DAZ aktuell

Die Hilfe geht weiter

MÜNCHEN (gg). Fünf Wochen nach der verheerenden Flut in Südostasien sind die Soforthilfeaktionen nahezu beendet. Jetzt geht es um förderungswürdige mittel- und langfristige Projekte in den betroffenen Ländern. Das Hilfswerk der Bayerischen Apotheker zieht eine erste positive Zwischenbilanz.

"Das Hilfswerk ist bei seinen Aktionen zugunsten der Opfer dieser Flutkatastrophe wiederum seiner Maxime treu geblieben, schnelle und unbürokratische Hilfe zu leisten", betonen die beiden Vorsitzenden Kammerpräsident Johannes M. Metzger und Verbandsvorsitzender Gerhard Reichert. Das Hilfswerk, das von beiden bayerischen Berufsorganisationen gleichermaßen getragen wird, schickte in erheblichem Umfang Arznei- und Hilfsmittel in die betroffenen Länder.

Bereits zwei Tage nach Bekanntwerden der Katastrophe am 2. Weihnachtsfeiertag wurde eine erste große Lieferung mit zwei Emergency-Health-Kits und zwei First-Aid-Kits – jeweils nach WHO-Standard zusammengestellt – von Frankfurt aus nach Sri Lanka geschickt. Begleitet und betreut wurde diese Sendung, die für die Versorgung von 20.000 Menschen für die nächsten drei Monate ausreichen sollte, von Ärzten der Hilfsorganisation Humedica, Kaufbeuren, und zwei Kollegen der "Apotheker ohne Grenzen". Ebenso hilfreich wie die Arzneimittel erwiesen sich die beigefügten Wasserentkeimungstabletten für etwa 700.000 Liter Trinkwasser. Eine zweite Hilfssendung, die hauptsächlich Antibiotika, Analgetika, Magen- und Darmtherapeutika enthielt, kam wenige Tage später in Colombo an und wurde diesmal vorwiegend im Süden des Landes verwendet.

Netz zuverlässiger Kontakte

Zu den Maximen des Hilfswerks gehört es, dass Hilfsgüter nur auf Anforderungen und nach Bedarf geliefert werden und dass vor Ort zuverlässige Projektpartner einen ordnungsgemäßen Einsatz der Ware garantieren. Dies ist nötig, um einerseits die Anhäufung nicht benötigter Arzneimittel in den Krisenregionen zu vermeiden und andererseits dem Schwarzhandel vorzubeugen. Inzwischen habe das Hilfswerk ein Netz zuverlässiger Kontakte in mehreren anderen Ländern geknüpft, um auch dort helfen zu können, berichtet Geschäftsführer Dr. Gerhard Gensthaler.

Der Kontakt nach Indien gestaltete sich schwierig, da die indische Regierung ausländische Hilfsangebote zunächst offiziell ablehnte. Hier erwies sich der "direkte Draht" als wirkungsvoll. Ein dem Hilfswerk persönlich gut bekannter Priester aus der Nähe von Trivandrum schilderte katastrophale Verhältnisse in vielen Küstenregionen, die die Zentralregierung zu bewältigen versuche, und vermittelte Kontakte zu einheimischen Ärzten, die Arznei- und Hilfsmittelbedarfslisten schickten. Diese werden nun abgearbeitet und die angeforderten Arzneimittel – Essential-Drugs nach der WHO-Liste als Bulkware – via Luftfracht nach Indien geschickt. Tragfähige Kontakte, die Reichert über die Steyler Missionare geknüpft hat, entwickeln sich derzeit nach Indonesien. Metzger kümmert sich persönlich um weitere Projekte in Indien.

Hilfswerk in langfristige Projekte eingebunden

Inzwischen ist das Hilfswerk fest eingebunden in den Kreis bayerischer und deutscher Hilfsorganisationen. Die wöchentlichen Koordinierungskonferenzen im Bayerischen Innenministerium bieten das Forum für Austausch und Information mit weiteren im Krisengebiet tätigen Organisationen wie Missio, Johanniter, Malteser, Humedica und THW Bayern. Tatkräftige Zusammenarbeit läuft auch mit gemeinnützigen Vereinen wie Rotary und Lions, die das Hilfswerk finanziell und mit Arbeitskräften unterstützen, sowie einigen Pharmafirmen, die in den ersten Tagen nach den Katastrophenmeldungen spontan Arzneimittel nach Bedarfslisten spendeten.

Nach der Soforthilfe strebt das Hilfswerk jetzt die Einbindung in langfristige Projekte an, um dort die Fachkompetenz der Apotheker einzubringen. So konnte der Geschäftsführer den Honorarkonsulen von Thailand, Indonesien und Sri Lanka das Hilfsangebot der Apotheker unterbreiten, das mit großer Begeisterung aufgenommen wurde. Die thailändische Gesundheitsministerin regte eine Zusammenarbeit zum Aufbau einer Station für traumatisierte Kinder an, die an ein bestehendes Krankenhaus in der Nähe von Phuket angegliedert werden soll. Geprüft wird auch eine Anfrage des Habibie Center in Jakarta, das den Aufbau von Kinderheimen und -dörfern mit Sozial- und Krankenstationen für verwaiste und obdachlose Kinder in Bandar Aceh und im Nordosten von Sumatra plant.

Die Hilfe wird fortgesetzt

Die Unterstützung für Opfer auf Sri Lanka wird das Hilfswerk verlässlich weiterführen, versichern die beiden Vorsitzenden Reichert und Metzger. Regelmäßig fliegen kleinere Arzneimittelsendungen aus München mit der LTU oder Lufthansa nach Colombo und werden dort von einem LTU-Helferkreis an einheimische Ärzte und Hilfsorganisationen übergeben. Auch auf dieser Insel planen die bayerischen Apotheker, sich an einem langfristigen Hilfsprojekt zu beteiligen. Die Kinderklinik in Galle im Süden des Landes verfügte ehedem über 450 Betten, jetzt sind nur noch 70 Betten vorhanden. "Ein chaotischer Zustand", so Gensthaler, für ein Lehrkrankenhaus mit täglich 50 Geburten. Gemeinsam mit dem Rotary Deutschland Gemeindienst und unterstützt von der bayerischen Koordinierungskonferenz wollen die Apotheker hier helfen.

Die Aktionen des Hilfswerks wären nicht möglich ohne die großzügige Spendenbereitschaft der Kollegen, loben die Vorsitzenden. Um langfristige Projekte in den Flutgebieten angehen, aber auch das seit mehreren Jahren bestehende Engagement in anderen Ländern ungeschmälert fortführen zu können, werden Spenden ohne Angabe eines Verwendungszwecks erbeten.

Spendenkonto 

Hilfswerk der Bayerischen Apotheker e.V. Konto 47 93 765 Deutsche Apotheker- und Ärztebank BLZ 700 906 06 Stichwort: Spende

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.