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Razzia in Arztpraxen und Apotheken

BERLIN (ks). Bei einer Polizei-Razzia sind am 1. Februar im Saarland mehrere Arztpraxen, Apotheken und Privathäuser durchsucht worden. Hintergrund ist der Verdacht auf einen groß angelegten Rezeptbetrug zu Lasten der gesetzlichen Krankenkassen. Eine Ärztin, die bereits seit Oktober 2003 in Untersuchungshaft sitzt, hat die Ermittlungsbehörden offenbar auf die Spur gebracht. Die Unterstützung der zuständigen Kassenärztlichen Vereinigung (KV) nahmen Polizei und Staatsanwaltschaft nicht in Anspruch, berichtete das ARD-Magazin "Monitor" am 3. Februar.

Durchsucht wurden fünf Arztpraxen, drei Apotheken, ein Reformhaus, ein medizinisches Institut sowie elf Privatanwesen. Dabei konnte nach Angaben der Staatsanwaltschaft umfangreiches Beweismaterial sichergestellt werden. Dem "Monitor"-Bericht zufolge ging der Betrug nach einem bekannten Schema vor sich: Ärzte erhielten von so genannten "Kartensammlern" Versichertenkarten, die diese von Freunden und Bekannten besorgten. Mit diesen Karten rechneten sie Scheinbehandlungen bei der KV Saarland ab. Belohnt wurden die Kartensammler mit Rezepten. Dafür bekamen sie in Apotheken statt der verschriebenen teuren Medikamente Bargeld, teure Kosmetika oder das Potenzmittel Viagra. "Monitor" betonte, dass die KVen per Gesetz zu strengen Kontrollen verpflichtet sind.

Ermittlungen gegen

rund 1500 Personen

"Wir ermitteln außer gegen diese Ärztin momentan gegen zehn Apotheker und elf Ärzte", sagte Raimund Weyand von der Staatsanwaltschaft Saarbrücken bei "Monitor". Diesen Personen werde das betrügerische Abrechnen gegenüber den Krankenversicherungsträgern vorgeworfen. Weyand: "Wir führen weiterhin Ermittlungen durch gegen etwa 1500 Patienten, davon 1000 Kartenbringer, also Personen, die ihre Krankenversicherungskarten zur Verfügung gestellt haben, und weitere etwa 500, die sich unberechtigterweise haben krankschreiben lassen." Der Staatsanwalt kritisierte auch die KV Saarland: Eine beschuldigte Ärztin sei bereits seit Jahren durch überhöhte Abrechnungen aufgefallen. Trotzdem seien ihr lediglich Abrechnungsbeträge gekürzt worden, eine Anzeige bei der Staatsanwaltschaft sei nicht gemacht worden.

KBV: Ein Einzelfall

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) beklagte, dass mit dem Bericht "wieder einmal ein ganzer Berufsstand verunglimpft wird". Die KVen hätten selbst allergrößtes Interesse daran, dass falsch abrechnenden Ärzten das Handwerk gelegt wird, erklärte der KBV-Vorstandsvorsitzende Andreas Köhler. Der KBV-Chef wies darauf hin, dass die KVen Jahr für Jahr rund 600 Millionen Abrechnungen der Ärzte überprüfen.

Bei einer Polizei-Razzia sind am 1. Februar im Saarland mehrere Arztpraxen, Apotheken und Privathäuser durchsucht worden. Wie das ARD-Magazin "Monitor" berichtete, verfolgt Staatsanwalt Weyand  den Verdacht auf großangelegten Rezeptbetrug zu Lasten der Krankenkassen.

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