Arzneimittel und Therapie

Schizophrenie und manische Psychosen: Neuroleptika bessern die Lebensqualität

Ein zentrales Problem bei der Behandlung von Psychosen ist die Compliance. Denn die Patienten müssen langfristig Medikamente einnehmen, um das Wiederauftreten der Psychose abzuwenden. Die Compliance wird aber nur dann gut sein, wenn durch die Behandlung auch die Lebensqualität der Erkrankten wiederhergestellt wird.

Ein enge Verbindung und sogar Überschneidungen gibt es zwischen der Schizophrenie und der Manie bei bipolaren Störungen. Beide Erkrankungen haben wahrscheinlich einen genetischen Hintergrund, der sich zu überlappen scheint. Darauf deuten schon epidemiologische Untersuchungen hin: So weisen Angehörige von schizophrenen Patienten ein erhöhtes Lebenszeitrisiko auf, selbst an einer Schizophrenie zu erkranken. Zugleich aber besteht auch ein signifikant erhöhtes Risiko, eine bipolare Störung zu entwickeln, beide Erkrankungen kommen überzufällig häufig in einer Familie vor.

Ursache hierfür dürfte ein gemeinsamer genetischer Hintergrund sein, wobei es verschiedene Kandidatengene gibt, die möglicherweise für die Erkrankung verantwortlich zeichnen. Besonders gut untersucht ist das Neuroregulin-1-Gen, das sowohl bei der Schizophrenie wie auch bei der Manie pathogenetische Bedeutung besitzt. Weitere genetische Einflüsse kommen hinzu und scheinen über die Ausprägung der Störung zu entscheiden und letztlich damit auch darüber, ob sich eine Schizophrenie oder eine Manie entwickelt.

Wirksam gegen Depression und Manie

Behandelt werden sowohl schizophrene als auch manische Episoden mit Neuroleptika, wobei sich in jüngster Zeit vor allem die atypischen Neuroleptika durchsetzen. Sie weisen eine gute klinische Wirksamkeit auf und sind im Vergleich zu den konventionellen Neuroleptika deutlich besser verträglich. So verursacht der Wirkstoff Quetiapin (Seroquel®) weniger extrapyramidale Nebenwirkungen. Die Häufigkeit dieser ansonsten für den Patienten stark belastenden und ihn regelrecht stigmatisierenden Begleitreaktion vieler Neuroleptika liegt unter dem Atypikum auf Placeboniveau.

Mit Quetiapin lassen sich den Studien zufolge akute psychotische Erregungszustände gut beherrschen und seine Wirksamkeit wurde sowohl bei psychotischen wie auch manischen Episoden dokumentiert. Dabei konnte gezeigt werden, dass das atypische Neuroleptikum effektiv auf die Positiv- wie auch die Negativsymptomatik wirkt, aggressive und psychotische Symptome rasch und nachhaltig bessert und zur Affektstabilisierung führt. Es wirkt dabei nicht depressiogen wie viele konventionelle Neuroleptika, was insbesondere bei bipolaren Störungen bedeutsam ist. Gleichzeitig besitzt Quetiapin ein günstiges Nebenwirkungsprofil, was die Compliance fördert.

Probleme mit der Compliance

Entscheidend für die Compliance ist letztlich die Lebensqualität der Patienten unter der Langzeitbehandlung. Diese ist bei Patienten mit Schizophrenie oder Manie massiv eingeschränkt und das schon lange bevor erste psychotische Symptome manifest werden. Die Einschränkung der Lebensqualität ist umfassend, sie betrifft das Arbeitsleben, die Partnerschaft sowie soziale Aktivitäten, die Emotionalität und allgemein das psychische Wohlbefinden und sie ist ein wesentlicher Grund für die oft unzureichende Compliance. So ist rund die Hälfte der Patienten, die bereits mehrfach erkrankten, im ersten Jahr der Therapie non-compliant. Noch stärker ist das Problem der Non-Compliance bei Ersterkrankten, wobei in beiden Gruppen außerdem viele Patienten nur partiell compliant sind, also die Medikation einnehmen, aber nicht regelmäßig sondern mit reduzierter Dosierung oder mit so genannten drug-holidays.

Gelingt es durch die Therapie, die Lebensqualität wieder zu steigern, so stehen die Chancen auf eine zuverlässige Compliance gut. Positive Daten gibt es auch in dieser Hinsicht für Quetiapin. Der Wirkstoff führte in einer Untersuchung bei 1238 Patienten mit Schizophrenie zu einer deutlichen Steigerung der Lebensqualität, gemessen anhand der SWN-Skala (subjective well-being under neuroleptic treatment), mit der die subjektive Befindlichkeit ermittelt wird. Von einer guten Lebensqualität ist dabei ab 80 Punkten auszugehen, wobei unter Quetiapin der SWN-Wert von im Mittel 57,7 Punkten zum Zeitpunkt der Aufnahme auf 80,6 Punkte bei der Entlassung anstieg. Vergleichbare Daten liegen auch für Patienten mit Manie bei bipolarer Störung vor.

Ein zentrales Problem bei der Behandlung von Psychosen ist die Compliance. Die atypischen Neuroleptika weisen eine gute klinische Wirksamkeit auf und sind im Vergleich zu den konventionellen Neuroleptika bei der langfristigen Einnahme deutlich besser verträglich.

Atypische antipsychotische Wirksamkeit Quetiapin, ein Dibenzothiazepin, das strukturell nahe mit Clozapin verwandt ist, interagiert mit einem breiten Spektrum von Neurotransmitterrezeptoren, die mit seiner atypischen antipsychotischen Wirksamkeit in Verbindung gebracht werde. Quetiapin besitzt Affinität zu zerebralen serotonergen (5HT2)- und dopaminergen D1- und D2-Rezeptoren. Es wird angenommen, dass diese Kombination eines Rezeptorantagonismus mit höherer Selektivität für 5HT2- verglichen mit D2-Rezeptoren für die antipsychotischen Eigenschaften und das gering ausgeprägte extrapyramidal-motorische Nebenwirkungsprofil von Quetiapin mitverantwortlich ist. Quetiapin hat auch eine hohe Affinität zu histaminergen und alpha-1-adrenergen Rezeptoren und eine weniger ausgeprägte Affinität zu alpha-2-adrenergen Rezeptoren, jedoch keine nennenswerte Affinität zu muscarinischen Acetylcholin- oder Benzodiazepinrezeptoren. Zugelassen ist Quetiapin in der Therapie der Schizophrenie zur Behandlung von mäßigen bis schweren manischen Episoden. Es konnte nicht gezeigt werden, dass Quetiapin das Wiederauftreten manischer oder depressiver Episoden verhindert.

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