Prisma

Der Begriff "Metabolisches Syndrom" ist unklar

Das Konzept des "Metabolischen Syndroms" muss neu überdacht werden, fordern deutsche Herzspezialisten. Das Metabolische Syndrom, das als Vorstufe von Typ-2-Diabetes, Arteriosklerose und Herz-Kreislauferkrankungen gilt, sei nicht eindeutig definiert und werde uneinheitlich verwendet. Außerdem sei nicht geklärt, wie und ob es therapiert werden soll, hieß es bei der 29. Herbsttagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie.

Das Metabolische Syndrom gilt gemeinhin als Vorstufe von Diabetes, Arteriosklerose und Herz-Kreislauf-Krankheiten. Häufig wird es so definiert, dass mindestens drei der folgenden Risikofaktoren vorliegen müssen: zu großen Hüftumfang, überhöhte Triglyceridwerte, überhöhter Blutdruck, zu niedriges HDL-Cholesterin, erhöhte Blutzuckerwerte. Es existieren jedoch auch eine Reihe anderer, davon abweichender Definitionen. "Wir sollten bei unseren Patienten besser nicht ein Metabolisches Syndrom diagnostizieren, weil sie sonst glauben, dass es sich dabei um eine Krankheit handelt", so Prof. Dr. Diethelm Tschöpe, Bad Oeynhausen. "Tatsächlich jedoch weisen solche Patienten bloß ein Bündel Risikofaktoren für Gefäßerkrankungen auf, die sich jedoch in vielen Fällen nicht zu einem höhern Risiko aufaddieren, als es die einzelnen Risikofaktoren mit sich bringen."

Das Konstrukt des Metabolischen Syndroms sei sinnvoll gewesen, um die Aufmerksamkeit darauf zu lenken, dass gewisse Risikofaktoren für koronare Herzkrankheiten bei bestimmten Menschen zur Clusterbildung neigen, betonte Tschöpe, schränkte jedoch ein: "Die vorliegende Datenlage und die fehlenden Informationen werfen die Frage auf, ob es zu rechtfertigen ist, dass die medizinische Wissenschaft Millionen Menschen eine angebliche Krankheit zuschreibt, die nicht auf sicheren Fundamenten steht." ral

Quelle: 29. Herbsttagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie, 16. Jahrestagung der Arbeitsgruppen Herzschrittmacher und Arrhythmie; 6. bis 8. Oktober 2005, Dresden

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