Apotheken im Norden steigen in die soziale Beratung ein

AUGSBURG (ks). Rund 5000 Apotheken in Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein wollen ihren Kunden künftig auch in sozialmedizinischen Fragen zur Seite stehen. Die Landesapothekerverbände der fünf Bundesländer haben mit dem "beta Institut für angewandtes Gesundheitsmanagement" und der betapharm Arzneimittel GmbH eine umfangreiche Kooperation bis zum Jahr 2010 vereinbart. Am 24. Mai stellten die Vertragspartner ihr Projekt vor.

Patienten kommen mit einer Vielzahl von Fragen in die Apotheke - diese müssen sich nicht immer um Arzneimittel ranken. Einige sind auf der Suche nach einer Selbsthilfegruppe, andere würden gerne wissen, welche finanziellen Hilfen ihnen bei einer bestimmten Erkrankung zustehen oder wie sie einen erkrankten Angehörigen unterstützen können. Die Zusammenarbeit mit betapharm soll es Apothekern nun leichter machen, ihren Kunden in solchen Fällen weiterzuhelfen. Hierzu wird ihnen betaCare, ein "Wissenssystem für Krankheit und Soziales", zur Verfügung gestellt. Dieses besteht aus mehreren Bausteinen: Am betafon beraten Experten die Apotheker individuell zu Sozialfragen.

Die betaListe und derzeit zwölf Ratgeber bieten gedruckte sozialrechtliche und psychosoziale Informationen sowie hilfreiche Adressen. Online liefert die Internet-Suchmaschine betanet umfangreiche Informationen aus demselben Bereich. Seminare und E-Learning gehören ebenfalls zum Angebot. Für die inhaltliche Qualität von betaCare bürgt das beta Institut, betapharm ist für die Verbreitung und das Marketing des Wissenssystems verantwortlich.

Betapharm-Geschäftsführer Dr. Wolfgang Niedermaier ist überzeugt: "Mit betaCare haben die Apothekerverbände nun eine optimale Informationsbasis, um belastete Patienten flächendeckend besser sozial beraten zu können". Niedermaier hofft, dass sich bald weitere Verbände der Kooperation anschließen.

Vorreiter Sachsen-Anhalt

Die Apotheker glauben ebenfalls, dass das Projekt Zukunft hat. Es soll fester Bestandteil im Hausapothekenmodell der fünf Bundesländer werden. Den Anfang macht Sachsen-Anhalt: Hier startet zum 1. Juni ein Hausapothekenmodell mit der AOK Sachsen-Anhalt, das betaCare als Modul vorsieht. Als Modellregion hat man bereits Erfahrungen mit dem Wissenssystem gesammelt:

90 Prozent der Hausapotheken Sachsen-Anhalts haben die einführenden Seminare absolviert. In vier Stunden lernt man dort, die Grundmodule von betaCare anzuwenden. Mathias Arnold, Vorsitzender des Landesapothekerverbands Sachsen-Anhalt betonte die gesundheitspolitische Bedeutung des Projekts für die Apotheker: "Aus unserer täglichen Arbeit wissen wir um die Belastung gerade unserer älteren und chronisch kranken Patienten mit sozialen Problemen. Oft gibt es sogar eine Lösung, doch der Patient kann das eigentliche Problem nicht eingrenzen und findet so auch nicht den richtigen Ansprechpartner. Hier können die Apotheken vor Ort jetzt besser helfen."

Matthias Clasen, Geschäftsführer des Landesapothekerverbands Sachsen-Anhalt, erläuterte, dass sich das Beratungsprojekt als eine Vorstufe zum Case-Management verstehe. So ist auch eine einwöchige Schulung vorgesehen, bei der noch stärker ins Sozialrecht eingestiegen wird. Die jeweiligen Apothekerverbände organisieren und finanzieren die von den Apothekerkammern zertifizierten Seminare. Allein für das Jahr 2006 sind 100 Seminare vorgesehen.

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