommen ein Entlastungstag vorher und drei Aufbautage danach. Man benötigt also mindestens zwei Wochen.

Nach dem so genannten "Entlastungstag" mit Reis, Hafer oder Obst werden 30 g Glaubersalz gelöst in einem halben Liter lauwarmem Wasser getrunken. Dann folgt ein Liter Wasser, um das nicht resorbierbare Glaubersalz im Darmlumen zu verdünnen, so durch erhöhten Druck gegen die Dickdarmwände die Peristaltik anzuregen und damit die Darmentleerung auszulösen. Da der Darm nun leer ist und kaum Peristaltik hat, verspürt man während des Fastens keinen Hunger.

Ab jetzt nimmt man keine feste Nahrung mehr zu sich. Mittags gibt es Obstsaft, nachmittags Tee mit Honig, abends Gemüsebrühe, insgesamt sollten 500 kcal nicht überschritten werden. Dazwischen Kräutertee, individuell abgestimmte Vitamine und Basenpulver (z. B. Basica Vital), das die saure Stoffwechsellage im Fasten ausgleichen soll.

Mittags gibt es einen "Leberwickel", das ist eine Wärmflasche in einem feuchten Tuch, oder einem "Heusack". Dadurch soll der Stoffwechsel der Leber angeregt werden, denn die hat jetzt viel zu tun. Die Abbauprodukte des Stoffwechsels werden in der Leber abgebaut und über den Darm, die Nieren, die Haut und die Atmungsorgane ausgeschieden. Deshalb verändern sich Körper- und Mundgeruch.

Jeden zweiten Tag muss man abführen, am besten mit Einläufen, weil im Darm fortlaufend Gallenflüssigkeit sezerniert wird, die ansonsten rückresorbiert würde. Auch Magen- und Darmschleimhautzellen schilfern fortgesetzt ab und sollten ebenfalls gemeinsam mit den abgestorbenen Darmbakterien ausgeschieden werden.

Fettvorräte schwinden

In den ersten drei Tagen werden Energiereserven wie Traubenzucker und Glycogen verbrannt, vermehrt Stresshormone ausgeschieden und das sympathische Nervensystem aktiviert. Nach drei Tagen beginnt die eigentliche Fastenphase. Am so genannten Umstellungstag sind die Kohlenhydratreserven aufgebraucht, und der Blutzuckerspiegel sinkt. Nun beginnt die Plateauphase. Jetzt werden unter parasympathischer Kontrolle Fettvorräte abgebaut. Da der Körper Fettsäuren anstelle von Glucose verbrennt, wird der Stoffwechsel sauer. Die Gemüsebrühe und ein alkalisierendes Mineralpräparat wirken dem entgegen.

Man fühlt sich wohl

Während des Fastens fühlt man sich oft sehr gut. Das liegt unter anderem an der vermehrten Serotonin-Freisetzung. Durch die Umstellung des Stoffwechsels steigen auch die Spiegel an Cortisol sowie Wachstumshormon und die Mikrozirkulation verbessert sich. Entzündungsreaktionen gehen zurück, weil keine proentzündlich wirkenden Eicosanoidvorstufen mehr aufgenommen werden. Die gesamte Allergenbelastung ist vermindert, weil keine Fremdstoffe über die Nahrungsmittel zugeführt werden. Der Darm mit seinem großen Immunsystem kommt zur Ruhe und die Darmflora verändert sich.

Eiweißabbau – erwünscht oder schädlich?

Der Körper greift beim Fasten neben den Fettdepots auch körpereigene Proteine an. Während Kritiker vor einem Abbau der Muskulatur und auch des Herzmuskels warnen, sind die Fastenärzte davon überzeugt, dass zuerst Proteine abgebaut werden, die nicht benötigt werden. Eiweiß muss beim Fasten nur in Einzelfällen supplementiert werden, zum Beispiel mit Joghurt. Chronisch Kranke erhalten zusätzlich Mikronährstoffe, kalt gepresstes Sonnenblumen- und Leinöl, um essenzielle Fettsäuren zuzuführen.

Fastenende (Fastenbrechen) und "Aufbauzeit"

Am Ende der Fastenzeit müssen sich Magen und Darm wieder langsam an feste Nahrung gewöhnen. Man beginnt mit einem Apfel, der gut gekaut wird und einer leichten Kartoffelsuppe mit Gemüse. In den nächsten Tagen folgt eine leichte ovo-lactovegetarische Vollwertkost, die man so lange wie möglich beibehalten sollte. {au}hel

Otto Buchinger und F. X. Mayr

Vor allem zwei Methoden werden heute eingesetzt: das Heilfasten nach Buchinger und das modifizierte Fasten nach F. X. Mayr. Daneben gibt es noch zahlreiche weitere Methoden, unter anderem die Schrothkur.

  • Der Arzt Dr. Otto Buchinger (1878–1966) entwickelte ein multidisziplinäres Konzept für eine ärztlich betreute, stationäre Fastentherapie, in der Physio-, Bewegungs- und Ernährungstherapie mit einem gesundheitspädagogischen Programm verbunden sind. Das Heilfasten nach Buchinger wird durch Gemüsebrühe, Obst- oder Gemüsesäfte und Honig sowie reichlich Tees und Wasser modifiziert. Der Zusatz von Buttermilch ermöglicht längere Fastenzeiten. Nach diesem Prinzip wird zum Beispiel in den Buchinger-Kliniken in Überlingen und Bad Pyrmont (buchinger.com und buchinger.de) und auf dem Tannerhof in Bayrischzell (www.tannerhof.de) gefastet.
  • Dr. F. X. Mayr, ein österreichischer Arzt, entwickelte eine aus drei Stufen bestehende "Darmsanierungskur": Die erste Stufe besteht aus einem Tee-Wasser-Fasten, die zweite aus einer Milch-Semmel-Diät und die dritte aus einer "milden Ableitungsdiät". Charakteristisch für die F.X.-Mayr-Therapie ist die spezifische Diagnostik von Magen-Darm-Störungen sowie die ärztliche manuelle Bauchbehandlung.

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.