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Apotheker als Partner der Patienten

Ja natürlich, so sehen wir uns, und so sehen uns auch viele PatientInnen. Aber der Deutsche Apothekertag 2005 spiegelte dies nicht durchgängig wider. Immerhin ließ sich in den Arbeitskreisen erkennen, dass eingefahrene Gleise durchaus noch spannende Nebenstrecken bieten können. Aber dann immer diese Fremdworte! Pharmakoökonomie, Pharmakovigilanz - und dann als Krönung ein Antrag zu "soft skills"! Man mag zu Anglizismen stehen, wie man will, aber wer diesen Begriff noch im Lexikon nachschlagen muss, hat wohl in den letzten Jahren um alles im Zusammenhang mit Kommunikation einen weiten Bogen gemacht. Einem Industrievertreter blieb ob der Ablehnung dieses Antrages nur entsetztes Kopfschütteln. Denn es wird ja immer deutlicher: Unzulängliche Beratungsleistungen in der Apotheke sind nicht darauf zurückzuführen, dass das nötige Fachwissen fehlt. Vielmehr können es die Beratenden nicht an den Patienten bringen.

Beschämend für die Apothekerschaft war die Ablehnung eines Antrages zum Filialapotheker. Die Behörden in den verschiedenen Bundesländern bewerten die Rechtslage sehr unterschiedlich. Dieser Antrag sollte bewirken, dass die ApothekerInnen mit den zuständigen Behörden gemeinsam nach einem gangbaren Weg suchen. Nun werden also weiter in einigen Bundesländern Filialapotheken nicht zugelassen, weil die Filialapotheker als "normale", nicht als leitende Angestellte angestellt werden. Leitende Angestellte haben jedoch mehr Kompetenzen (z.B. im Personalbereich), die sich auch im Gehalt niederschlagen. Filialapotheken mit einem manchmal sogar nur "halben" Filialapotheker als Leiter widersprechen eklatant den geltenden Gesetzen und Verordnungen im Sinne einer persönlichen Leitung der Apotheke. Das Abbügeln dieses Antrages zeigte deutlich, dass nicht einmal ein Problembewusstsein vorhanden ist. Ein Seminar am Samstag Nachmittag hätte aufklären können, aber Berufspolitiker und Apothekenleiter (bis auf einen) wurden dort nicht gesichtet.

Im Übrigen war der Apothekertag dadurch bestimmt, dass die ApothekerInnen ihre Position im Gesundheitswesen noch einmal deutlich behaupteten. Für Interdisziplinarität sorgten Vertreter der Ärzteschaft und vom Verbraucherschutz auf den Diskussionspodien. Nach der Hektik der vergangenen Jahre, die durch neue Gesetze bestimmt waren, gab es dieses Jahr ein eher lustloses und langweiliges Abnicken von Anträgen. Belebt wurde die Diskussion immer dann, wenn Anträge aus dem Kreis von Forum Leipzig/ADEXA aufgerufen wurden. Offenbar benötigt die Hauptversammlung ein Feindbild, an dem sie sich abreagieren kann. Fatal, denn wer schon aufstöhnt, wenn ein solcher Antrag aufgerufen wird, der zeigt, dass er die Grundlagen der Kommunikation und die berühmten "soft skills" nicht beherrscht - und genauso wird dann auch die Situation in seiner Apotheke sein. Oder liegt es daran, dass diese Anträge von Frauen gestellt werden? Angesichts eines Anteils von 84 Angestellten unter 278 Delegierten (und von insgesamt 89 Frauen) zeigt sich wieder einmal, dass die Verhältnisse auf dem Apothekertag nicht einmal annähernd die Wirklichkeit widerspiegeln.

Insa Heyde

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