Ernährung aktuell

Empfehlungen zur Ernährung bei Diabetes

Ziel jeder Diabetestherapie ist die weitgehende Normalisierung des gestörten Stoffwechsels. Die Expertengruppe "Diabetes und Ernährung" (DNSG) der Europäischen Diabetes-Gesellschaft (EASD) hat deshalb Ende 2004 evidenzbasierte Ernährungsempfehlungen zur Behandlung und Prävention des Diabetes mellitus herausgegeben. Aus Platzgründen werden hier nur die eigentlichen Empfehlungen wiedergegeben, Interessierte können die Kommentare und Begründungen nachlesen unter www.deutsche-diabetes-gesellschaft.de.

Auf ein normales Körpergewicht achten

  • Übergewichtige Personen (Body Mass Index > 25) sollten die Energieaufnahme reduzieren und den Energieverbrauch steigern, so dass sich der BMI auf den empfohlenen Bereich (BMI für Erwachsene: 18,5 - 24,9 kg/m2) zu bewegt.
  • Personen mit Übergewicht oder Adipositas, denen es nicht gelingt, an Gewicht abzunehmen, sollten speziell zu Maßnahmen motiviert werden, die eine weitere Zunahme an Gewicht vermeiden.
  • Für Personen mit einem BMI im empfohlenen Bereich erübrigt sich gewöhnlich eine Energieverordnung.
  • Bei Empfehlungen für die Gesamtenergieaufnahme muss der Grad körperlicher Aktivität Berücksichtigung finden.
  • Beratung zur Reduktion energiedichter Lebensmittel, besonders solcher, die viel gesättigte Fette und freie Zucker enthalten, unterstützt gewöhnlich die Gewichtsabnahme, ohne dass eine genaue Energieverordnung erforderlich wird.
  • Falls diese Maßnahmen die gewünschte Gewichtsreduktion nicht ermöglichen, kann eine gezieltere Beratung notwendig werden.

Nephropathie entscheidet über Proteinzufuhr

  • Patienten ohne Anzeichen einer Nephropathie können 10 bis 20% der Gesamtenergie in Form von Protein aufnehmen.
  • Bei Typ-1-Diabetikern mit den Merkmalen einer manifesten Nephropathie sollte die Proteinaufnahme im unteren Bereich der akzeptablen Bandbreite liegen (0,8 g/kg Normalgewicht/Tag).
  • Für Typ-1-Diabetiker mit beginnender Nephropathie (Mikroalbuminurie) und für Typ-2-Diabetiker mit manifester oder beginnender Nephropathie liegt nicht genügend Evidenz vor, um eine klare Empfehlung zur Proteinbegrenzung auszusprechen.
  • Es existiert nicht genügend Evidenz, um Empfehlungen für eine zu bevorzugende Proteinqualität zu geben.

Besser pflanzliches Fett als tierisches

  • Gesättigte und trans-ungesättigte Fettsäuren sollen zusammen unter 10% der Gesamttagesenergie liegen. Eine geringere Aufnahme (< 8% der Gesamtenergie) kann bei erhöhtem LDL-Cholesterin nützlich sein.
  • Mehrfach ungesättigte Fettsäuren sollten 10% der Gesamttagesenergie nicht überschreiten.
  • Die Gesamtfettaufnahme soll nicht über 35% der Gesamtenergie liegen.
  • Öle, die reich an einfach ungesättigten Fettsäuren sind, sind günstige Fettlieferanten. In Abhängigkeit von den individuellen Vorlieben können einfach ungesättigte Fettsäuren 10 bis 20% der Gesamtenergie ausmachen, vorausgesetzt, dass die Gesamtfettaufnahme nicht mehr als 35% der Gesamtenergiezufuhr beträgt.
  • Bei übergewichtigen Personen kann eine Fettaufnahme unterhalb von 30% die Gewichtsabnahme erleichtern.
  • Der Verzehr von zwei bis drei Portionen Fisch pro Woche und pflanzlichen Lieferanten von Omega-3-Fettsäuren (z. B. Rapsöl, Sojaöl, Nüsse und einige grünblättrige Gemüse) hilft eine angemessene Aufnahme von Omega-3-Fettsäuren sicherzustellen.
  • Die Aufnahme von Cholesterin sollte 300 mg/Tag nicht überschreiten und weiter reduziert werden, wenn das LDL-Cholesterin erhöht ist.

