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Wiesenauer: "Homöopathie ist besser als Placebo!"

(diz). Die Homöopathie ist erneut in die Kritik von Wissenschaftlern und Verbraucherschützern geraten. Eine Schweizer Meta-Analyse kommt zu dem Schluss, dass die Wirkung der Homöopathie allein auf dem Placeboeffekt beruht, Autoren der Stiftung Warentest zählen die Homöopathie aus ähnlichen Gründen zu den "wenig geeigneten" Heilmethoden. Wir fragten bei Deutschlands Homöopathie-Papst Dr. Markus Wiesenauer nach, was er dieser Kritik an der Homöopathie entgegensetzen kann.

DAZ: Herr Wiesenauer, derzeit kommt es ja knüppeldick für die von Ihnen vertretene homöopathische Therapierichtung. Zunächst die Lancet-Publikation (siehe DAZ Nr. 35, S. 17) und jetzt auch noch die Stiftung Warentest (siehe AZ Nr. 40). Woran liegt es, dass die Homöopathie beides Mal so schlecht weg kommt?

Wiesenauer: Sowohl die in Lancet erschienene Meta-Analyse als auch die auf bloße Literaturrecherche beruhende Publikation der Stiftung Warentest basieren ausschließlich auf Ergebnissen klinischer Studien, ohne jedoch Vollständigkeit anzustreben. Sprich - es gibt eine Vielzahl an Studien, die von beiden Autorenteams einfach nicht berücksichtigt wurden.

Und im Übrigen kommt eine vollständige Literaturauswertung der Carstens-Stiftung im Auftrag der WHO zu einem anderen und ganz eindeutigen Ergebnis: Homöopathie ist deutlich besser wirksam als Placebo!

DAZ: Bei der Stiftung Warentest kommt ja die Mehrzahl der alternativen Verfahren schlecht weg...

Wiesenauer: Die Homöopathie ist kein alternatives Verfahren, sondern gehört zu den "besonderen Therapierichtungen". Im Übrigen ist die Homöopathie in der Praxis eine therapeutische Option mit Möglichkeiten und Grenzen. Mir ist völlig schleierhaft, was die beiden von Stiftung Warentest beauftragten Autorinnen bewegt, von Akupunktur bis Zelltherapie alles in einen Topf zu werfen und dann auch noch Verfahren wie die Bioresonanz in einem Atemzug zu nennen. Das erinnert mich sehr an den Theriak.

DAZ: Bemerkenswert auch der Appell des Warentest-Bereichsleiters, wonach "der GKV-Leistungskatalog auf die Schulmedizin beschränkt..." bleiben sollte?

Wiesenauer: Bei soviel Inkompetenz kann ich mein Stirnrunzeln kaum verbergen. Der Herr Bereichsleiter möge sich erst informieren, dann parlieren. Denn die "untersuchten" Methoden sind keineswegs im Leistungskatalog der GKV enthalten. Weder die homöopathische Anamnese noch ihre Arzneimittel werden - von der zu vernachlässigenden Ausnahme Kinder bis zum 12. Lebensjahr - von der GKV bezahlt.

Speziell zur Homöopathie fällt mir der triviale Spruch ein: Es kann nicht sein, was nicht sein darf. Denn es ist doch bemerkenswert, dass in allen Erprobungsmodellen der gesetzlichen Krankenkassen, die beispielsweise zur Akupunktur und Homöopathie durchgeführt wurden, sich ein eindeutiger therapeutischer Benefit, eine größere Patientenzufriedenheit und eine Kostenersparnis gezeigt haben.

DAZ: Was sagen Sie Patienten, die durch diese Presseäußerungen verunsichert sind?

 

Wiesenauer: Zunächst einmal kann ich eine Verunsicherung bei den Patienten in der Praxis nicht feststellen. Und Patienten, die gezielt zu einem homöopathischen Arzt gehen, lassen sich durch solche Medienberichte keinesfalls irritieren. Gelegentlich werde ich sogar von meinen Patienten daraufhin angesprochen, was denn die Urheber mit dieser Verunglimpfung wieder für ein strategisches Ziel verfolgen. Dieses Eindrucks kann man sich ja auch nicht erwehren.

DAZ: Und unsere Apothekenkunden?

Wiesenauer: Aus meinem pharmazeutischen Netzwerk weiß ich, dass die Situation in der Offizin vergleichbar ist. Menschen, die auf Grund eigener, also erlebter Erfahrung davon überzeugt sind, lassen sich zu Recht nicht verunsichern. Und andere Menschen wiederum, die seither "nix von ≠Hömopathie'" hielten, werden sich bestätigt fühlen. Dies kommentiere ich mit der hinlänglich bekannten Weisheit, wonach viele Wege nach Rom führen. Letztlich ist es ein Ausdruck von therapeutischem Pluralismus.

DAZ: Vielen Dank für das Gespräch!

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