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Jahrbuch Sucht 2006: Weniger Zigaretten, mehr Selbstgedrehte

(sw). Die Ausgaben für Tabakwaren lagen bei knapp 23 Mrd. Euro. Der Verbrauch von Zigaretten sank 2004 um 15,8% gegenüber dem Vorjahr, der von Zigarren und Zigarillos steigt seit Jahren, im Jahr 2004 um 17%. Durch den Preisanstieg bei Zigaretten verlagerten sich die Ausgaben hin zu Feinschnitt (Anstieg um 30%). Die Tabaksteuereinnahmen betrugen 470 Mrd. Euro (Abnahme 3,3%) Ų Zahlen aus der neuesten Ausgabe des Jahrbuch Sucht, das die neuesten Statistiken zum Konsum von Alkohol, Tabak, Arzneimitteln mit Missbrauchspotenzial, illegalen Drogen, Glücksspiel und Suchtmitteln im Straßenverkehr zusammenfasst.

Beim Alkoholkonsum liegt Deutschland mit 10,1 Litern reinem Alkohol pro Kopf weiter auf hohem Niveau, im weltweiten Vergleich auf Rang fünf. Die Preise sind im internationalen Vergleich mit die niedrigsten. Die staatlichen Einnahmen aus Bier-, Schaumwein- und Spirituosensteuer betrugen 3,5 Mrd. Euro. Für Alkoholwerbung wurden 526 Mio. Euro ausgegeben. Durch riskanten Alkoholkonsum bzw. Alkohol plus Tabak sterben jährlich über 73.000 Menschen in Deutschland.

Cannabis ist seit langem die am weitesten verbreitete illegale Droge. Jede fünfte Frau und jeder dritte Mann zwischen 18 und 59 Jahren hat zumindest einmal Cannabis konsumiert. Der Anteil der Konsumenten ab etwa 15 Jahren nimmt deutlich zu, ab 23 Jahren kontinuierlich ab. 10 bis 15% aller aktuellen Konsumenten weisen einen abhängigen Cannabiskonsum auf. Die Anzahl der gelegentlichen Konsumenten illegaler Drogen, die nach ein- oder mehrmaligem Probieren den Konsum wieder einstellen, nimmt zu, der Umfang regelmäßiger Konsumenten bleibt in etwa konstant.

2004 wurden 630 Mio. Arzneimittelpackungen (= 39% aller Packungen) ohne Rezept im Rahmen der Selbstmedikation in der Apotheke gekauft, außerdem 6% in Supermärkten. 590 Mio. Verordnungen liefen über die Krankenkassen. 4 bis 5% aller verordneten Arzneimittel haben ein Missbrauchs- und Suchtpotenzial, vor allem Schlaf- und Beruhigungsmittel aus der Familie der Benzodiazepine. Trotz eines Rückgangs seit 1993 um etwa 25% reichen die verordneten Mittel aus, um 1 bis 1,1 Mio. Abhängige zu versorgen.

Die Zahl der registrierten Rauschgiftdelikte hat 2004 deutlich zugenommen, vor allem durch den gestiegenen Konsum von Cannabis, aber auch von Amphetaminen.

Die Umsatzentwicklung beim Glücksspiel ist leicht rückläufig. Die ambulante Therapienachfrage von pathologischen Spielern ist deutlich angestiegen. Die Anzahl der pathologischen Spieler wird auf 110.000 bis 180.000 geschätzt. Die größte Gruppe sind Spieler an Geldspielautomaten (gemessen an der Therapienachfrage).

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