Bayer und Schering bilden größtes deutsches Pharmaunternehmen

BERLIN/LEVERKUSEN (tmb). Der spannende Kampf um die Übernahme von Schering hat für Bayer ein erfolgreiches Ende gefunden. Bis zum Ablauf der Annahmefrist hat Bayer die Kontrolle über 88 Prozent der Schering-Aktien erhalten, erforderlich waren nur 75 Prozent.

Bayer hatte 42 Prozent der Schering-Aktien direkt an der Börse erworben, weitere 46 Prozent wurden dem Unternehmen aufgrund des Übernahmeangebots angedient. Die noch verbliebenen Schering-Aktionäre können Bayer ihre Aktien bis zum 6. Juli zum neuen Preis von 89 Euro anbieten.

Damit ist der Weg frei für einen Beherrschungsvertrag, der noch in diesem Jahr abgeschlossen werden soll. Die dadurch entstehende Bayer Schering Pharma AG soll in den Teilkonzern Bayer HealthCare integriert werden und ihren Sitz in Berlin haben. Einzelheiten teilten der Bayer-Vorstandsvorsitzende Werner Wenning und der amtierende Schering-Vorstandsvorsitzende Hubertus Erlen am Mittwoch in Berlin mit:

Voraussichtlich auf einer außerordentlichen Schering-Hauptversammlung im September soll die Verschmelzung beschlossen werden. Danach soll ein neuer Vorstand unter Vorsitz von Arthur Higgins, der bereits Bayer HealthCare leitet, die Führung der neuen Bayer Schering Pharma übernehmen. Dem Vorstand werden außerdem Ulrich Köstlin und Marc Rubin von Schering und Gunnar Riemann und Werner Baumann von Bayer angehören. Drei weitere Mitglieder des derzeitigen Schering-Vorstandes werden dem neuen Gremium nicht angehören. Hubertus Erlen soll stellvertretender Vorsitzender im Aufsichtsrat des neuen Unternehmens werden. Den Vorsitz des Aufsichtsrates wird Bayer-Chef Werner Wenning selbst wahrnehmen.

Wenning erklärte, der zu erwartende Preisaufschlag von 400 Millionen Euro sei angesichts der nachhaltigen Bedeutung der Übernahme gerechtfertigt. Allerdings forderte er den Gesetzgeber auf, das Übernahmerecht weiter zu verbessern. Außerdem trat Wenning den Spekulationen über den Abbau weiterer Arbeitsplätze aufgrund des erhöhten Übernahmepreises entgegen. Der Abbau von 6000 Arbeitsplätzen war jedoch bereits vor der Verteuerung der Übernahme angekündigt worden. Optimistische Pläne Mit neun Milliarden Euro Jahresumsatz wird das größte Pharmaunternehmen in Deutschland entstehen. Wenning sieht das Unternehmen "international unter den Top-10 der Pharma-Spezialisten". Die Marge vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen soll mittelfristig 25 Prozent erreichen, während sie derzeit noch 19 Prozent beträgt. Nach Einschätzung von Erlen biete sich die große Chance, "ein Pharmaunternehmen von Weltrang mit Sitz in Berlin zu schaffen".

Laut Handelsblatt vom 22. Juni dürfte der Schwerpunkt des neuen Unternehmens im Geschäft mit Spezialtherapeutika liegen, die hauptsächlich von Fachärzten verordnet werden, wie das umsatzstärkste Schering-Produkt Betaferon gegen multiple Sklerose. Geringere Bedeutung hätte demzufolge das Geschäft mit Arzneimitteln gegen häufigere Erkrankungen, die zumeist von Allgemeinärzten verordnet werden. Dagegen solle der OTC-Bereich bei Bayer weiter gestärkt werden.

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