Arzneimittel und Therapie

Asthma bronchiale: Omalizumab hemmt IgE

hel | Seit Anfang November ist der neue monoklonale Antikörper Omalizumab (Xolair®) in Deutschland auf dem Markt. Er ist zur Behandlung von allergischem Asthma bei Erwachsenen und Jugendlichen zugelassen.

Omalizumab bietet eine wirkungsvolle Behandlungsmöglichkeit, durch die Patienten Glucocorticoide und Beta2-Mimetika einsparen können. Der neue Antikörper ist in erster Linie für Patienten mit schwerem persistierendem Asthma ab zwölf Jahren gedacht, welches trotz Behandlung mit inhalativen Glucocorticoiden und lang wirkenden Beta2-Sympathomimetika nicht befriedigend zu kontrollieren ist und durch häufige Exazerbationen kompliziert wird. Der neue Wirkstoff ist als Zusatztherapie zur besseren Kontrolle der Asthmasymptome bei Erwachsenen und Jugendlichen indiziert, die trotz täglicher Verabreichung hoher Dosen inhalativer Glucocorticoide und eines lang wirksamen inhalativen Beta2-Agonisten folgende Merkmale aufweisen:

  • positiver Hauttest oder In-vitro-Reaktion auf ein ganzjährig auftretendes Aeroallergen,
  • eingeschränkte Lungenfunktion (FEV1 < 80%),
  • häufige Symptome während des Tages oder häufiges Erwachen in der Nacht,
  • mehrere dokumentierte schwere Asthma-Exazerbationen.

Omalizumab sollte nur bei Patienten mit eindeutig durch IgE vermitteltem Asthma eingesetzt werden.

Injektion alle zwei bis vier Wochen

Omalizumab wird alle zwei bis vier Wochen subkutan gespritzt. Die Dosis richtet sich nach dem Körpergewicht des Patienten und nach dem Serumspiegel von IgE vor der Therapie. Dieser Spiegel ist bei normalen, gesunden Personen je nach Alter unterschiedlich; die meisten Patienten mit Allergien haben jedoch IgE-Spiegel, die über dem Normbereich liegen.

IgE-Wirkungen verhindern

Omalizumab blockiert Immunglobulin E, das Schlüsselmolekül der allergischen Reaktion. Es bindet frei im Blut zirkulierendes IgE an derselben Bindungsstelle, mit der IgE an Mastzellen und basophile Granulozyten andockt. Aus diesen Effektorzellen, die sich überall im Lungengewebe finden, werden als Antwort auf eingedrungene Allergene massenhaft Entzündungsmediatoren wie Histamin und Leukotriene ausgeschüttet. Diese verengen die Bronchien, lassen Schleimhäute anschwellen und halten die allergische Entzündungsreaktion in Gang.

Weil Omalizumab an das freie IgE bindet und dieses blockiert, bricht die allergische Kettenreaktion schon kurz nach ihrem Start ab. Allergie- und Asthmasymptome bleiben aus oder werden deutlich gemildert, die Entzündung wird gehemmt. Da der Körper ständig weiterhin IgE produziert, muss Omalizumab in regelmäßigen Zeitabständen – normalerweise alle zwei oder vier Wochen – verabreicht werden, um einen konstant niedrigen IgE-Spiegel aufrecht zu erhalten.

In klinischen Studien mit Patienten, die unter mittelschwerem bis schwerem allergischem Asthma litten, reduzierte Omalizumab die allergischen Asthmaanfälle um rund die Hälfte. Die meisten Patienten benötigten weniger inhalative Glucocorticoide oder konnten sogar ganz darauf verzichten.

Nebenwirkungen beobachten

Die Behandlung wurde in den klinischen Studien generell gut vertragen, und die Häufigkeit der gemeldeten unerwünschten Wirkungen war in den mit Omalizumab behandelten und den Kontrollgruppen vergleichbar. Zu den häufigsten Nebenwirkungen zählten Reaktionen an der Injektionsstelle, Schwellungen, Erythem, Pruritus und Kopfschmerzen. Die Schwere der meisten Reaktionen war leicht bis mittelschwer.

