Öffentlichkeitsarbeit: Neuer Ansatz bei Kammern und Verbänden

HAMBURG/HANNOVER (tmb). Apothekerkammern und -verbände machen die Folgen der geplanten Gesundheitsreform zunehmend in der Öffentlichkeit deutlich und versuchen das Augenmerk weg von dem allseits diskutierten Gesundheitsfonds und hin zu den vielfach unterschätzten strukturverändernden Effekten des GKV-WSG-Entwurfes zu lenken.

Apotheker zu Händlern degradiert

Am 19. Oktober wandten sich die Apothekerkammer Hamburg und der Landesapothekerverband Niedersachsen mit Pressemitteilungen an die Medien. Demnach befürchtet Rainer Töbing, Präsident der Apothekerkammer Hamburg, langfristig eine Verschlechterung der Versorgungssituation. "Während die Öffentlichkeit nur auf den Gesundheitsfonds und die Krankenkassen schaut, raubt diese Regierung vielen Apotheken die Existenzgrundlage - und damit den Patienten ein Stück Versorgungssicherheit", erklärte Töbing.

Die ABDA erwarte innerhalb kürzester Zeit Rohertragseinbußen von rund 40 Prozent bei den Apotheken. Die Politik riskiere, dass die Arzneimittelversorgung Schaden nimmt und degradiere die Apotheker zu Händlern. Für die gewünschten Rabatt- und Vertragsverhandlungen hätten Apotheker weder Zeit noch Kraft, weil sie sich in erster Linie um die Gesundheit der Patienten kümmern würden. Daher werde die Kammer die Bürger und die Politik in den kommenden Wochen über die Folgen der geplanten Reform aufklären. "Es geht um die Sicherung eines Systems, das sehr gut funktioniert. Das darf sicherlich verbessert, aber nicht sehenden Auges zerstört werden," so Töbing.

2006 könnte niedrigere Ausgaben bringen

Unterdessen machte der Landesapothekerverband (LAV) Niedersachsen deutlich, wie das AVWG inzwischen auf die Arzneimittelpreise wirkt. So hätte die GKV von Januar bis August 2006 in Niedersachsen 1,47 Milliarden Euro für Arzneimittel ausgegeben. Dies sei eine Steigerung von 3,5 Prozent, während die Ausgaben im Vorjahreszeitraum noch um 17,6 Prozent gestiegen waren. Das geringere Wachstum mache sich vor allem seit dem zweiten Quartal bemerkbar. Seit April seien die Arzneimittelausgaben in Niedersachsen um durchschnittlich 0,8 Prozent zurückgegangen, im Juli und August hätten sie sogar unter den Vorjahreswerten gelegen. Auch bundesweit sei ein Trend zu langsamer wachsenden Arzneimittelkosten zu beobachten. Wenn sich dieser Trend fortsetze, könne für das Gesamtjahr mit geringeren Arzneimittelausgaben der GKV als im Vorjahr gerechnet werden.

Höchstpreise bringen Feilschen und Handeln

Daran zeige sich, dass das zum 1. Mai in Kraft getretene AVWG und die ab 1. Juli geltenden neuen Zuzahlungsbefreiungen für die Patienten wirken, erklärte der ABDA-Präsident und LAV-Vorsitzende Heinz-Günter Wolf. In der Pressemitteilung wird betont, dass die Apotheker "preisneutral" gestellt sind.

Dazu erklärte Wolf: "Mit einheitlichen Arzneimittelpreisen sind wir auf dem richtigen Weg. Apotheker sind in erster Linie Heilberufler und keine Kaufleute. Das muss auch in Zukunft so bleiben. Höchstpreise im Verschreibungsbereich auf Apothekenebene, so wie sie die geplante Gesundheitsreform vorsieht, machen keinen Sinn. Dann steht nicht mehr der kranke Mensch im Mittelpunkt, sondern nur das Feilschen um Preise und Rabatte."

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