Arzneimittel und Therapie

Helicobacter pylori: Erweiterte Indikation für eine Eradikation

Im März dieses Jahres wurden die Leitlinien zu Diagnose und Therapie bei Helicobacter-pylori-Infektion überarbeitet. Insbesondere bei der Indikation zur Durchführung der Eradikation hat es Veränderungen gegeben.
Foto: Olympus
ALS EIN WICHTIGER RISIKOFAKTOR für die Entstehung eines Magenkarzinoms gilt eine Infektion mit Helicobacter pylori. Die Eradikation des Magenkeims 
scheint die Ausbreitung einer atrophischen Gastritis zu stoppen und kann zur Rückbildung der präneoplastischen Veränderungen führen.

Unverändert geraten wird zur Behandlung einer Helicobacter-pylori-Infektion beim peptischen Ulcus, beim niedrig malignen B-Zell-Lymphom des Magens (MALT-Lymphom), atrophischer Gastritis und nach Resektion von Magenkarzinomen. Zur Behandlung empfohlen wird die Dreifachkombination aus Protonenpumpenhemmer (PPI), Clarithromycin und Amoxicillin. Als neue Empfehlung zur Eradikation werden die idiopathische Thrombozytopenie und die unklare Eisenmangelanämie bei Kindern angegeben.

Verstärkt wird der präventive Aspekt einer Eradikation, denn die Infektion mit Helicobacter pylori gilt als der größte Risikofaktor für ein Nicht-Kardia-Magenkarzinom. Durch die Eradikation wird die Ausbreitung einer atrophischen Gastritis gestoppt. Eine aus 50 internationalen Experten zusammengesetzte Konsensus-Gruppe bekräftigte die Aussage, dass es durch die Eradikation zur Rückbildung der präneoplastischen Veränderungen kommen kann. Bestehen bereits intestinale Metaplasien ist der gewünschte Effekt fraglich. Solch eine reversible Umwandlung eines differenzierten Gewebes in ein anders differenziertes Gewebe kann in Folge einer chronischen Magenschleimhautentzündung auftreten. Allerdings können durch die Eradikation weitere präkanzeröse Neubildungen der Magenschleimhaut vermieden werden.

Vorsicht bei NSAR

Besondere Beachtung sollten Patienten mit einer Helicobacter-pylori-Infektion finden, die nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) anwenden. Der Magenkeim erhöht bei diesen Personen das Risiko für blutende Geschwüre im Magen und Zwölffingerdarm. Eindeutig wird bei Patienten mit einer langfristigen NSAR-Einnahme zur Helicobacter-Eradikation geraten. Allerdings können durch diese Behandlung NSAR-begleitende Ulcus-Erkrankungen nicht verhindert werden. Zur optimalen Behandlung benötigen diese Risikopatienten zusätzlich einen Protonenpumpenhemmer.

Neues gibt es auch bei Patienten mit Helicobacter pylori und einer gastroösophagealen Refluxkrankheit (GERD) zu vermelden. Die Eradikation des Magenkeims führt weder zu einer Neuentwicklung, noch zu einer Verstärkung einer bestehenden GERD. Allerdings kann bei GERD-Patienten eine Langzeittherapie mit Protonenpumpenhemmer eine atrophische Gastritis bessern.

Dr. med. Ingo Blank, Arzt und Journalist,
www.ingoblank.de

 

Quelle 
Überarbeitete H.-pylori-Leitlinien erweitern Indikationsspektrum für Eradikation. Ärztezeitung vom 28. Oktober 2005.

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