Kohlenhydrate reichlich verzehren

  • Die Kohlenhydrataufnahme kann zwischen 45 und 60% der Gesamtenergie liegen.
  • Für Personen mit Diabetes findet sich keine Begründung zur Empfehlung von Kostformen mit geringem Kohlenhydratanteil (siehe auch Empfehlungen zur Fettaufnahme).
  • Gemüse, Hülsenfrüchte, Obst und Getreideprodukte aus vollem Korn sollten Bestandteil der Kost von Personen mit Typ-1- und Typ-2-Diabetes sein. Wenn die Kohlenhydrataufnahme im oberen Bereich der empfohlenen Bandbreite liegt, ist es besonders wichtig, auf Nahrungsmittel hinzuweisen, die reich an Ballaststoffen sind und einen niedrigen glykämischen Index (s. DAZ Nr. 17/2005, S.77f) haben.
  • Menge, Art und Verteilung der Kohlenhydrate über den Tag sollen so gewählt werden, dass diese zu einer langfristigen normnahen glykämischen Kontrolle (HbA1c-Werte) beitragen. Bei Diabetikern mit Insulinbehandlung oder oralen Antidiabetika sollten der Zeitpunkt und die Dosierung der Medikation mit der Menge und der Art der Kohlenhydrate abgestimmt werden.

Bei Ballaststoffen darf es etwas mehr sein

  • Die Ballaststoffaufnahme sollte idealer Weise bei mehr als 40 g/Tag (oder 20 g pro 1000 kcal/Tag) liegen; die Hälfte davon sollten lösliche Ballaststoffe (Anm.: aus Obst, Gemüse und Kartoffeln) sein. Günstige Effekte sind auch schon mit niedrigeren und für manche besser zu akzeptierenden Mengen zu erlangen.
  • Der tägliche Verzehr von mindestens 5 Portionen ballaststoffreichem Gemüse oder Früchten und mindestens 4 Portionen Hülsenfrüchten pro Woche hilft, die Mindestanforderungen der Ballaststoffaufnahme zu sichern.
  • Getreideprodukte sollten, wenn immer möglich, ballaststoffreich sein und ganze Körner enthalten.

Saccharose und andere freie Zucker eher meiden

Freie Zucker sind definiert als: alle Mono- und Disaccharide, die durch Hersteller, Koch oder Verbraucher Lebensmitteln zugesetzt sind, plus die Zucker, die natürlicherweise in Honig, Sirup und Fruchtsäften vorkommen.

  • Wenn gewünscht und wenn die Blutglucosespiegel befriedigend sind, kann eine moderate Aufnahme freier Zucker (bis zu 50 g/Tag) in die Diät von Typ-1- und Typ-2-Diabetikern eingeschlossen werden.
  • Wie in der Allgemeinbevölkerung sollte die Aufnahme freier Zucker 10% der Gesamtenergie nicht überschreiten.

Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente – aber ja!

  • Nahrungsmittel, die reich an Antioxidanzien (Tocopherole, Carotinoide, Vitamin C, Flavonoide, Polyphenole, Phytinsäure), Spurenelementen und anderen Vitaminen sind, sollten empfohlen werden.
  • Diabetikern – wie der Allgemeinbevölkerung – sollte angeraten werden, die Salzaufnahme auf unter 6 g/Tag zu begrenzen. Eine weitere Begrenzung kann für diejenigen, die einen erhöhten Blutdruck haben, geeignet sein.

Alkohol in kleinen Dosen erlaubt

  • Eine moderate Alkoholaufnahme (bis zu 10 g/Tag bei Frauen und bis zu 20 g/Tag bei Männern) ist für Diabetiker, die Alkohol trinken möchten, akzeptabel.
  • Wenn Alkohol von Insulin behandelten konsumiert wird, sollte die Aufnahme wegen des potenziellen Risikos einer tiefen und lang andauernden Hypoglykämie zusammen mit einer kohlenhydrathaltigen Mahlzeit erfolgen.
  • Alkohol sollte bei Personen mit Übergewicht, Hypertonie oder Hypertriglyzeridämie begrenzt werden. Enthaltsamkeit wird empfohlen bei Frauen während der Schwangerschaft und bei Personen mit der Vorgeschichte einer Pankreatitis oder eines Alkoholabusus, beträchtlicher Hypertriglyzeridämie, fortgeschrittener Neuropathie und erektiler Dysfunktion.

Supplemente und funktionelle Lebensmittel

  • Es werden keine Empfehlungen für Supplemente und funktionelle Lebensmittel gegeben.

Empfehlungen zur Prävention

  • Die Vermeidung von Übergewicht und regelmäßige körperliche Aktivität sind Maßnahmen zur Risikominderung für die Entstehung eines Typ-2-Diabetes.
  • Gewichtsabnahme und Gewichtskonstanz bei Übergewichtigen nach Gewichtsabnahme sind entscheidende Komponenten eines Programms zur Lebensstilmodifikation, von der erwartet werden kann, dass diese das Risiko zur Entwicklung eines Typ-2-Diabetes reduziert.
  • Eine geeignete Zusammensetzung der Makronährstoffe in Kostformen, die auf die Risikominderung zur Entstehung von Typ-2-Diabetes abzielen, ist wie folgt: Gesamtfettzufuhr weniger als 30% der Energieaufnahme, gesättigte Fettsäuren kleiner als 10% der Energie, Ballaststoffaufnahme größer als 15 g pro 1000 kcal.

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