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BPI-Unternehmertag: Gesundheitssystem braucht mehr Wettbewerb

BERLIN (ks). Der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) bezweifelt, dass die große Koalition die Probleme im Gesundheitswesen in den Griff bekommen wird. Schon die ersten geplanten Maßnahmen im Arzneimittelsektor bewiesen "kurzsichtigen Aktionismus", betonte der BPI-Vorsitzende Bernd Wegener anlässlich des BPI-Unternehmertages am 11. November in Berlin. Zum wiederholten Male solle die pharmazeutische Industrie getroffen werden.
Foto: DAZ / Sket
MEHR WETTBEWERB und mehr Privatwirtschaft fordert der BPI-Vorsitzende Wegener.

Der prinzipielle Abschlag von fünf Prozent auf Generika lasse "die großen Unternehmen lächeln und die kleinen bluten", erklärte Wegener. Schon jetzt sei allen klar, dass die erhofften Einsparungen von zwei Milliarden Euro ausbleiben werden, da die erhöhte Mehrwertsteuer auf Arzneimittel diese aufzehren wird. Noch kritischer werde die Situation, wenn auch noch die Zuschüsse aus der Tabaksteuer an die GKV gestrichen werden.

Mehr Wettbewerbsmöglichkeiten für die Industrie

Um die Fehlentwicklungen der Vergangenheit zu stoppen, dürfe man sich nicht länger am Motto "Der Staat soll's richten" orientieren, forderte Wegener. Weitere Kostendämpfungsmaßnahmen führten lediglich zu mehr Standardisierung in der medizinischen Behandlung. Nötig sei jedoch mehr Individualisierung. Wegener betonte, dass mehr Wettbewerb unter den Akteuren statt einer Fortsetzung des "Einheitlich und Gemeinsam" der erste Schritt auf dem Weg zu einem neuen Gesundheitssystem sei. So sollten Krankenkassen mit Arzneimittelherstellern Versorgungsverträge abschließen können. Der BPI-Vorsitzende glaubt fest daran, dass auch mittelständische Unternehmen diesem Wettbewerb standhalten können.

Schon jetzt schlössen sich viele kleine Unternehmen, die nur wenige spezielle Präparate im Angebot haben, zusammen, um den Kassen eine gemeinsame breite Produktpalette anbieten zu können. Damit derartige Verträge funktionieren, sei es allerdings auch erforderlich, dass Krankenkassen keine Monopole oder Kartelle bilden dürfen.

Gesundheitssystem privatisieren

Langfristig erhofft sich der BPI, dass das Gesundheitssystem weitgehend in privatwirtschaftliche Hände gelegt werden kann. Es sei höchste Zeit, die standardisierte Vertrags- und Versorgungslandschaft ad acta zu legen und ein Versorgungssystem mit mehr Wahlmöglichkeiten aufzubauen, sagte Wegener. Der BPI spricht sich für eine verbindliche Grundsicherung aus. Diese soll durch individuelle Versicherungspakete – je nach Bedarf und finanziellen Möglichkeiten und Prioritäten der Versicherten – ergänzt werden können.

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