Kommentar

Wir kämpfen

Den deutschen Apothekerinnen und Apothekern, PTAs und PKAs ist es ernst, sehr ernst mit dem Protest gegen die geplante Gesundheits–reform. Sie spüren: Diese Reform geht ans Eingemachte! Die Auftaktveranstaltung in Leipzig hat es mehr als deutlich gezeigt: Rund 10.000 aus Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Berlin und Brandenburg hatten die Strapazen auf sich genommen, früh morgens mit Zügen und Bussen nach Leipzig zu reisen, um ihre Kritik an der Reform lautstark an die Öffentlichkeit zu tragen. Es war beeindruckend zu sehen, wie sich Apotheker und Mitarbeiter im und vorm Leipziger Hauptbahnhof sammelten, viele mit weißem Kittel bekleidet, mit Transparenten und Plakaten ausgestattet, auf denen vor den Folgen der Reform gewarnt wurden. Als sich etwa gegen 10.30 Uhr der über ein Kilometer lange Demonstrationszug, eskortiert von der Polizei, vom Bahnhof durch die Innenstadt Richtung Nikolaikirchhof in Bewegung setzte, musste eine der Hauptstraßen Leipzigs kurzfristig gesperrt werden.

Einen Erfolg konnten die Veranstalter, die Kammern und Verbände der Bundesländer sowie die Apothekengewerkschaft, noch am gleichen Tag verbuchen: Alle Regionalsender und sogar die ARD-Tagesschau berichteten von der Apothekerdemonstration. Endlich, endlich erfuhr so auch die Öffentlichkeit, dass die Reform nicht nur für die Apothekenleiter, sondern vor allem für die Apothekenangestellten und letztendlich für die Patienten und Apothekenkunden nur Nachteile bringt: Es droht der Verlust von Arbeitsplätzen durch Sparmaßnahmen, es drohen Schließungen von Apotheken in ländlichen Gebieten und Stadtrandlagen. Für die Patienten heißt dies weniger Zeit für Beratung und soziale Fragen, schlechtere Serviceleistungen, Gefahr für die flächendeckende wohnortnahe Arzneimittelversorgung rund um die Uhr.

Die Demonstration ist das eine, jetzt müssen die Sorgen der Apotheker im Berliner Gesundheitsministerium, in der Arbeitsgruppe zur Ge–sundheitsreform und in der Koali–tion ankommen. Es muss verhindert werden, dass die Apotheken ihren Kopf herhalten müssen für Rabattverträge mit der Industrie, wenn diese gar keine Rabatte geben will oder kann. Der Zwangsrabatt an die Kassen darf nicht gekürzt werden, Wettbewerb über eine verminderte Patientenzuzahlung halten wir nicht aus. Höchst- statt Festpreise ruinieren viele Apotheken. Also, alle bayerischen und baden-württembergischen Apotheker und Mitarbeiter: weiterdemonstrieren, in dieser Woche in München um 11 Uhr auf dem Odeonsplatz. Denn: Wer kämpft kann verlieren, wer nicht kämpft hat schon verloren.

Peter Ditzel

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