Arzneimittel und Therapie

Pegyliertes Interferon alfa-2a zugelassen

Peginterferon alfa-2a (Pegasys®) hat die EU-Zulassung für die Behandlung der chronischen Hepatitis B erhalten, wie Roche mitteilte. Die Genehmigung bezieht sich sowohl auf die Hepatitis-B-e-Antigen(HBeAg)-positive als auch die HBeAg-negative chronische Hepatitis B. Bisher war es indiziert zur Behandlung erwachsener Patienten mit chronischer Hepatitis C, deren Serum HCV-RNA-positiv ist, einschließlich Patienten mit kompensierter Zirrhose, sowie zur Behandlung der chronischen Hepatitis C bei klinisch stabilen Patienten mit gleichzeitiger HIV-Infektion.

Hepatitis B stellt ein ernstzunehmendes Gesundheitsproblem dar, weisen doch die Statistiken darauf hin, dass weltweit mehr als 350 Millionen Menschen mit dem Hepatitis-B-Virus infiziert sind, von denen jedes Jahr rund eine Million an der Krankheit sterben. In den Mittelmeerländern und Osteuropa kommt die HBeAg-negative chronische Hepatitis B besonders häufig vor; diese ist schwieriger zu behandeln und hat eine ungünstigere Prognose.

Der Standardmedikation überlegen

Pegyliertes Interferon alfa-2a bewirkt nach einer festgelegten Behandlungsdauer von 48 Wochen bei einer beträchtlichen Zahl von Patienten mit chronischer Hepatitis B eine anhaltende Remission. In klinischen Studien hat Pegasys® seine Wirksamkeit gegen beide Formen dieser Krankheit bewiesen, und es hat sich Lamivudin und herkömmliches Interferon als überlegen erwiesen. Im Gegensatz zu Lamivudin besitzt Peginterferon alfa-2a einen zweifachen Wirkmechanismus: Es stimuliert das Immunsystem und hemmt die Vermehrung des Virus.

Die Konjugation des PEG-Bestandteiles (bis-[Monomethoxy-Polyethylenglykol]) an Interferon alfa-2a bildet das pegylierte Interferon alfa-2a, das in vitro die antiviralen und antiproliferativen Aktivitäten zeigt, die für Interferon alfa-2a charakteristisch sind. Die antivirale Wirkung von Interferon alfa-2a kommt dadurch zustande, dass das Präparat in den Zellen eine Resistenz gegen virale Infektionen induziert und den Effektorteil des Immunsystems so moduliert, dass er Viren neutralisiert oder virusinfizierte Zellen eliminiert. Der genaue Mechanismus der antitumoralen Wirkung von Interferon alfa-2a ist noch nicht vollständig bekannt.

Es wird jedoch von einigen Veränderungen in menschlichen Tumorzellen unter der Therapie mit Interferon alfa-2a berichtet. Dies eröffnet eine neue therapeutische Alternative mit dem Vorzug einer absehbaren Behandlungsdauer und einer anhaltenden Krankheitsremission, wodurch den Patienten eine lebenslange Therapie erspart bleibt. Dank der pharmakokinetischen Eigenschaften ist gewährleistet, dass zwischen den einmal wöchentlichen Verabreichungen konstante Wirkstoffspiegel im Blut erhalten bleiben. Für die Behandlung der chronischen Hepatitis B wird Peginterferon alfa-2a während 48 Wochen in der Dosis von einmal wöchentlich 180 µg mittels subkutaner Injektion verabreicht.

Die zulassungsrelevanten Studien

Pegyliertes Interferon alfa-2a (40 kD) (Pegasys®) wurde in einem großen klinischen Entwicklungsprogramm bei chronischer Hepatitis B geprüft, das drei weltweite Studien mit über 1500 Patienten aus 19 Ländern umfasste. Peginterferon alfa-2a hat sich in einer internationalen Phase-II-Studie bei der Behandlung der häufigsten – HBeAg-positiven – Form der chronischen Hepatitis B als doppelt so wirksam erwiesen wie herkömmliches Interferon.

Außerdem wurde in zwei internationalen Phase-III-Studien mit Patienten, deren chronische Hepatitis B teils von HBeAg-positiven, teils von HBeAg-negativen Hepatitis-B-Viren herrührte, aufgezeigt, dass nach 48 Behandlungswochen mehr Patienten nachhaltig auf Peginterferon alfa-2a ansprachen als auf Lamivudin. Diese Studien haben außerdem gezeigt, dass die gleichzeitige Verabreichung von Lamivudin und Peginterferon alfa-2a keine besseren Ansprechraten bewirkte als Peginterferon alfa-2a allein. Pegyliertes Interferon alfa-2a ist mittlerweile in der EU, Hongkong, Indien, Neuseeland, der Schweiz, Taiwan und Thailand zur Behandlung der chronischen Hepatitis B zugelassen worden. Die Zulassung in den USA wird im Laufe dieses Jahres erwartet. ck

Zum Weiterlesen Chronische Hepatitis C Kombinationstherapie mit Peginterferon. DAZ 2003, Nr. 6, S. 33 –34. www.deutscher-apotheker-zeitung.de

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