Prisma

Hirnforschung: Autismus hat männliche Züge

Neben den typischen Beziehungs- und Kommunikationsstörungen lassen sich bei autistischen Personen häufig Vorlieben für Analysen und Systeme beobachten, die eher männlichen Verhaltensweisen entsprechen. Die Ursache könnte in einem übermäßig ausgeprägten männlichen Gehirnprofil zu finden sein, vermuten britische Wissenschaftler.

Menschen mit Autismus zeigen oft übersteigerte typisch männliche Verhaltensmuster. Sie äußern sich in verstärktem Hang zu Regelsystemen wie Eisenbahnlinien, Fahrplänen, Kalenderrechnen etc. Die eher weiblichen emotionalen Eigenschaften sind bei Autisten dagegen stark dezimiert. Über die Ursachen der Krankheit besteht bislang noch Unklarheit. Wie nun in der Fachzeitschrift "Science" veröffentlicht wurde, nehmen Forscher der Universität Cambrigde an, dass eine übertriebene Entwicklung eines männlichen Gehirns hinter Autismus stecken könnte. Sie stellten fest, dass bei autistischen Kleinkindern die Amygdala – jene Hirnregion, die bei emotionalen Verhaltensweisen eine entscheidende Rolle spielt – abnormal groß ist.

Allgemein wachsen bestimmte Hirnregionen bei Jungen früher und ausgeprägter als bei Mädchen. Dafür sind bei Männern die Vernetzungen zwischen weiter auseinander liegenden Gehirnabschnitten weniger stark ausgebildet. Bei Autisten, so vermuten die Studiendurchführenden, ist der pränatale Kontakt mit männlichen Hormonen für das von der Norm abweichende Entwicklungsmuster ihres Gehirns verantwortlich. Statistisch gesehen sind von dieser Erkrankung dreimal mehr Jungen betroffen als Mädchen, was zu den Ergebnissen passen würde. war

Quelle: Science 310 (5749), 819 – 823 (2005).

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