Kommentar

Gebt Glaeske keine Chance

Vorgestern Berlin, gestern Nürnberg und heute? Mit Sicherheit bereiten die kritischen Verbrauchermagazine Wiso, plusminus, fakt und wie sie alle heißen den nächsten spektakulären Apothekentest vor. Und wieder werden Apotheken, natürlich nicht repräsentativ, getestet und dem abendlichen Publikum vorgeführt als Ort, an dem es eine schlechte oder mangelhafte Beratung erhält. Und wieder wird unser Kollege Glaeske, der sich bei allen Sendern bereits einen guten Namen als Arznei- und Pharmakritiker und GEK-Freund gemacht hat, seine Lesebrille professoral zurechtrücken und uns über deren Rand hinweg vor laufender Kamera eine gehörige Abfuhr erteilen - für unsere mangelhafte Beratung. Zwölf willkürlich herausgesuchte Nürnberger Apotheken wurden dieses Mal examiniert, manche brutal mit Einblendung des Apothekennamens vorgeführt. Das ist nicht mehr fair.

Abgesehen von den Methoden dieser Magazine: Die aufgezeichnete Beratung war sicher nicht lege artis, man hätte es besser machen können, auf jeden Fall bei der Abgabe des Kopfschmerzmittels. Wobei ich sicher bin, dass jede der "getesteten" Personen bei einem Multiple-choice-Verfahren für die Punktefortbildung jede Frage zur Abgabe von Osteoporose- oder Kopfschmerzmitteln richtig angekreuzt hätte. Das Problem im Beratungsalltag sind eher die "soft skills", also die Fähigkeiten und Fertigkeiten, wie man sein Wissen dem Kunden und Patienten bei der Beratung vermittelt, weniger das Wissen selbst.

Ich erinnere mich noch mit Schmerzen daran, als die Hauptversammlung des letztjährigen Apothekertags einen Antrag abschmetterte, der forderte, die Landesapothekerkammern mögen bei den Unterrichtsveranstaltungen während des dritten Ausbildungsabschnittes auf eine Stärkung der so genannten soft skills der zukünftigen Apothekerinnen und Apotheker hinwirken. Ich kann heute noch nicht nachvollziehen, warum die Mehrheit keine Notwendigkeit für einen solchen wichtigen Antrag sah. Das rächt sich. Ich bin überzeugt davon, dass es genau diese Fähigkeiten sind, die uns und unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern heute noch fehlen, weniger das Wissen. Nicht jeder ist ein Naturtalent in Sachen Kommunikation, Kundenansprache und Vermittlung von Wissen. Aber man kann es ein Stück weit lernen. Jedenfalls soviel, dass man sein Wissen sinnvoll und mit Augenmaß an die Frau/an den Mann bringen kann. Mein Rat für eine (noch) bessere Beratung: weiterhin am Wissen arbeiten und auf dem Laufenden halten, aber zusätzlich die Kommunikation und Wissensvermittlung trainieren - dann haben Glaeske und Co. keine Chance

Peter Ditzel

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