Kommentar

"Pille danach" - vom Apotheker

Seit drei Jahren liegt ein Antrag von Hexal, Hersteller der "Pille danach", beim Bundesgesundheitsministerium auf Eis: Entlassung des Levonorgestrel-Präparats Duofem (jetzt Unofem) aus der Verschreibungspflicht. Das Präparat wird zur hormonellen postkoitalen Verhütung eingesetzt. Nimmt die Frau das Präparat in den ersten zwölf Stunden nach einem ungeschützten Verkehr ein, verhindert das Präparat zuverlässig die Verschmelzung von Samen- und Eizelle. Um es deutlich zu sagen: Es ist also kein Abtreibungsmittel, sondern ein Verhütungsmittel, postkoital. Hat sich ein befruchtetes Ei in die Gebärmutter erst mal eingenistet, kann ihm die Pille danach nichts mehr anhaben. Das Präparat ist nach Aussagen der Experten sicher und gut verträglich. Was also spricht dagegen, dieses Präparat aus der Verschreibungspflicht zu entlassen und von geschulten Apothekern abgeben zu lassen?

Die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe und der Pro-familia-Bundesverband haben dieses Thema jetzt erneut an die Öffentlichkeit gebracht, sichtlich um Bewegung in das ruhende Verfahren zu bringen. Die Weltgesundheitsorganisation sieht die postkoitale Methode als sichere und gut verträgliche Methode an, die Erfahrungen in den zahlreichen Ländern, in denen die Pille danach bereits vom Apotheker abgegeben werden darf, sind durchwegs positiv. Beispiel England: Seit 2001 dürfen dort zuvor geschulte Apotheker dieses Präparat abgeben, wenn sie zur Abgabe ein persönliches Beratungsgespräch mit der Frau führen. Ähnlich in der Schweiz, wo die Pille danach seit 2002 ohne Rezept in der Apotheke erhältlich ist. Befürchtungen, Frauen würden angesichts dieser Option nachlässiger mit der Verhütung umgehen, haben sich nach den vorliegenden Erfahrungen nicht bestätigt. Allerdings ist auch keine wesentliche Reduktion der Schwangerschaftsabbrüche zu verzeichnen.

Pro familia und die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe sprechen sich deutlich für die rezeptfreie Abgabe in der Apotheke aus. Der Berufsverband der Frauenärzte scheint noch nicht so weit zu sein und fordert den vorherigen Gang zum Frauenarzt.

Die notwendige Beratung zur Abgabe der Pille danach könne der Apotheker nicht in Schnellkursen erlernen, so die gängige Meinung. Ich denke, wir sollten spätestens jetzt deutlich machen, dass wir Apotheker dies anders sehen. Was unsere Kollegen in England, Schweiz, Kanada und Australien praktizieren, sollten auch wir lernen können. Machen wir unsere Kompetenz deutlich. Ich denke es ist an der Zeit, unsere Berufsvertretung sollte deutliche Signale ans Ministerium schicken, dass die Apotheker sehr wohl die Beratung zur postkoitalen Verhütung übernehmen.

sPeter Ditzel

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