Einige Nebenwirkungen müssen jedoch bei der breiten Anwendung gut beobachtet werden. Zwar traten im klinischen Studienprogramm insgesamt nicht mehr Krebserkrankungen auf als in der Gesamtbevölkerung, aber in den Omalizumab-Gruppen kam es zu 25 Krebsfällen, in den Placebo-Gruppen nur zu fünf. Ein weiteres Problem ist die anhaltende Verringerung der Plättchenzahlen, die bei Primaten beobachtet wurde, bisher jedoch nicht entsprechend bei Menschen auftrat. In den klinischen Studien hatten nur wenige Patienten Blutplättchenzahlen unterhalb des Normalbereiches, in keinem der Fälle kam es zu Blutungen oder einem Abfall des Hämoglobins.

Ein weiteres Problem, das aber in den Industrienationen weniger bedeutend sein dürfte, ist die leicht verringerte Abwehrkraft gegen Wurminfektionen. Bleibt zu hoffen, dass sich bei der breiten Anwendung über längere Zeit keine gravierenden unerwünschten Wirkungen zeigen.

Steckbrief: Omalizumab

Handelsname/Hersteller:
Xolair (Novartis Pharma GmbH, Nürnberg)

Einführungsdatum:
1. November 2005

Zusammensetzung:
Eine Durchstechflasche enthält 150 mg Omalizumab. Nach der Rekonstitution enthält die Durchstechflasche 125 mg/ml Omalizumab (150 mg in 1,2 ml). Sonstige Bestandteile: Pulver: Saccharose, Histidin, Histidinhydrochloridmonohydrat, Polysorbat 20; Lösungsmittel: Wasser für Injektionszwecke.

Packungsgrößen, Preise und PZN:
1 Durchstechflasche, 484,33 Euro, PZN 1314752

Stoffklasse:
Antiallergika

Indikation:
Als Zusatztherapie zur verbesserten Asthmakontrolle bei Erwachsenen und Jugendlichen (ab zwölf Jahren) mit schwerem persistierendem allergischem Asthma, die einen positiven Hauttest oder In-vitro-Reaktivität gegen ein ganzjährig auftretendes Aeroallergen zeigen und sowohl eine reduzierte Lungenfunktion haben als auch unter häufigen Symptomen während des Tages oder nächtlichem Erwachen leiden und trotz täglicher Therapie mit hoch dosierten inhalativen Glucocorticoiden und einem lang wirkenden inhalativen Beta2-Agonisten mehrfach dokumentierte, schwere Asthma-Exazerbationen hatten. Die Behandlung mit Omalizumab sollte nur bei Patienten in Betracht gezogen werden, bei denen von einem IgE-vermittelten Asthma ausgegangen werden kann.

Dosierung:
Dosierung und Behandlungsfrequenz werden anhand des IgE-Basiswertes und des Körpergewichts bestimmt. Pro Verabreichung werden 75 bis 375 mg Omalizumab in Form von 1 bis 3 Injektionen benötigt.

Gegenanzeigen:
Überempfindlichkeit gegen den arzneilich wirksamen Bestandteil oder einen der sonstigen Bestandteile.

Nebenwirkungen:
Reaktionen an der Injektionsstelle, einschließlich Schmerzen an der Injektionsstelle, Schwellungen, Erythem, Pruritus und Kopfschmerzen.

Wechselwirkungen:
Cytochrom-P450-Enzyme, Austausch-Pumpen und proteinbindende Mechanismen sind nicht an der Metabolisierung und Ausscheidung von Omalizumab beteiligt; deshalb besteht nur eine geringe Wahrscheinlichkeit für Arzneimittelwechselwirkungen. Bei Patienten unter etablierter Hyposensibilisierungstherapie sind wahrscheinlich keine Dosisanpassungen erforderlich.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen:
Ein plötzliches Absetzen von systemischen oder inhalativen Glucocorticoiden wird nicht empfohlen, diese sollten nur unter ärztlicher Aufsicht gegebenenfalls stufenweise reduziert werden. Wie mit jedem Protein können lokale oder systemische allergische Reaktionen einschließlich Anaphylaxie auftreten. Wie bei allen von rekombinanter DNA abgeleiteten humanisierten monoklonalen Antikörpern können Patienten in seltenen Fällen Antikörper gegen Omalizumab entwickeln. IgE kann in die Immunantwort auf manche Wurminfektionen involviert sein, bei Patienten mit einem hohen Risiko für eine Wurminfektion kann Vorsicht geboten sein, insbesondere bei Reisen in Gebiete mit endemischen Wurminfektionen.

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