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Heil- und Hilfsmittel unter Beobachtung

BERLIN (ks). Die Ausgaben der gesetzlichen Krankenkassen für Heil- und Hilfsmittel sind in den vergangenen Jahrzehnten so stark gestiegen wie in sonst keinem Bereich. Bezogen auf ihren relativen Anteil an den GKV-Gesamtausgaben erhöhten sie sich in den alten Bundesländern von 1970 bis 2003 um rund 200 Prozent. Von 1991 bis 2003 stieg der Ausgabenanteil im gesamten Bundesgebiet um 42,6 Prozent. Was es damit auf sich hat, zeigt der neue Heil- und Hilfsmittelreport der Gmünder Ersatzkasse (GEK), der am 28. September in Berlin vorgestellt wurde.

Während die Ausgabenentwicklung im Arzneimittelmarkt in aller Munde ist, wachsen die GKV-Ausgaben für Heil- und Hilfsmittel fast unbemerkt. Im vergangenen Jahr standen die Ausgaben für Rollstühle, Sehhilfen, Ergotherapie und Co. mit 8,2 Mrd. Euro bundesweit an fünfter Stelle aller Leistungen. Die GEK will mit ihrem nun zum zweiten Mal erschienenen Heil- und Hilfsmittelreport Licht ins Dunkel dieses Leistungsbereichs bringen.

Professor Gerd Glaeske, Co-Autor des Reports, machte deutlich, dass der demographische Wandel auch weiter zu steigenden Ausgaben bei den Hilfsmitteln führen wird. Qualität und Effizienz müssten deshalb dringend verbessert werden. Zugleich müsse die Qualifikation der Verordner verbessert werden, damit die Hilfsmittel richtig ausgewählt werden. Glaeske sprach sich in diesem Zusammenhang mit der Einführung einer Positivliste für Heilmittel aus. Er beklagte zudem die große Intransparenz, die in diesem Marktsegment herrscht. Anders als bei Arzneimitteln gebe es hier keine Lauer-Taxe oder einheitliche Formulare. Überschaubar sei lediglich der Anteil der Hilfsmittel, der über die Apotheken abgerechnet werde.

Glaeske verwies auch auf regionale Unterschiede bei der Verordnung von Heil- und Hilfsmitteln. Auffällig sei etwa, dass in der Region Nordbaden überdurchschnittlich viele Hilfsmittel verschrieben werden. Auch bei den Arzneimittelausgaben ist dieser KV-Bereich Spitzenreiter. Dieser "überzufällige Mehrbedarf" bei Hilfsmitteln führe folglich nicht zu einem Weniger bei den Arzneimitteln, erklärte Glaeske. Eine Substitution - etwa Krankengymnastik statt Rheumamittel - finde offenbar nicht statt.

GEK-Chef Dieter Hebel stellt angesichts dieser Entwicklungen drei zentrale Forderungen: Neben mehr Ausgabentransparenz hält er eine personenbezogene Versorgungsforschung, die den Zusammenhang zwischen Heil- und Hilfsmitteln untersucht, für notwendig. Zudem müssten Untersuchungen zu Unter-, Über- und Fehlversorgung angestellt werden. Entsprechende Forderungen stellte auch der Sachverständigenrat im Gesundheitswesen in seinem letzten Gutachten auf.

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