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Ärztemangel weitet sich aus

BERLIN (ks). Schon seit langem warnen die Berufsorganisationen der Ärzteschaft vor einem Ärztemangel in Deutschland. In den kommenden Jahren werden immer mehr Mediziner in den Ruhestand gehen - ärztlicher Nachwuchs ist jedoch kaum in Sicht. Diese Befürchtung untermauert nun eine aktuelle Arztzahl-Studie der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) und der Bundesärztekammer (BÄK), die am 27. September in Berlin vorgestellt wurde.

Bis zum Jahr 2010 werden der Studie zufolge 40.340, bis 2015 sogar 74.449 der derzeit noch in Praxen und Krankenhäusern tätigen Mediziner in Ruhestand gehen. Die meisten Abgänge (33.750) wird es bei den Fachärzten geben. Bei sechs Facharztgruppen - darunter Augen- und Frauenärzte - waren schon im vergangenen Jahr rückläufige Entwicklungen zu beobachten. Den vorläufigen Höhepunkt der Ruhestandswelle erwarten BÄK und KBV 2006: Dann werden 6000 ambulant tätige Mediziner ihre Zulassung zurückgeben. Die Studie zeigt auch, dass bereits jetzt bundesweit Engpässe in Krankenhäusern sowie in der ambulanten Versorgung in Ostdeutschland auftreten. Zudem steigt das Durchschnittsalter der niedergelassenen Mediziner beständig: Lag es 1993 noch bei 46,6 Jahren, kletterte es 2004 auf 50,8 Jahre.

Mangel vor allem in den neuen Ländern

KBV-Vorstand Andres Köhler wies darauf hin, dass bis zum Jahr 2015 fast die Hälfte aller derzeit niedergelassenen Mediziner in den Ruhestand gehen werden. Besonders betroffen seien die neuen Länder. Hier werden in den nächsten zehn Jahren allein 23.500 Ärzte ausscheiden. "Wir entfernen uns Tag und Tag mehr von dem Anspruch, eine flächendeckende und wohnortnahe Versorgung für alle Menschen in diesem Land bereitzustellen", betonte Köhler. Ärztemangel sei an vielen Orten bereits Realität - wenn auch in unterschiedlicher Ausprägung und Intensität.

Arztberuf hat an Attraktivität verloren

Als Gründe für diese Entwicklung nannte BÄK-Präsident Jörg-Dietrich Hoppe die schlechten Bedingungen in Klinik und Praxis. Diese seien gekennzeichnet durch hohe Arbeitsverdichtung, ausufernde Bürokratie und schlechte Bezahlung. All dies führe dazu, "dass zunehmend mehr Ärzte Ausschau nach Alternativen zur kurativen Medizin halten", so Hoppe. Sorgen bereite BÄK und KBV vor allem, dass immer mehr junge Leute ihr Medizinstudium abbrechen. Schlossen es 1993 noch 11.555 Akademiker ab, so waren es im Jahr 2003 nur noch 8947.

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