BPI würdigt Apotheker als wichtige Partner im Selbstmedikationsmarkt

BERLIN (ks). Seit gut zwei Jahren werden rezeptfreie Arzneimittel nur noch in Ausnahmefällen von der GKV erstattet. Die Hersteller dieser Präparate sind daher auf einen funktionierenden Selbstmedikationsmarkt angewiesen. Damit gewinnt auch die Zusammenarbeit der Unternehmen mit Apotheken immer mehr an Bedeutung. Die Fachabteilung Selbstmedikation beim Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) setzt dabei vor allem auf die Beteiligung an Apotheken-Kooperationen.

Für die BPI-Mitgliedsunternehmen ist der OTC-Arzneimittelmarkt von besonderer Bedeutung: Aktuell sind 71 Prozent der von ihnen abgesetzten Medikamente rezeptfrei - Tendenz steigend. Der Umsatzanteil der OTC-Präparate am Gesamtumsatz der BPI-Unternehmen beläuft sich auf 38 Prozent. Im gesamten Arzneimittelmarkt machen OTC-Präparate nur 55 Prozent des Absatzes aus und generieren lediglich 19 Prozent des Umsatzes. Trotz der Schwierigkeiten, die das GMG für die OTC-Branche mit sich gebracht hat, gibt man sich zuversichtlich. Mit einem Umsatzzuwachs von 0,2 Prozent im vergangenen Jahr wächst der OTC-Markt zwar langsamer als erwartet. Doch betrachtet man den erweiterten Selbstmedikationsmarkt, der zusätzlich diätetische Lebens- und Nahrungsergänzungsmittel umfasst, liegt das Umsatzplus bereits bei 4,4 Prozent.

Bewährte Arzneimitteldistribution erhalten

Dr. Stefan Plantör, Leiter des Fachbereichs Selbstmedikation beim BPI, machte bei der OTC-Mitgliederversammlung am 14. März in Berlin die Ziele seiner Abteilung deutlich: An vorderster Stelle steht eine intensive Kooperation mit der Apothekerschaft. Nur apothekenexklusive Produkte seien ein Garant für höchste Qualität und adäquate Beratungsleistung. Für Plantör ist dies "aktiver Verbraucherschutz". Daher unterstützt der BPI auch unverändert das bewährte Arzneimitteldistributionssystem mit der Aufgabenteilung zwischen Hersteller, Großhandel und Apotheke. Darüber hinaus setzt sich die Fachabteilung für den Erhalt der freien Preisgestaltung ein und fordert, dass Krankenkassen rezeptfreie apothekenpflichtige Arzneimittel als zusätzliche Satzungsleistung anbieten sollten.

Kooperationen auf dem Vormarsch

Die Apotheken haben sich für die Hersteller als "robuste Spieler im Markt der Selbstmedikation" erwiesen. Mit weitgehend stabilen Preisen, qualitativem Marktwachstum, verstärkter Kundenorientierung und optimierter Sicht-Freiwahl von Produkten gestalten sie den Umwandlungsprozess hin zum Dienstleister offensiv, lobt der BPI. Dazu gehört auch, dass sich immer mehr Apotheken Einkaufs- und/oder Marketing-Kooperationen anschließen. Nach einer Erhebung von IMS Health aus dem Juli vergangenen Jahres sind mittlerweile 48 Prozent aller Apotheken Mitglied in einer oder mehreren Kooperationen. Von den großen Apotheken mit einem Umsatz von mehr als zwei Millionen Euro im Jahr sind sogar 67 Prozent in einer Kooperation aktiv. Bei den kleinen Apotheken mit einem Jahresumsatz von weniger als 1 Million Euro sind es hingegen nur 34 Prozent.

Derzeit wird die Entwicklung der Apotheken-Kooperationen erneut von IMS Health analysiert - die frischen Daten werden im Frühjahr erwartet. Es ist davon auszugehen, dass mittlerweile noch mehr Apotheken in Kooperationen eingestiegen sind. So hat etwa die Einkaufs- und Marketing-Kooperation EMK des Großhändlers v.d. Linde-Arzneimittel seine Mitgliederzahl seit dem vergangenen Sommer gut verdoppeln können - 1050 Apotheken arbeiten mittlerweile mit der EMK zusammen. Wesentlich geprägt wird der Markt von sechs Kooperationen: Allen voran die MVDA (Phoenix), in der 15 Prozent der gut 21.300 Apotheken vertreten sind. Es folgen Commitment (GEHE) mit 12 Prozent, Meine Apotheke (Sanacorp) mit 8 Prozent sowie EMK, Vivesco (Anzag) und Parmapharm mit jeweils 4 Prozent Marktanteil. Von IMS Health analysierte Abverkaufsinformationen belegen, dass es sich für die Hersteller lohnt, sich in Kooperationen zu engagieren: Mit Hilfe von Promotion-Maßnahmen lässt sich der Absatz bestimmter Produkte spürbar steigern.

Kooperation ist nicht gleich Kooperation

Ulrich von der Linde von der EMK zeigte allerdings auch auf, dass Kooperation nicht gleich Kooperation ist. Hersteller sollten darauf achten, dass sie sich an einem fairen Modell beteiligen, das für Apotheker und Industrie eine Win-Win-Situation herstellt. Abzuraten ist etwa von "Beliebigkeits-Modellen", die dem Apotheker zwar von der Industrie bezahlte Vorteile zukommen lassen, ihn aber nicht zu einer aktiven Verkaufsförderung verpflichten. Auch vor "Drücker-Modellen" warnt von der Linde: Hier erhält der Apotheker Warenpakete zu günstigen Konditionen, muss sich aber selbst um den Abverkauf kümmern und hat auch keine Rückgabemöglichkeit.

Schlecht sieht es für Apotheker auch aus, wenn sie sich von Zukunftsängsten geleitet in "Knebel-Modellen" einfangen lassen: In diesen wird das Marketing-Budget der Apotheke nicht mehr zur Stärkung der eigenen Marke eingesetzt, sondern für die Marke der Kooperation. Die Industrie wird in diesen Konzepten mit der Drohung konfrontiert, dass ihre Sortimente "auf Knopfdruck" der Kooperations-Zentrale ausgetauscht werden können. Von der Linde ist überzeugt: Noch haben die führenden OTC- und Generika-Hersteller die historische Chance durch ungleiche Behandlung ungleicher Konzepte die - noch junge - Entwicklung der Kooperationen im deutschen Markt in eine Richtung zu steuern, die auch ihrem Unternehmenszielen entspricht.

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