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DPhG-Statement: Homöopathie wirkt, aber nicht die homöopathische Arznei

Die Deutsche Pharmazeutische Gesellschaft (DPhG) hat sich nicht zuletzt aufgrund der aktuellen Diskussionen um die Homöopathie mit dieser alternativen Therapierichtung befasst und nachfolgendes Statement dazu verfasst.

Breite Teile unserer Bevölkerung sind von dem Nutzen der Homöopathie überzeugt. Homöopathische Arzneimittel werden per Rezept verordnet oder sie werden von Patienten zur Selbstmedikation gewünscht. Dementsprechend befassen sich pharmazeutische Unternehmen, öffentliche Apotheken und Behörden (beispielsweise das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte mit der Herausgabe des Deutschen Homöopathischen Arzneibuchs) mit der Herstellung, der Abgabe und der Sicherung der Qualität von homöopathischen Arzneimitteln.

Die Deutsche Pharmazeutische Gesellschaft (DPhG) hat zum Ziel, die pharmazeutischen Wissenschaften zu fördern. Uns ist es wichtig, explizit zu erklären und mit Nachdruck zu betonen, dass aus der pharmazeutischen Befassung mit homöopathischen Arzneimitteln nicht abgeleitet werden darf, in der wissenschaftlichen Pharmazie werde das homöopathische Denkgebäude akzeptiert.

Die Grundprinzipien der Homöopathie (das Simile-Prinzip und die Potenzierung der Wirksamkeit der homöopathischen Arznei durch dessen ritualisierte Verdünnung) waren zu Zeiten Samuel Hahnemanns denkbare Konzepte angesichts des damalig geringen medizinischen Wissens. In den folgenden zwei Jahrhunderten entwickelten sich die medizinischen Wissenschaften rasant, indem gängige Hypothesen geprüft, unhaltbare Vorstellungen verworfen und plausible Konzepte fortentwickelt wurden. In Bezug auf die Homöopathie gibt es heute weder aus experimentellen noch aus klinischen Untersuchungen eine wissenschaftliche Basis dafür, die postulierte Wirkungsweise homöopathischer Arzneimittel für plausibel zu halten.

Zur wissenschaftlichen Denkweise gehört das Infragestellen von Lehrmeinungen und gängigen wissenschaftlichen Vorstellungen. Jedem Forscher steht die klinische und experimentelle wissenschaftliche Befassung mit der Homöopathie frei. Er sollte dies im Bewusstsein tun, eine Thematik zu bearbeiten, die in unserer Gesellschaft teilweise sehr emotional diskutiert wird. Es ist anzuraten, Befunde und Schlussfolgerungen, die nach dem derzeitigen naturwissenschaftlichen Stand der Kenntnisse nicht plausibel sind, vor einer Veröffentlichung äußerst rigoros zu prüfen.

Auch wenn homöopathische Arzneimittel keine somatische Wirkung haben, kann das Verfahren der Homöopathie wegen dessen günstiger psychischer Wirkung dennoch zur Heilung beitragen. Dem Simile-Prinzip entsprechend muss der Homöopath zur Auswahl des geeigneten Homöopathikums das individuelle Symptomen- und Persönlichkeitsprofil des Patienten erfassen. Dies erfordert persönliche Zuwendung an den Patienten in einem Ausmaß, wie er es in der wissenschaftlichen Medizin mit ihrer immer effektiveren apparativen und labormedizinischen Diagnostik und der daraus "Leitlinien-getreu" abgeleiteten Therapie häufig nicht erfährt. Es ist nicht zu bezweifeln, dass diese günstige psychische Beeinflussung des Patienten vorteilhaft auf dessen seelische und körperliche Verfassung einwirken kann.

Zusammenfassend sagen wir: Nicht der therapeutische Erfolg der Homöopathie als Ganzes ist Glaubenssache, sondern die Überzeugung, dass dem homöopathischen Arzneimittel eine tragende Rolle für die Genesung eines Patienten zukommt. Aus diesem Grund fordert die DPhG - die wissenschaftliche Gesellschaft rund um alle Fragen zu Wirkstoffen und Arzneimitteln -, dass wissenschaftliche Aussagen zu homöopathischen Arzneimitteln äußerst kritisch zu überprüfen sind.

Prof. Dr. U. Holzgrabe (Präsidentin der DPhG), Prof. T. Dingermann (Altpräsident der DPhG), Prof. Dr. M. Schubert-Zsilavecz (Vizepräsident der DPhG), Prof. Dr. K. Mohr (Generalsekretär der DPhG).

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