Arzneimittel und Therapie

Prostatakarzinom: Chemotherapie im fortgeschrittenen Stadium

Prostatakrebs im fortgeschrittenen Stadium kann nicht mehr geheilt, wohl aber palliativ behandelt werden. Im Rahmen der palliativen Chemotherapie ist das Taxan Docetaxel den bislang eingesetzten Zytostatika überlegen und führt zu einer Verlängerung des Überlebens.

Ein Prostatakarzinom kann operativ, strahlentherapeutisch, hormonell oder chemotherapeutisch behandelt werden. Die Therapie richtet sich unter anderem nach dem Ausmaß der Erkrankung, dem Allgemeinzustand des Patienten und bereits erfolgten Therapien. Bei einem fortgeschrittenen Prostatakrebs (d. h. nach Operation und Strahlentherapie) wird in der Regel zuerst eine hormonelle Therapie (Hormonentzug; Androgendepletion) durchgeführt, die allerdings nach einer gewissen Zeit nicht mehr anspricht, da der Tumor nach zwei bis drei Jahren hormonrefraktär wird. Als letzte Behandlungsoption kann eine Chemotherapie erfolgen, die allerdings kein kuratives, sondern nur noch ein palliatives Therapieziel verfolgt.

Symptome eines Prostatakarzinoms

Das Frühstadium eines Prostatakarzinoms verläuft meist symptomfrei. Im fortgeschrittenen Stadium können folgende Symptome auftreten:

  • häufiger Harndrang
  • schwacher oder unterbrochener Harnfluss
  • Schwierigkeiten, mit dem Wasserlassen zu beginnen oder Urin zurückzuhalten
  • Schmerzen und Brennen beim Wasserlösen
  • Erektionsstörungen
  • schmerzhafte Ejakulation
  • Blut in Urin oder Ejakulat
  • häufige Schmerzen oder Steifheit in Lendenwirbelbereich, Hüften oder Oberschenkeln

Interdisziplinäre Empfehlungen raten zu einem Einleiten der Chemotherapie bei

  • Verschlechterung tumorbezogener Symptome,
  • zunehmenden Schmerzen,
  • Nachweis einer Progression im bildgebenden Verfahren,
  • schnellem PSA-Anstieg (Verdoppelungszeit unter drei Monaten),
  • Therapiewunsch des Patienten.

Welche Patienten auf eine Chemotherapie ansprechen, kann zurzeit noch nicht vorhergesagt werden. Erfolg oder Misserfolg einer Behandlung lassen sich erst nach zwei bis drei Therapiezyklen abschätzen. 

PSA

Das Protein PSA (Prostata-spezifisches Antigen) wird vor allem in den Epithelzellen der Prostatadrüsen gebildet und in die Samenflüssigkeit abgegeben. Im Blut kommt es bei gesunden Männern nur in sehr geringen Mengen vor, wird aber bei verschiedenen Erkrankungen vermehrt ins Blut sezerniert. Der Total-PSA-Wert (tPSA) sollte unter 2,5 ng/ml Serum liegen. Er erhöht sich normalerweise mit steigendem Lebensalter, sollte aber die Grenze von 4 ng/ml nicht überschreiten. Der Total-PSA-Wert setzt sich zusammen aus komplexiertem PSA (cPSA) und freiem PSA (fPSA). cPSA wird vermehrt bei Prostatakarzinom gebildet, tPSA ist meist bei gutartigen Prostataerkrankungen erhöht.

Therapie mit Docetaxel 

Seit kurzem ist Docetaxel (Taxotere®) in Kombination mit Prednison zur Therapie des hormonrefraktären Prostatakarzinoms zugelassen. In der europäischen Zulassungsstudie (TAX-327) wurde gezeigt, dass die Behandlung mit Docetaxel der ehemaligen Standardtherapie mit Mitoxantron überlegen ist, was sich in einer statistisch signifikant verlängerten Überlebenszeit niederschlug. Die besseren Therapieerfolge einer Standardtherapie mit Docetaxel (75 mg/m² Körperoberfläche Docetaxel alle drei Wochen) im Vergleich zu Mitoxantron wurden zusätzlich in einer Metaanalyse bestätigt, die auf dem diesjährigen amerikanischen Krebskongress (ASCO) vorgestellt wurde.

Den jetzigen Therapieempfehlungen zufolge wird Docetaxel in einer Dosis von 75 mg/m² Körperoberfläche alle drei Wochen während einer Stunde i. v. appliziert. Eine andere Möglichkeit ist die wöchentliche Gabe mit 30 mg/m², bei der hämatologische Nebenwirkungen, insbesondere Neutropenien, weniger stark ausgeprägt sind, das mediane Überleben aber etwas kürzer ist als bei der dreiwöchentlichen Gabe.

In einer neuen Studie wird die intermittierende Therapie (drei Zyklen Docetaxel 35 mg/m² Körperoberfläche wöchentlich gefolgt von einer Behandlungspause) untersucht. Die obligate Begleitmedikation besteht aus 2 x 8 mg Prednison per os, beginnend am Tag vor der Therapie bis zum Tag nach der Therapie. Die Fortsetzung der Therapie mit LHRH-Analoga wird empfohlen, auf eine zusätzliche Gabe von Estramustin (z. B. Estracyt®) kann verzichtet werden.

Nagelveränderungen unter Docetaxel

Nagelveränderungen unter einer zytostatischen Therapie sind insgesamt selten, werden aber oft unter einer Therapie mit Docetaxel beobachtet. Zu Beginn der Behandlung treten Verfärbungen am Nagelbett auf, später kommt es zu schuppigem Abschälen der Nägel sowie zu Hypo- oder Hyperpigmentierung. Diese subjektiv oft als sehr belastend empfundenen Nagelveränderungen sind reversibel und heilen mit dem Nachwachsen der Nägel aus.

Eine kosmetische Besserung kann durch einen gut deckenden Nagellack erzielt werden. Die Nägel sollten kurz geschnitten werden, um ein Abheben des Nagels zu vermeiden. Um den Nagelveränderungen vorzubeugen, können vor, während und nach der Infusion von Docetaxel Eishandschuhe verwendet oder die Finger in Eiswasser gebadet werden.

Quelle:
Prof. Dr. Peter Albers, Kassel; Prof. Dr. Thomas Ebert, Fürth; Prof. Dr. Kurt Miller, Berlin; Prof. Dr. Manfred Wirth, Dresden: Satellitensymposium „Die systemische Therapie des fortgeschrittenen Prostatakarzinoms“; Düsseldorf, 21. September 2005, veranstaltet von sanofi aventis, Frankfurt/Main. 

Apothekerin Dr. Petra Jungmayr

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