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Steigende Arzneimittelausgaben: An Erklärungen mangelt es nicht

BERLIN (ks). Für die steigenden Ausgaben der gesetzlichen Kassen für Arzneimittel will niemand verantwortlich sein. Auch die pharmazeutische Industrie wird nicht müde, zu erklären, dass die jüngsten Steigerungen kein Drama sind. Dabei beklagen die Hersteller generischer Präparate, dass noch immer zu wenige Generika verordnet werden – die forschenden Firmen sind hingegen der Auffassung, dass den Patienten zu wenige Innovationen zu Gute kommen.

Für den Verband Pro Generika und den Verband Forschender Arzneimittelhersteller (VFA) ist die aktuelle Arzneimittelausgabenentwicklung weder überraschend noch ein Grund zur Panik. Gespart werden könnte aber dennoch, meint Pro Generika-Geschäftsführer Hermann Hofmann: Denn die Generikaquote in Deutschland stagniert. Bei den 2004 und 2005 patentfrei gewordenen Wirkstoffen sei sie sogar teilweise stark rückläufig. "Es muss schneller und öfter von teureren Erstanbieterprodukten auf die preiswerteren Generika gewechselt werden", forderte Hoffman vergangene Woche in Berlin. Laut Pro Generika sind die Nachahmerpräparate im Durchschnitt 40 Prozent günstiger als die patentfrei gewordenen Produkte. Nach Berechnungen des Verbandes werden die gesetzlichen Krankenkassen bis zum Jahresende eine Milliarde Euro zu viel ausgegeben haben, weil nicht konsequent Generika verordnet wurden.

Die VFA-Hauptgeschäftsführerin Cornelia Yzer wies am 27. Oktober darauf hin, dass die diesjährigen Arzneimittelausgaben wegen der vielen Sondereffekte des vergangenen Jahres nur mit dem Jahr 2003 verglichen werden könnten. Danach haben die Kassen 2005 pro Monat lediglich 1,2 Prozent mehr für Arzneimittel ausgegeben als im Monatsdurchschnitt 2003. Diese moderate Steigerung ist für Yzer "medizinisch notwendig". Denn Deutschland sei auf vielen Gebieten der Arzneimitteltherapie ein "Unterversorgungsland".

Yzer prognostiziert daher, dass es auch in Zukunft nicht ohne Ausgabensteigerung gehen wird, wenn die moderne Arzneimitteltherapie dem Patienten nicht vorenthalten werden soll. Allein die demographische Entwicklung führe dazu, dass mit jedem Jahr mehr Kranke in Deutschland zu versorgen sind.

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