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Wer kauft Boots Healthcare International?

FRANKFURT (tmb). Das Fusionsfieber der Pharmaunternehmen hat von den Herstellern patentgeschützter Arzneimittelinnovationen mittlerweile auf die Produzenten von OTC-Arzneimitteln übergegriffen. So gehört auch der jüngste Übernahmekandidat, über den an den internationalen Börsen spekuliert wird, zu den Herstellern nicht-verschreibungspflichtiger Produkte: Boots Healthcare International (BHI), eine Tochtergesellschaft der britischen Boots-Gruppe, soll zum Verkauf stehen.

Unter den Herstellern von OTC-Arzneimitteln, die zumeist wesentlich kleiner als die forschenden Unternehmen sind, gilt BHI als vergleichsweise großer Brocken mit einem Jahresumsatz von etwa 770 Mio. Euro und einem operativen Jahresgewinn von etwa 130 Mio. Euro. Über den erwarteten Besitzerwechsel berichtete nach einigen Agenturmeldungen auch das Handelsblatt in seiner Ausgabe vom 19. September. Demnach gelten der britische Pharmakonzern GlaxoSmithKline und die deutsche Bayer als besonders interessiert. Nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters stünden außerdem Novartis, Pfizer und der Konsumgüterhersteller Reckitt Benckiser auf der Interessentenliste.

Der Boots-Konzern erwarte einen Verkaufserlös von über 1,7 Mrd. Pfund, obwohl Analysten den Wert zwischen 1,4 und 1,5 Mrd. Pfund ansetzen. Nach Darstellung des Handelsblattes will Boots-Chef Richard Baker die Hälfte des Verkaufserlöses in die Erneuerung der Boots-Apothekenfilialen investieren. Der Restkonzern würde sich damit stärker auf das Endverbrauchergeschäft konzentrieren. Die Übernahme durch einen Global Player würde einen Trend fortführen. Während sich einige forschende Unternehmen aus dem OTC-Bereich zurückziehen, bauen andere diesen Sektor aus und interessieren sich zunehmend, wie beispielsweise Novartis, für OTC- und Generika-Hersteller. Damit können sie ihre Risiken aus der für Rückrufe und Schadenersatzforderungen anfälligen Forschungstätigkeit durch das weniger spektakuläre konsumnahe Geschäft diversifizieren. Noch deutlicher ist die Wertschätzung für das OTC-Geschäft im Fall von Bayer.

Das Unternehmen, das mit der Ausnahmemarke Aspirin schon immer einen großen Anteil am OTC-Markt hatte, baut diesen Bereich zunehmend aus und übernahm erst Ende 2004 die OTC-Sparte von Roche. Daher würde BHI auch gut zu Bayer passen, das seine besondere Stärke im OTC-Markt weiter ausbauen könnte. Auch in Börsenmeldungen werden Bayer gute Chancen eingeräumt, weil eine Übernahme von BHI durch GlaxoSmithKline an einem möglichen Widerspruch der britischen Kartellbehörden scheitern könnte. Bayer soll bereits ein Angebot für BHI abgegeben haben. Für die Apotheker ist die steigende Wertschätzung für OTC-Unternehmen eine gute Nachricht. Denn sie ist ein deutliches Zeichen, dass der OTC-Markt als aussichtsreich gilt und damit auch eine immer interessantere Ertragsquelle für die Apotheken wird.

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