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AOK will Ärzte aufs Land schicken

BERLIN (ks). Erst kürzlich hat die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) wieder vor einem Ärztemangel gewarnt - insbesondere in den ländlichen Regionen Ostdeutschlands. Ein Pflichtjahr für junge Ärzte in den unterversorgten ländlichen Gebieten, wie es die AOK vorgeschlagen hat, lehnen die Ärzteverbände jedoch ab.

Johann-Magnus von Stackelberg, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des AOK-Bundesverbandes, hatte vergangene Woche erklärt, mit finanziellen Mitteln alleine werde es nicht gelingen, junge Ärzte aufs Land zu locken. Benötigt würden hierfür innovative Ideen. So sei etwa ein Pflichtjahr in unterversorgten Gebieten vor der eigentlichen Niederlassung eine "einfache und wirkungsvolle Lösung" des Problems. Von Stackelberg betonte, dass grundsätzlich die Kassenärztlichen Vereinigungen für eine flächendeckende Versorgung mit ärztlichen Leistungen sorgen müssten. Könne dies in einigen Regionen nicht erreicht werden, müssten sich die Selbstverwaltungen der Ärzte auch zu unpopulären Maßnahmen durchringen. Ein Jahr als Landarzt sei nicht nur jedem jungen Mediziner zumutbar, sondern sei auch eine wertvolle medizinische und menschliche Erfahrung, sagte von Stackelberg. Bei den Ärzteverbänden kam die Idee nicht gut an: "Mit noch mehr Bürokratisierung und Reglementierung wird der Arztberuf auch und gerade in unterversorgten Gebieten nicht attraktiver werden", sagte der Vizepräsident der Bundesärztekammer, Andreas Crusius. Er forderte die Krankenkassen auf, "ihren Teil der Verantwortung wahrzunehmen und umgehend die "fortwährende Demotivation der Gesundheitsberufe" einzustellen.

Der Vize-Vorsitzende des Verbands der niedergelassenen Ärzte Deutschlands (NAV-Virchow-Bund), Hans-Martin Hübner, sprach von einem "an Absurdität nicht zu überbietenden Vorschlag": Er wäre ein tiefer Eingriff in die Berufsfreiheit, der "an die Notstandsgesetzgebung früherer Zeiten" erinnere. Der sich immer stärker abzeichnende Ärztemangel ist Hübner zufolge vor allem von Politik und Krankenkassen verschuldet. Deren ständige Eingriffe in die Vergütung der ambulanten Versorgung böten keine Planungssicherheit bei der Niederlassung mehr.

Auch bei der KBV hält man nicht allzu viel von dem AOK-Vorschlag: "Wir wollen die Idee nicht verdammen, aber sie kommt nur in Frage, wenn es zappenduster wird", sagte KBV-Sprecher Roland Stahl. Geeigneter sei das hauseigene Maßnahmenpaket der KBV: So wolle man Praktika vermitteln, um junge Ärzte an das Land zu gewöhnen. Zudem gebe es finanzielle Anreize, sich als Arzt in unterversorgten Regionen niederzulassen.

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