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Die Aus-Wahl

"Wahl ist eine Veranstaltung zur Überprüfung der demoskopischen Vorhersagen", meinte der Fernsehmoderator und Journalist Robert Lembke. Man könnte vor allem bei dieser Wahl angesichts der täglichen Politbarometer und Meinungsumfragen geneigt sein, ihm zuzustimmen.

Nur noch wenige Tage, ja Stunden trennen uns von dieser "Überprüfung". Es ging zwar auch in den vergangenen Wahljahren, so weit ich mich erinnern kann, hoch her in Wort-, Sprüche- und Plakatschlachten, aber irgendwie kommt es mir dieses Mal wesentlich heftiger vor. Das mag an der relativ kurzen Zeitspanne bis zum Wahlsonntag aufgrund der um ein Jahr vorgezogenen Wahl liegen. Das mag aber auch – mit Fokus auf das Gesundheitssystem – daran liegen, dass in der nächsten Legislaturperiode vermutlich große Veränderungen anstehen, und zwar unabhängig davon, welche der beiden großen Parteien an die Macht kommt. Denn beide haben sich vorgenommen, unser Krankenversicherungssystem zu reformieren: Bürgerversicherung oder Gesundheitsprämie sind die Alternativen, beide Versionen haben ihre Vor- und Nachteile.

Fokussieren wir unseren Blick noch stärker bis hin zur Apothekenebene, dann haben wir in den letzten Wochen auf diversen Talkveranstaltungen im Fernsehen, aber auch in regionalen Veranstaltungen, die eine oder andere Bemerkung von Politikern aufnehmen können, die nachdenklich stimmt. Grundsätzlich bekennen sich zwar alle Politiker zum Erhalt des Apothekerberufs, zu seiner fundierten Ausbildung, zur Beratungs- und Informationsleistung des Apothekers. Bei vielen anderen Fragestellungen zeigen sich allerdings Unterschiede. Mit den radikalsten Veränderungswünschen haben sich in den letzten Wochen Die Grünen geoutet.

Deutlich und klar plädieren sie für die Abschaffung des Fremd- und Mehrbesitzverbots: Die Grünen wollen die Apothekenkette. Sie glauben, so den Wettbewerb im Apothekenbereich zu verstärken, was sich letztlich auf die Arzneimittelpreise auswirken soll. Woher man die Gewissheit nimmt, dass sich das alles positiv auf das Gesundheitswesen, auf die Apotheken auswirken soll, verraten sie nicht. Stehen doch alle Länder, in denen Apothekenketten mit Fremdbesitz möglich sind, in keiner Weise besser da als Deutschland mit seinem Fremdbesitzverbot und der kleinen Mehrbesitzregelung.

Auf mehr Wettbewerb im Arzneimittel- und Apothekenbereich allerdings müssen wir uns wohl in Zukunft einstellen, denn dies scheint für die Parteien aller Couleur ein Zauberwort zu sein, mit dem man glaubt, Wirtschaftlichkeitsreserven mobilisieren zu können. Und genauso deutlich wird einem gesagt, dass es natürlich keine Bestandsgarantie für die heutige Zahl an Apotheken geben kann. Unsere Umfrage unter den Gesundheitsexperten der großen Parteien (siehe DAZ 34, S. 69) ergab aber auch, dass an der grundsätzlichen Apothekenpflicht von Arzneimitteln nichts geändert werden soll. Da hat man immerhin eingesehen, dass dies viel mit Verbraucherschutz zu tun hat, und der steht bei allen oben an.

Die Ansichten und Vorstellungen über das Gesundheitswesen sind in einem Parteiprogramm natürlich nicht alles. Es sind auch all die anderen politischen Faktoren wie z. B. Außenpolitik, Rente, Arbeitsmarkt, Bildung, Umwelt und nicht zuletzt die Steuerpolitik zu berücksichtigen. Gehen Sie zur Wahl, treffen Sie Ihre Auswahl, Sie haben die Wahl. Damit Sie dann nicht mit Schiller sagen müssen: "Ach! Es war nicht meine Wahl!"

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Danke für Ihre Wahl bei der LA-Pharm-Umfrage zu den Apothekenfachzeitschriften. Knapp 1000 Apothekerinnen, Apotheker und PTA wurden im vergangenen Halbjahr von der Arbeitsgemeinschaft LA-Med befragt, welche Apothekenfachzeitschriften sie lesen, wie oft, wie gerne und was sie an ihnen schätzen. Spitzenreiter als meistgelesener Titel war wie beim letzten Mal die Zeitschrift "PTAheute" aus dem Deutschen Apotheker Verlag. Bei den Zeitschriften, die sich an Apothekenleiter und approbierte Mitarbeiter richten, liegt die Spitzengruppe aus Pharmazeutischer Zeitung (PZ), Deutscher Apotheker Zeitung (DAZ) und Apotheker Zeitung (AZ) weit vor allen anderen Titeln. Über dieses Ergebnis freuen wir uns und danken Ihnen, dass Sie DAZ und AZ abonniert haben, lesen und schätzen. Das war und ist zumindest eine gute Wahl.

Peter Ditzel

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