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Apothekerverband Schleswig-Holstein: Große Koalition in Bund und Land

KIEL (tmb) | Eine SPD-Gesundheitsministerin in einer großen Koalition, wie sie künftig für den Bund erwartet wird, gibt es bereits auf Landesebene. Dr. Gitta Trauernicht, Ministerin für Soziales, Gesundheit, Familie, Jugend und Senioren des Landes Schleswig-Holstein, stellte im Rahmen der Mitgliederversammlung des Apothekerverbandes Schleswig-Holstein am 22. Oktober in Kiel ihre Sicht der Gesundheitspolitik auf Bundesebene und ihre Vision des Gesundheitsstandortes Schleswig-Holstein dar.

Dabei würdigte sie die Rolle der Apotheker und bezeichnete sie als "wichtige Verbündete unserer Gesundheitspolitik". Der Apothekerverband unterstütze tatkräftig die "Gesundheitsinitiative" der Landesregierung, arbeite engagiert an der Gesundheitskarte und habe mit dem Hausapothekenkonzept Pionierarbeit bei der Einführung der Integrierten Versorgung geleistet. Dieser Vertrag entspreche exakt der gesundheitspolitischen Linie der Regierung, die die Strukturgräben zwischen den Versorgungsbereichen überwinden wolle.

Reformen auf Bundesebene

Die vorige Gesundheitsreform auf Bundesebene sei besser als ihr Ruf. Das GMG habe auf bessere Wirtschaftlichkeit sowie auf Qualitäts- und Patientenorientierung gezielt und Veränderungsdynamik ins System gebracht. Auf der Kostenseite habe die Reform schnell gewirkt, was die Krankenkassen schneller als vom Gesetzgeber gefordert zum Abbau ihrer Schulden genutzt hätten. Darüber hinaus würden die strukturellen Maßnahmen, beispielsweise Fallpauschalen im Krankenhaus, langfristig Kosten senken.

Andererseits warnte die Ministerin vor der Vorstellung, es werde jemals eine echte Gesundheitsreform mit dauerhafter Wirkung geben, stattdessen seien immer wieder neue Ansätze nötig. Die Forderung nach mehr Geld im System werde dabei ebenso wenig helfen wie reine Kostendämpfung. Stattdessen müsse die Komplexität des Gesundheitswesens beachtet werden, was in den derzeitigen Koalitionsverhandlungen auf Bundesebene auch geschehe. Dabei müssten Einnahmen und Ausgaben berücksichtigt werden.

Foto: DAZ / tmb
"Wichtige Verbündete": SPD-Gesundheitsministerin Trauernicht bat die Apotheker in Schleswig-Holstein um die Mitarbeit bei den Veränderungsprozessen 
im Gesundheitswesen.

Als Finanzierung erwarte sie künftig weder eine Kopfpauschale noch die Bürgerversicherung, wohl aber eine Entlastung von versicherungsfremden Leistungen, beispielsweise bei der Mitversicherung von Kindern, und die Einbeziehung weiterer Einkommensarten. Auf der Ausgabenseite müssten verstärkt Wettbewerbsaspekte genutzt werden, aber es dürfe keinen ruinösen Wettbewerb geben, denn die gute Versorgung aller Menschen müsse sichergestellt werden.

Gesundheitsstandort Schleswig-Holstein

Für die Umsetzung der Veränderungsprozesse stelle das Land Schleswig-Holstein Diskussionsforen bereit. Dabei gehe es beispielsweise um den verstärkten Wettbewerb unter Krankenhäusern, der zu besserer Versorgung führe und daher nicht unter den Gesichtspunkten des Bettenabbaus und des Arbeitsplatzabbaus diskutiert werden sollte.

In der Integrierten Versorgung strebe das nördlichste Bundesland einen Spitzenplatz an, wobei Qualität vor Quantität gehe. Daher würden gezielt Projekte gegen Brustkrebs und für die Geriatrie ausgebaut. Auch das Konzept des Landes für die elektronische Gesundheitskarte sei eine Spitzenleistung, für die sie auf eine bundesweite Umsetzung hoffe.

Als weitere besondere Gesundheitsprojekte hob die Ministerin die Protonentherapie, die Spitzentechnologie für die Ausstattung von Operationsräumen, die Vernetzung von Reha- und Wellnessangeboten und die Prävention hervor. Mit einer neuen Phase der Gesundheitsinitiative in Schleswig-Holstein solle ein zukunftsgerichteter Dialog eröffnet werden und die Innovationskraft des Landes genutzt werden. Dabei hoffe die Ministerin weiterhin auf die selbstbewusste Mitwirkung der Apotheker.

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