Kommentar

Generika-Oligopoly

Eine deutliche Konzentration auf dem deutschen Generikamarkt sagen Marktbeobachter schon lange vorher. Angesichts zahlreicher Unternehmenskäufe auf internationaler Ebene und erstaunlich vieler kleiner Anbieter in Deutschland gehört nur wenig Phantasie zu dieser Prophezeiung. Doch blieb bisher offen, was das Ende der kleinen Anbieter besiegeln würde. Dies dürfte nun geklärt sein:

Durch die Möglichkeit zur Zuzahlungsbefreiung für besonders niedrigpreisige Produkte sehen sich die großen Anbieter zu massiven Preissenkungen veranlasst. Bekannte "Markengenerika" von leistungs- und damit auch lieferfähigen Anbietern werden künftig weit unterhalb der Festbeträge verfügbar sein. Sogar in diesem Segment deuten erste Signale auf einen weiteren Preiskampf unter den großen Anbietern hin. Dies spricht für einen besonders intensiven Wettbewerb, wie er in manchen Oligopolen durchaus zu finden ist - zumindest zeitweilig.

Mit diesem Schritt dürften viele kleine Generikahersteller für den Markt schlicht überflüssig werden. Denn bei gleichem Preis sind bekannte Komplettanbieter bei Ärzten, Apothekern und Patienten im Vorteil, nicht zuletzt aus Praktikabilitätsgründen. Und noch tiefere Preise dürften gerade die ganz Kleinen nicht mehr bieten können, sonst hätten sie es in dem jetzt schon harten Preiskampf am unteren Ende der Skala wohl schon längst getan.

Wie schon in anderen Ländern werden sich daher wohl bald auch in Deutschland den Generikamarkt nur noch wenige Oligopolisten teilen, die zudem international zunehmend fusionieren. Für die Apotheken und ihre Patienten ist das kurzfristig vorteilhaft, weil Versorgung, Lagerhaltung und Logistik einfacher werden und sich Aut-idem-Probleme erübrigen könnten. Die großen Anbieter werden ihre Preisnachlässe mit den Mengengewinnen teilweise kompensieren. Doch die eigentliche Ernte werden sie einfahren, wenn neue Wirkstoffe generisch verfügbar werden - und dies geschieht ständig. Dann wird es keine neuen Generika von kleinen Anbietern zu Billigstpreisen mehr geben. Dann wird wohl die andere Seite des Oligopols zum Tragen kommen: Aus Mangel an Wettbewerb dürften neue Festbeträge dann eher hoch angesetzt werden. So dürften sich die jetzt massiven Preissenkungen für die großen Generikaanbieter langfristig bezahlt machen.

Thomas Müller-Bohn

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