Arzneimittel und Therapie

Bortezomib gegenüber Dexamethason überlegen

Bortezomib ist der erste Vertreter einer Substanzklasse mit völlig neuartigem Wirkprinzip, der Proteasomen-Inhibition. Diese greifen einen Enzymkomplex an, der eine zentrale Rolle bei der Aufrechterhaltung der Homöostase von Zellen, bei Zellwachstum und Apoptose spielt. Zurzeit ist Bortezomib (Velcade®) zur Zweit-Linien-Therapie des multiplen Myeloms zugelassen.

Zunächst war Bortezomib nur zur Behandlung von Patienten zugelassen worden, bei denen nach mindestens zwei vorangegangenen Therapiezyklen mit anderen Wirkstoffen erneut eine Progression der Erkrankung aufgetreten war. Kurze Zeit später erfolgte die Zulassungserweiterung für die Zweit-Linien-Therapie, so dass Bortezomib jetzt bereits beim ersten Rezidiv als Monotherapie angewendet werden kann.

Vergleich Bortezomib vs. Hochdosis-Dexamethason

Basis dieser Zulassungserweiterung waren die Ergebnisse der APEX-Studie (Assessment of Proteasome Inhibition for Extending Remissions). Im Rahmen dieser randomisierten multizentrischen Phase-III-Studie wurde eine Bortezomib-Behandlung mit einer Behandlung mit hochdosiertem Dexamethason bei Myelompatienten mit ein bis drei vorangegangenen Therapien verglichen. Die 669 Patienten wurden in zwei Gruppen randomisiert. In der Bortezomib-Gruppe (n = 333) wurde eine intravenöse Bolus-Injektion (1,3 mg Bortezomib/m² Körperoberfläche) an den Tagen 1, 4, 8 und 11 über acht jeweils dreiwöchige Zyklen mit anschließender Behandlung an den Tagen 1, 8, 15 und 22 über drei jeweils fünfwöchige Zyklen verabreicht. Die Patienten der Dexamethason-Gruppe (n = 336) erhielten das Glucocorticoid hochdosiert (40 mg oral) an den Tagen 1 bis 4, 9 bis 12 und 17 bis 20 über jeweils vier fünfwöchige Zyklen und anschließend an den Tagen 1 bis 4 für fünf jeweils vierwöchige Zyklen. Patienten, die auf Dexamethason randomisiert worden waren, konnten anschließend bei Fortschreiten der Erkrankung in einer begleitenden Studie auf Bortezomib umgestellt werden.

Progressionsfreies Überleben signifikant verlängert

Primärer Endpunkt der Studie war die Zeit bis zur Progression der Erkrankung, zu den sekundären Endpunkten zählten beispielsweise die Responderrate, das Gesamtüberleben, das Ein-Jahres-Überleben und die Zeit bis zum ersten Auftreten einer schweren Infektion.

Die kombinierten Raten für vollständiges und teilweises Ansprechen auf die Behandlung lagen bei 38% für Bortezomib und 18% für Dexamethason. Bezüglich der Zeit bis zur Progression war die Bortezomib-Behandlung der Dexamethason-Behandlung ebenfalls signifikant überlegen (6,2 versus 3,5 Monate). Die Ein-Jahres-Überlebensrate betrug 80% bei Patienten unter Bortezomib und 66% bei Patienten unter Dexamethason. Damit konnte das Mortalitätsrisiko durch den Proteasomen-Inhibitor um 41% gesenkt werden. In der Subpopulation der Patienten (n = 251), die vor Studienbeginn mit nur einer anderen Therapie vorbehandelt worden waren, lag beispielsweise die Zeit bis zur Progression bei 7,0 versus 5,6 Monaten und damit höher als in der Gesamtpopulation.

Nebenwirkungen nicht unbeträchtlich

Zu den häufigsten unerwünschten Wirkungen einer Bortezomib-Therapie zählen periphere Neuropathie, Thrombozytopenie und gastrointestinale Beschwerden wie Durchfall, Verstopfung, und Übelkeit. Bei 121 Patienten (37%) der Bortezomib-Gruppe musste die Behandlung wegen zu starker Nebenwirkungen abgebrochen werden. Aber auch unter der Vergleichsmedikation waren die unerwünschten Wirkungen nicht unbeträchtlich. Insgesamt wurden unerwünschte Ereignisse von Grad 3 oder 4 bei 75% der Patienten unter Bortezomib und bei 60% der Patienten unter Dexamethason berichtet.

Hoffnung auf Einsatz in First-line-Therapie

Die Daten der Studie legen die Hoffnung nahe, dass Bortezomib in Zukunft vielleicht auch schon in der First-line-Therapie des multiplen Myeloms eingesetzt werden könnte, dazu sind jedoch noch weitere Untersuchungen nötig. Vor diesem Hintergrund sollte auch ein Blick auf die Therapiekosten geworfen werden: Bei einem Behandlungsregime über etwa neun Monate wie in der APEX-Studie verursachte Bortezomib Kosten von 45.760 Dollar, die Dexamethason-Behandlung dagegen 170 Dollar.

Apothekerin Dr. Claudia Bruhn

 

Quelle
Richardson, P. G.; et al.: Bortezomib or high-dose dexamethasone for relapsed multiple myeloma. N. Eng. J. Med. 352, 2487 – 2498 (2005).
Dispenzieri, A.: Bortezomib for Myeloma
–  much ado about something. N. Eng. J. Med. 352, 2546 – 2548 (2005).
www.multiples-myelom.de

 

Das multiple Myelom

oder Plasmozytom ist ein Tumor des B-Zell-Systems und die zweithäufigste Blutkrebsart. Maligne monoklonale Plasmazellen infiltrieren das Knochenmark und führen zu Symptomen wie Knochenschmerzen, pathologischen Frakturen und Hypercalcämien.

Etwa 80% der Patienten sterben innerhalb der ersten fünf Jahre nach Ausbruch der Erkrankung. In den USA wird für 2005 mit 11.000 Todesfällen gerechnet. In der Krebsmortalität-Statistik der Bundesrepublik Deutschland von 1995 wurden 2947 Sterbefälle registriert.

Medikamentös wird das multiple Myelom mit verschiedenen Regimen, die Glucocorticoide (z. B. Dexamethason, Prednison), Alkylanzien (z. B. Cyclophosphamid), Anthrazykline (z. B. Doxorubicin), Thalidomid, Vinca-Alkaloide, gefolgt von autologer Stammzelltransplantation, enthalten, behandelt.

1 Kommentar

Al-amyloidose

von Klotzbücher am 20.06.2019 um 3:05 Uhr

Bereits nach 2 gaben bortozomid könnte gemessen ,Kappa leicht Ketten von 40 auf 21und die Lambda Leicht Kette von ca.500 auf ca.300 gesenkt werden

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