IQWiG-Hochrechnungen: Mehr als 7000 Vioxx-Geschädigte in Deutschland?

KÖLN (iqwig/ks). Durch Einnahme des Schmerzmittels Vioxx sind in Deutschland schätzungsweise 7092 Patienten erkrankt oder verstorben. Zu diesem Ergebnis kommt eine am 17. März veröffentlichte Arbeit des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).

Im September 2004 wurde Vioxx vom Markt genommen, nachdem eine Studie gezeigt hatte, dass das Präparat Herzinfarkte, Thrombosen und Schlaganfälle verursachen kann. Nun hat das IQWiG berechnet, wie viele Patienten in Deutschland durch die Einnahme des Schmerzmittels einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erlitten haben. Grundlage hierfür ist zum einen die VIGOR-Studie (Vioxx Gastrointestinal Outcomes Research). In dieser wurden Vioxx und Naproxen an rund 8000 Patienten miteinander verglichen und die Zahl der unter beiden Medikamenten aufgetretenen unerwünschten Ereignisse ermittelt. Daneben wurden Verordnungsdaten des Wissenschaftlichen Institutes der AOK (WIdO) herangezogen.

Anhand der in Deutschland zwischen Januar 2001 und November 2004 verschriebenen Tagesdosen beider Medikamente errechneten die IQWiG-Wissenschaftler die Zahl der erwartungsgemäß unter Vioxx und unter Naproxen aufgetretenen Herzinfarkte und Schlaganfälle. Die Differenz zwischen beiden Werten ergibt die erwartete Anzahl der durch Vioxx geschädigten Patienten von 7092. Das Institut räumt allerdings ein, dass die Schätzung nur bedingt zuverlässig ist. Sehr sicher ist hingegen, dass die Zahl der Geschädigten zwischen 2004 und 15.416 liegt.

"Wir haben sehr zurückhaltend geschätzt", kommentierte IQWiG-Leiter Prof. Dr. Peter Sawicki das Ergebnis. So seien bei der VIGOR-Studie Patienten mit einem hohen kardiovaskulären Risiko weitgehend ausgeschlossen gewesen. Zudem sei inzwischen bekannt, dass drei Herzinfarkte unter Vioxx nicht berichtet wurden. Auch beziehen sich die IQWiG-Berechnungen nur auf gesetzlich Versicherte. "Wenn wir davon ausgehen, dass die Privatversicherten eher häufiger mit dem relativ teuren neuen Medikament behandelt wurden, so dürfte die Zahl der potenziell Geschädigten wohl noch rund 20 Prozent höher liegen", so Sawicki.

Die IQWiG-Autoren kritisierten, dass bei Vioxx frühzeitige Warnhinweise einzelner Wissenschaftler ignoriert worden waren. Dies gelte auch für die noch auf dem Markt befindlichen Coxibe. Eine kürzlich publizierte systematische Übersicht zeige für das Präparat Celebrex (Celecoxib) ein ähnlich hohes Gefährdungspotenzial hinsichtlich des Herzinfarktrisikos wie für Vioxx.

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