Kommentar

Apothekenalltag

Die Apotheker und ihre Teams arbeiten täglich für die Arzneimittelsicherheit, beraten Patienten, klären unvollständige Verordnungen und lösen arzneimittelbezogene Probleme. In der DAZ haben wir 2003 und 2005 in umfangreichen Serien dargestellt, wie DAZ-Leser und Mitglieder des Apothekerverbandes Nordrhein dies in ihrem Alltag erlebt haben. In der vorigen Woche präsentierte die ABDA eine Studie zum gleichen Thema, aber mit einer definierten Zahl teilnehmender Apotheken und strukturierten Fragebögen.

Demnach besteht bei jedem 400. Rezept Klärungsbedarf. Meldungen einzelner DAZ-Leser würden sogar mehr Probleme erwarten lassen. Die übrigen Ergebnisse der ABDA-Studie decken sich weitgehend mit den bereits veröffentlichten Erfahrungen. Typische Probleme sind demnach Wechselwirkungen, Namensverwechslungen, fehlerhafte Angaben zu Stärken und Darreichungsformen, Handhabungsprobleme, ungeeignete Selbstmedikationswünsche und Doppelverordnungen.

Es ist erfreulich, dass sogar die "Bild am Sonntag" über die ABDA-Studie und die Arbeit der Apotheken berichtet hat. Weniger erfreulich sind die Reaktionen einzelner Ärztefunktionäre, die sich stark verstimmt zeigten. Nach den Erfahrungen der DAZ-Leser und der Mitglieder des Apothekerverbandes Nordrhein sind Ärzte dagegen oft dankbar für Hinweise aus der Apotheke. Denn auch Ärzte machen Fehler. Außerdem beruht ein Teil der Probleme auf Patienten, die ihre Ärzte nur unzureichend über ihre Probleme oder andere Behandlungen informieren. Darum ist die Aufgabenteilung von Ärzten und Apothekern sinnvoll und hat sich seit über 750 Jahren hervorragend bewährt. Sie entspricht der Forderung des modernen Qualitätsmanagements nach dem Vier-Augen-Prinzip.

Wenn es die Aufteilung zwischen Ärzten und Apothekern nicht schon längst gäbe, müsste sie im Zuge der Qualitätsmanagements spätestens jetzt eingeführt werden. Die meisten Ärzte, die im Praxisalltag stehen, dürften die Zusammenarbeit mit Apothekern zu schätzen wissen. Darüber sollten ihre Funktionäre nicht aus politischem Kalkül hinwegtäuschen. Stattdessen wäre es im Interesse der Patienten sinnvoller, die noch bestehenden Kommunikationsdefizite zwischen Ärzten, Apothekern und Patienten gezielter zu beheben. Die Praxiserfahrungen, die täglich in Apotheken zu erleben sind, können dazu viele Anregungen geben.

Thomas Müller-Bohn

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