IQWiG und Industrie weiterhin im Clinch

BERLIN (ks). Der Streit zwischen dem Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) und Pharmaherstellern schwelt weiter. Insbesondere seitdem das IQWiG seine erste Nutzenbewertung zu kurzwirksamen Analoginsulinen abgeliefert hat, übt die Industrie scharfe Kritik an den Methoden des Instituts und seinem Leiter Peter Sawicki. In einem Interview mit dem "Stern" wies Sawicki die Vorwürfe zurück.

Er kann die Angriffe der Industrie auf seine Person offenbar recht gut wegstecken. Es sei nicht das erste Mal, dass er mit unsachlichen und aggressiven Vorwürfen konfrontiert sei. Er ist nach wie vor vom Wert der ersten Nutzenbewertung seines Hauses überzeugt. Mitte Juli will der G-BA über die Konsequenzen dieser Bewertung für die Verordnungsfähigkeit der kurzwirksamen Insulinanaloga zu Lasten der GKV entscheiden.

Anders als die Industrie kann Sawicki nicht erkennen, dass eine Verordnungseinschränkung die Patientenversorgung verschlechtern wird. Dieses Argument werde von der Industrie vielmehr als Vorwand genutzt, um einen Präzendenzfall zu schaffen, so Sawicki. "Würde es ihnen gelingen nachzuweisen, dass wir mit unsauberen Methoden arbeiten, wäre es natürlich viel einfacher, zukünftige Arbeiten des IQWiG anzuzweifeln", erklärt er. Bislang sei dies jedoch nicht gelungen. Dass unter 1000 Studien zum Nutzen von Analoginsulinen lediglich sieben für die Bewertung herangezogen wurden, liege daran, dass nur diese konkret kurz wirksame Insulinanaloga mit Humaninsulin bei Typ-2-Diabetiker verglichen. Und selbst diese seien keine Langzeitstudien, wie sie das IQWiG fordert.

Sawicki zeigte sich aber zuversichtlich, dass die Firmen die unabhängige Nutzenbewertung über kurz oder lang akzeptieren werden: "Ich nehme an, dass die Industrie zukünftig stärker versuchen wird, den Nutzen ihrer Präparate zu belegen". Letztlich diene eine positive Bewertung auch den Herstellern. Sawicki kritisierte zudem, dass die Industrie in Deutschland die Preise für neue Arzneimittel selbst festlegen kann. Besser wäre es, dem Beispiel anderer Länder zu folgen und die Preise direkt mit den Herstellern zu verhandeln. Diese Aufgabe könnte Sawicki zufolge der Gemeinsame Bundesausschuss übernehmen.

Beim Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) reagierte man verärgert über das Interview. Barbara Sickmüller, stellvertretende BPI-Hauptgeschäftsführerin, sieht die gesamte Pharmaindustrie "in unsachlicher und polemischer Weise an den Pranger gestellt". Von seiner Kritik an der Bewertung zu kurzwirksamen Insulinanaloga weiche der BPI "keinen Deut" zurück.

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